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Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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hörten wir andere Geschichten: vier oder fünf gescheiterte Ehen, ein Kind, das bei einem Wohnungsbrand ums Leben kam, ein schwerer Verkehrsunfall mit Fahrerflucht, ein längerer Aufenthalt im texanischen Staatsgefängnis von Huntsville.
    »Dave, ich kann’s nicht glauben«, sagte er grinsend. »Wir haben uns vor zehn oder zwölf Jahren das letzte Mal in New Orleans gesehen. Damals warst du bei der Polizei.« Ich konnte mich auch daran erinnern. Es war in einem drittklassigen Schuppen in der Nähe der Canal Street gewesen, einem jener Löcher, wo sie Berühmtheiten vergangener Zeiten noch eine Chance geben, die Gäste aber selbst während der Auftritte einen Höllenlärm veranstalten und den Entertainern die wüstesten Beleidigungen an den Kopf werfen.
    Er setzte sich neben mich und gab mir, fast als sei es ihm erst jetzt eingefallen, die Hand.
    »Pfeifen wir uns ein paar ein und quatschen ein bißchen«, sagte er und wies die Serviererin an, mir ein Bier und einen Highball zu bringen.
    »Danke, nein, Dixie«, sagte ich.
    »Meinst du damit, es ist zu spät oder zu früh am Tag, oder bist du etwa ganz weg von dem Stoff?«
    »Ich geh jetzt zu diesen Versammlungen. Du weißt schon, was ich meine.«
    »Teufel, ja. Dazu braucht man Mumm, Mann. Kann ich dir nur meine Bewunderung für aussprechen.« Der glasige Schimmer in seinen Augen verriet den Alkoholiker. Er sah mich kurz an, zwinkerte und wirkte dabei, als sei es ihm peinlich.
    »Hab in der Zeitung gelesen, was deiner Frau zugestoßen ist. Tut mir leid.«
    »Danke.«
    »Hat man die Kerle geschnappt, die’s getan haben?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Hmm«, sagte er und musterte mich einen Augenblick. Ich spürte, daß er sich allmählich unbehaglich fühlte angesichts der Erkenntnis, daß ein zufälliges Treffen mit einem alten Freund noch keine Garantie dafür ist, gemeinsam schönen Erinnerungen nachzuhängen. Dann lächelte er wieder.
    »Bist du noch bei der Polizei?« fragte er.
    »Ich betreibe einen Bootsverleih mit Fischködergeschäft südlich von New Iberia. Gestern abend kam ich hierher, um ein paar Ersatzteile für die Kühlboxen zu besorgen, bin aber durch den Sturm hängengeblieben.«
    Er nickte. Dann schwiegen wir beide.
    »Spielst du hier irgendwo, Dixie?« sagte ich. Ein Fehler.
    »Nein, damit ist es vorbei. Nach dem Ärger in Texas hab ich’s nicht mehr ernsthaft versucht.«
    Er räusperte sich und fischte sich eine Zigarette aus der Schachtel in seiner Hemdtasche.
    »Sag mal, Schätzchen, wie wär’s, wenn du mir meinen Drink von der Bar rüberbringst.«
    Die Serviererin lächelte, legte den Putzlappen zur Seite, mit dem sie die Theke abgewischt hatte, und ging in den Nachtclub nebenan.
    »Weißt du von dem Scheiß in Texas?« sagte er.
    »Ich denk schon.«
    »Alkohol am Steuer, keine Frage, und abgehauen bin ich auch. Aber der Kerl hat ein Stoppschild überfahren. Ich hatte keine Chance, ihm auszuweichen. Aber seinen kleinen Sohn hat’s nun mal erwischt. Verdammt hart, mit so was zu leben.« Mit dem Daumennagel ritzte er Muster in seine Papierserviette. »Viele Leute wollen’s aber auch nicht vergessen.«
    Ich wußte nicht, was ich darauf erwidern sollte. Er tat mir leid. Dabei schien er kaum anders als der Junge, den ich einst gekannt hatte, nur daß er jetzt meistens unter Strom stand. Mir fiel ein Zitat aus einem Artikel in  Newsweek über Dixie Lee ein, das ihn treffender charakterisierte als alles, was ich sonst über ihn gelesen hatte. Ob irgendein Mitglied seiner Band Noten lesen könne, hatte ihn der Reporter gefragt. »Yeah«, lautete Dixies Antwort, »einige können’s, aber das schadet der Musik kein bißchen.« Weil ich irgend etwas sagen mußte, fragte ich ihn schließlich, was er denn jetzt so treibe.
    »Verpachtungen«, sagte er. »Wie Hank Snow immer sagte: ›Vom alten Montana bis runter nach Alabama.‹ Ich komm ganz schön rum. Überall, wo’s Öl und Kohle gibt. Und der Kies stimmt auch, Partner.«
    Die Serviererin stellte ihm seinen Bourbon mit Wasser hin. Er trank einen Schluck und zwinkerte ihr über das Glas hinweg zu.
    »Freut mich, daß es dir gutgeht, Dixie«, sagte ich.
    »Yeah, ist ’n angenehmes Leben. Ein Cadillac Kabrio und alle paar Wochen 'ne neue Adresse, ist jedenfalls besser als trocken Brot und Grütze.« Er schlug mir auf die Schulter. »Teufel, ist sowieso alles Rock 'n' Roll, Mann.«
    Ich nickte gutgelaunt und sah durch die Durchreiche, wie die schwarze Köchin mein Essen aus der Pfanne kratzte und
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