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Bist du verliebt, Mami?

Bist du verliebt, Mami?

Titel: Bist du verliebt, Mami?
Autoren: Nora Roberts
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Haustieren.«
    »Tatsächlich?« Sein Adamsapfel hüpfte so heftig auf und ab, dass Ben ihr beinahe leidtat. »Ich werde danach Ausschau halten.« Zu Cooper gewandt, fuhr Zoe fort. »Schön, dass Sie sich hier wohlfühlen. Jetzt muss ich zur Arbeit.«
    »Sie gehen aus?«, platzte Cooper heraus. »In diesem Aufzug?«
    Ihre Lippen zuckten. »Normalerweise bin ich so angezogen, wenn ich die Kinder zur Schule fahre, aber ich dachte, heute trage ich es zur Abwechslung einmal zur Arbeit. Sie kennen das Restaurant vielleicht: ›Shadows‹. Ich bin dort Bedienung. Schönen Abend noch. War nett, Sie kennenzulernen, Ben.«
    Sie ging weiter zu ihrem Auto. Nein, verbesserte Cooper, »gehen« war viel zu profan für diesen beunruhigend wiegenden Gang. Beide Männer starrten ihr noch nach, als sie schon längst rückwärts aus der Einfahrt rangiert war.
    »Deine Vermieterin?« Ben flüsterte beinahe vor Ehrfurcht. »Das war deine Vermieterin?«
    »Ich glaube schon.« So hatte sie nicht ausgesehen, als er hier gewesen war, um den Mietvertrag zu unterschreiben. Dass sie schön war, war ihm von Anfang an aufgefallen. Doch die ersten beiden Male hatte sie weniger beunruhigend gewirkt. Heute war sie so … so … Cooper fand das passende Wort nicht. Verflixt, sie war Mutter. Mütter durften nicht so aussehen. »Sie hat ein Kind.«
    »Tatsächlich. Was für eins?«
    »Ich glaube, es handelt sich um ein menschliches Wesen.«
    »Sehr komisch.«
    »Einen Jungen«, fügte Cooper abwesend hinzu. »Ungefähr so hoch.« Er hielt die ausgestreckte Hand etwa einen Meter über den Boden.
    »Sie hat nicht nur ein Kind, sondern auch atemberaubende Beine. So hoch.« Ben deutete mit der Hand auf seinen Hals. »Cooper, du bist wirklich ein Glückspilz. Meine Vermieterin hat Arme wie ein Sumo-Ringer mit einer tätowierten Eidechse drauf. Deine könnte für eine Sonderausgabe des ›Playboy‹ posieren.«
    »Sie ist Mutter«, wiederholte Cooper halblaut.
    »Ich hätte jedenfalls nichts dagegen, zu ihr nach Hause zu kommen und mich mit Milch und Keksen verwöhnen zu lassen. Bis morgen in der Redaktion.«
    »Ja, natürlich.« Noch lange stand Cooper stirnrunzelnd vor dem Haus. Mütter dürften nicht so aussehen, dachte er wieder. Ihr Äußeres sollte Vertrauen und Geborgenheit vermitteln – Mütterlichkeit eben. Er atmete tief aus und hoffte, das eigenartige Gefühl in seiner Magengegend würde schnell weggehen.
    Schließlich war Zoe nicht seine Mutter.
    Um Mitternacht brannten Zoes Füße wie Feuer. Der Rücken tat ihr weh, und in den Armen hatte sie ein Gefühl, als habe sie Mühlsteine geschleppt statt Tabletts mit Getränken. Sie hatte sechs unsittliche Anträge abgewehrt. Zwei waren so komisch gewesen, dass sie mit einem Scherz darüber hinweggegangen war, einer so beleidigend, dass sie dem Kerl ihren Pfennigabsatz in den Fuß gebohrt hatte, und die anderen hatte sie wie üblich einfach ignoriert. So etwas gehörte zu ihrem Job, und sie regte sich nicht mehr darüber auf.
    Die Bar hatte ihren Namen von den Schatteneffekten der Neonbeleuchtung. Das Dekor erinnerte an die fünfziger Jahre, und die Kellnerinnen waren entsprechend geschmacklos aufgeputzt. Dafür waren die Trinkgelder großzügig und die Gäste – jedenfalls größtenteils – harmlos.
    »Zweimal Hauswein weiß, ein Schwarzer Russe und einmal koffeinfreier Kaffee.« Nachdem Zoe dem Barkeeper ihre Bestellung gegeben hatte, rollte sie die schmerzenden Schultern.
    Hoffentlich hatte sich Keenan ohne allzu großes Theater ins Bett bringen lassen. Den ganzen Tag über war er quengelig gewesen, was bedeutete, dass er seine Erkältung fast überwunden hatte. Am Morgen war er direkt wütend geworden, als sie ihm erklärte, er könne noch nicht wieder zur Schule gehen.
    Von mir hat er das nicht, dachte Zoe. Ich habe jede Gelegenheit wahrgenommen, den Unterricht zu schwänzen. Jetzt, mit fünfundzwanzig, bereute sie, dass sie ihre Schulbildung so vernachlässigt hatte. Wenn sie sich Mühe gegeben und die Aufnahmeprüfung fürs College abgelegt hätte, würde sie sich heute nicht mit Gelegenheitsjobs durchschlagen müssen.
    Stattdessen besaß sie einen Oberschulabschluss, den sie nicht wirklich verdient hatte, und servierte Männern, die ihr in den Ausschnitt starrten, Drinks.
    Doch Zoe war nicht der Typ, der verpassten Gelegenheiten nachtrauerte. Was auch immer sie falsch gemacht hatte – der größte Preis gehörte ihr. Keenan. In ein oder zwei Jahren würde sie genug gespart haben, um Weste
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