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Bitter Love

Bitter Love

Titel: Bitter Love
Autoren: J Brown
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zu sprechen   – ich redete an allen Schulen im Umkreis über das, was mir zugestoßen war. Meine Therapeuten meinten, das würde mir helfen. Kann gut sein, dass sie recht hatten. Jedenfalls kam es mir richtig vor, das zu tun. Auch wenn ich mich dabei manchmal wie ein Freak fühlte oder Cole plötzlich doch zu vermissen begann, und obwohl es Tage gab, an denen ich hinterher schluchzend in meinem Auto saß und keine Ahnung hatte, wie ich es bis nach Hause schaffen sollte.
    Und ein Teil der Zeit war nötig, damit Bethany und Zack mir verzeihen konnten.
    Das klingt, als wären sie verbittert und hasserfüllt gewesen und hätten nichts mehr mit mir zu tun haben wollen, aber so war es nicht. Sie waren einfach verletzt. Und das konnte ich ihnen nicht zum Vorwurf machen. Es dauerte eine Weile, bis sich diese Verletztheit legteund das Gefühl zurückkehrte, dass   … na ja, dass ich wieder zu ihnen gehörte. Cole hatte mich von ihnen weggeholt, und auch wenn ich jetzt wieder da war, wussten sie anscheinend trotzdem nicht mehr recht, was sie mit mir anfangen sollten.
    Ansonsten ging das Leben einfach weiter. Jedenfalls für alle, die nicht vollgepumpt mit Schmerzmitteln im Bett lagen und bei jedem Versuch, sich umzudrehen, zusammenzuckten. Und die nicht verzweifelt zu vergessen suchten, was sie gemocht hatten an dem Jungen, der ihnen gerade noch die Hand gehalten hatte. Für sie ging das Leben einfach weiter.
    Da waren die Schulprüfungen, die Abschlussfeier und der Ball. Da waren Sommerpartys. Kinofilme. Minigolf-Nachmittage und Verabredungen und College-Einführungstermine. Das alles zusammen war das Leben, doch an mir ging es vorbei. Und zwar nicht, weil ich körperlich nicht in der Lage gewesen wäre, daran teilzunehmen. Ich schaffte es emotional nicht. Es gab Tage, an denen ich das Bett nicht verlassen konnte, nicht wegen meiner Verletzungen und Narben, sondern weil mir die Vorstellung, aufzustehen und der Welt ins Auge zu sehen, zu erschreckend vorkam und ich keinen Sinn darin sah. Auf eine seltsame Art hatte Cole mir verschafft, wonach ich mich all die Jahre über gesehnt hatte. Durch das, was er mir angetan hatte, begriff ich endlich, wie verstört meine Mutter gewesen sein musste und warum sie sich so eigenartig verhalten hatte. Ich erfuhr, was Trostlosigkeit bedeutet. Verzweiflung. Tiefe Trauer.
    Bethany ging aufs College, so wie sie es immer vorgehabt hatte. Und zwar drei Staaten weiter, was sichmanchmal anfühlte, als wäre sie am anderen Ende der Welt. Sie fand neue Freundinnen und Freunde, kam mit einem Jungen zusammen, der Bryce hieß, machte bei einer Gruppe von Umweltaktivisten mit und trat einer Studentinnenvereinigung bei. Angeblich war diese Verbindung eher wissenschaftlich orientiert, doch Bethany erzählte so beschwingt davon, dass ich den Eindruck bekam, Feiern und Spaßhaben waren dort nicht gerade Nebensache.
    Zack bekam einen Job auf einem Kreuzfahrtschiff   – »erst mal nur als Kellner«, hatte er gesagt, aber er legte es darauf an, eine Rolle in einer der Shows an Bord zu ergattern. Er war tatsächlich manchmal am anderen Ende der Welt. Und er rief fast nie an.
    Doch als Bethany und Zack in den Weihnachtsferien nach Hause kamen und wir im Food-Court des Einkaufszentrums zusammen Smoothies tranken, fragte ich wegen Colorado. Und obwohl die beiden erst einen dieser zögernden Blicke tauschten, die ich inzwischen so gut kannte, waren sie einverstanden.
    »Das ist unser Geschenk an uns selbst, wisst ihr noch?«, sagte ich, obwohl für mich in Wahrheit etwas anderes zählte: Ich wollte die Sache zu Ende bringen. Meine Fragen über Mom waren beantwortet. Jetzt war es Zeit, loszulassen, und dafür brauchte ich diese Reise. Ich wollte von mir sagen können, dass ich meinen großen Plan in die Tat umgesetzt hatte. Nicht nur Bethany konnte hartnäckig und beharrlich sein, sondern ich auch   – zumindest ein bisschen.
    Die Fahrt war wie in einem Roadmovie: Wir zuckelten in dem Campingbus, den Zacks Opa für uns gemietethatte, gemütlich die Straßen entlang, alle drei dicht aneinandergedrängt auf der vorderen Sitzbank, lachten viel und schubsten uns gegenseitig, spielten Autokennzeichen-Bingo, futterten Unmengen von Kartoffelchips und wechselten uns hinterm Steuer ab.
    Gleich nachdem wir die Grenze zu Colorado passiert hatten, hielten wir auf dem Parkplatz einer Tankstelle an und machten uns Sandwiches, die wir oben in der Schlafkabine verdrückten, hinter geschlossenen Vorhängen und mit großem
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