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Black Dagger 09 - Seelenjäger

Black Dagger 09 - Seelenjäger

Titel: Black Dagger 09 - Seelenjäger
Autoren: J.R. Ward
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ihr eine Art Instinkt ein: »Lass mich raten, es geht um eine arrangierte Ehe?«
    »Ehen. Mehrzahl. Um genau zu sein.«
    Jane verzog das Gesicht. Auch wenn seine Zukunft keine Auswirkungen auf das große Ganze ihres eigenen Lebens haben würde, drehte ihr aus irgendeinem Grund die Vorstellung, dass er ein Ehemann wurde – der Mann vieler Frauen –, den Magen um.

    »Ähm … wie viele Frauen denn?«
    »Darüber möchte ich nicht sprechen, okay?«
    »Okay.«
    Ungefähr zehn Minuten später rollte ein alter Mann in der Uniform eines englischen Butlers ein Wägelchen mit Essen herein. Die Auswahl kam ihr vor, als sei sie im Vier Jahreszeiten gelandet: Es gab belgische Waffeln, Erdbeeren, Croissants, Rühreier, heiße Schokolade, frisches Obst.
    Der Anblick war wunderbar.
    Janes Magen ließ ein deutliches Knurren hören, und ehe sie sich versah, häufte sie sich den Teller voll, als hätte sie seit einer Woche nichts zwischen die Zähne bekommen. Als sie bei der dritten Tasse Schokolade war und die zweite Portion halb vertilgt hatte, erstarrte sie plötzlich, die Gabel im Mund. Meine Güte, was musste nur V von ihr denken. Sie futterte ja wie ein Scheunendr…
    »Ich finde es toll«, sagte er.
    »Ehrlich? Du findest es tatsächlich nicht schlimm, dass ich mir den Teller volllade wie ein Internatsschüler in der Kantine?«
    Er nickte mit leuchtenden Augen. »Ich liebe es, dir beim Essen zuzusehen. Versetzt mich in Hochstimmung. Ich möchte, dass du weitermachst, bis du im Sessel einschläfst. «
    Gefesselt von seinen Diamantaugen sagte sie: »Und … was würde dann passieren?«
    »Ich würde dich in dieses Bett tragen, ohne dich zu wecken, und mit dem Dolch in der Hand über dich wachen.«
    Dieser Höhlenmenschen-Stil sollte eigentlich nicht so anziehend sein. Immerhin konnte sie auf sich selbst aufpassen. Aber Junge, Junge, die Vorstellung, jemand würde sich so um sie kümmern, war … sehr angenehm.
    »Iss auf.« Er deutete auf ihren Teller. »Und nimm noch Schokolade aus der Thermoskanne.«

    Verdammt wollte sie sein, aber sie gehorchte. Einschließlich einer vierten Tasse heiße Schokolade.
    Als sie sich mit dem Becher in ihren Sessel zurücksinken ließ, war sie selig satt.
    Ohne bestimmten Grund sagte sie: »Die Sache mit dem Vermächtnis kenne ich. Mein Vater war Chirurg.«
    »Aha. Dann muss er wahnsinnig stolz auf dich sein. Du bist grandios.«
    Jane ließ das Kinn sinken. »Ich glaube, er hätte meine Karriere zufriedenstellend gefunden. Besonders, wenn ich an der Columbia genommen würde.«
    »Hätte?«
    »Er und meine Mutter sind tot.« Sie fuhr fort, weil sie das Gefühl hatte, zu müssen. »Sie starben beim Flugzeugabsturz einer kleinen Maschine vor etwa zehn Jahren. Sie waren auf dem Weg zu einer Konferenz.«
    »Das tut mir wirklich leid. Vermisst du sie?«
    »Das wird jetzt schlimm klingen … aber eigentlich nicht. Sie waren Fremde, mit denen ich zusammenleben musste, wenn ich nicht gerade in der Schule war. Aber meine Schwester habe ich immer vermisst.«
    »Gütige Jungfrau, sie ist auch tot?«
    »Ein angeborener Herzfehler. Ist eines Nachts ganz schnell passiert. Mein Vater dachte immer, dass ich Medizin studiert habe, weil er für mich ein Vorbild war. Aber ich tat es, weil ich wütend wegen Hannah war. Und es immer noch bin.« Sie nahm einen Schluck Schokolade. »Jedenfalls hat Vater immer geglaubt, dass Medizin der höchste und beste Sinn für mein Leben wäre. Ich weiß noch genau, wie er mich ansah, als ich fünfzehn war, und er mir sagte, dass ich Glück hätte, so schlau zu sein.«
    »Also wusste er, dass du wirklich etwas erreichen können würdest.«
    »Darum ging es ihm nicht. Er sagte, so wie ich aussähe,
hätte ich keine besonders guten Aussichten, vorteilhaft zu heiraten.« Auf Vs Schnauben hin lächelte sie. »Vater lebte im falschen Jahrhundert, er hätte ins viktorianische Zeitalter gehört. Er war der Meinung, Frauen sollten in erster Linie heiraten und sich um ein großes Haus kümmern.«
    »Das war ganz schön mies, einem jungen Mädchen so etwas zu sagen.«
    »Er hätte es ehrlich genannt. Er glaubte an Ehrlichkeit. Sagte immer, Hannah sei die Hübsche von seinen Töchtern. Natürlich fand er sie auch flatterhaft.« Mein Gott, warum erzählte sie ihm das? »Wie dem auch sei, Eltern können ganz schöne Problemfälle sein.«
    »Ja, das kannst du laut sagen. Sehr laut.«
    Als sie beide verstummten, hatte sie das Gefühl, dass er ebenfalls im Kopf sein Familienalbum
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