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Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen
Autoren: Horst Eckert
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zahllose Scheinwerfer hingen daran. Einige brannten, andere wurden ein- oder ausgeschaltet. Leute im Blaumann liefen umher, Typen mit Baseballkappen und Walkie-Talkies; aber Kameras oder Schauspieler bemerkte Ben nicht. Neben ihnen wurden große, bemalte Spanplatten aufgerichtet und zusammengenagelt. Es sah weder nach Watzmann aus noch nach einem richtigen Haus.
    »Werd nicht ungeduldig, Ben«, sagte Ria. »Wir haben doch schon die genaue Beschreibung eines wichtigen Zeugen, vielleicht ist es sogar der Täter. Und vielleicht kann uns die Tochter sagen, wer das ist.«
    »Vielleicht, vielleicht.«
    Der Produktionsassistent steckte das Handy weg. »Sorry. Ich erfahre gerade, dass die Schauspieler einen Tag off haben.«
    »Off?«
    »Ja, drehfrei. Sorry. Nora Fabian können Sie erst morgen wieder hier antreffen.«
    Das hätte er ihnen auch gleich sagen können.
    Beim Hinausgehen lief ihnen der Blitz -Reporter über den Weg. Ben nahm Alex Vogel beiseite, außerhalb der Hörweite der anderen, während Brilli-Boy unbekümmert auf Ria einquasselte.
    »Alex, ich hab was für dich«, sagte Ben leise. Der Bulle und der Schreiberling, eine alte Bekanntschaft zum gegenseitigen Nutzen. Geben und Nehmen – Infos und Kohle. »Ein toter Promi, ermordet.«
    Der schmächtige Vogel winkte ab. »Ich weiß, Feinkost-Fabian. Wenn du etwas wirklich Neues hast, ruf mich an.«
    »Seit wann interessiert sich der Blitz nicht mehr für Blutgeschichten?«
    »Da sind schon längst Kollegen dran. Zu denen kein Wort! Die sollen selbst recherchieren. Du arbeitest nur für mich, verstanden?«
    »Wie bei uns. Die Konkurrenz sitzt im eigenen Haus.«
    »Du hast mich verstanden.«
    »Alex, du hättest die Leiche sehen sollen. So viel Blut könnt nicht einmal ihr auf die erste Seite packen.«
    »Na prima, aber mich interessiert zurzeit nur das Watzmannhaus. Die Mutter aller Seifenopern. Backstage-Geschichten für die Hausfrau in der Kittelschürze. Der ganze Tratsch. Jeden Tag eine Blitz -Geschichte, weil unser Verleger auch bei Pro-Sat mit drinhängt. Weißt du, was das bedeutet? Jeden Tag hängt mir der Lokalchef in den Ohren: Denk an die Kittelschürze! Harte Arbeit, sich ständig was aus den Fingern zu saugen, das sag ich dir. Ich bin mehr in diesen blöden Studios als in der Redaktion.«
    Ben ließ sich nicht abwimmeln. Vogel kannte Gott und die Welt und sicher auch den Toten. »Es gibt Berührungspunkte, Alex. Der Star deiner Seifenoper ist die Tochter des Toten. Wir arbeiten an der gleichen Geschichte. Lass uns kooperieren, gib mir einen Tipp!«
    Der Reporter riss die Augen auf und hackte seinen Zeigefinger in Bens Brustbein. »Bingo, Großer! Am Samstag hatte die Diva ihren ersten Arbeitstag hier. Und gleich nach Drehschluss war auch der dicke Kaviar-Dealer da. Es soll Krach gegeben haben in der Garderobe. Gib mir die schmutzigen Details! Fünfmal Clara Schumann, wenn du mir steckst, worum es ging! Abgemacht?«
    »Abgemacht.«
    »Sehen wir uns heute Abend im Notorious? «
    »Abgemacht.« Ben rieb sich die Brust. Das würde einen blauen Fleck geben.
    Er ließ Vogel stehen, fragte Brilli-Boy nach der Adresse Nora Fabians und schickte Ria zum Herumhören in die Garderoben.
    Bingo: Krach zwischen Tochter und Vater am Vortag des Mordes.
    Bingo: Ein mögliches Motiv.
    Und Bingo: Fünf Scheine vom Blitz – die Nebeneinnahmen flossen weiter.
     
     
    10.
     
    Beobachtungsposten in der Goldsteinstraße, Innenstadt. Jugendstilhäuser mit Parkblick. Hier würden die Makler einem Polizeibeamten im gehobenen Dienst keine Chance geben. Jeder Kokaindealer hatte es da leichter, dachte Tom.
    Ein Haus am Park wäre ideal für Tobi, seinen Kleinen. Tom hatte sich vorgenommen, den Aufstieg zu schaffen, bevor er alt und grau werden würde. Sein Sohn sollte stolz auf ihn sein.
    Der Vectra stand zum Glück im Schatten. Toms zweites Zuhause. Bönte kam von der Imbissbude zurück. Frikadellen mit Kartoffelsalat und Mineralwasser, das nach Dose schmeckte. Wenigstens war es kalt.
    Bönte sagte: »Du siehst doch ein, dass es besser war, dass ich zwei Streifenwagen angefordert habe? Du hättest da unmöglich allein reingehen können. Auch wenn wir außer dem Spaghetti niemanden gesehen haben. Hätte doch jemand drin sein können. Das tut man einfach nicht.«
    Tom nickte eifrig. »Völlig klar.«
    Er ärgerte sich über Fröhlich, den Dicken. Ungerührt und ohne jede Anerkennung hatte er Toms Bericht entgegengenommen und ihn zurück zu Bönte geschickt. Hoffentlich würden die
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