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Bis zum bitteren Ende

Bis zum bitteren Ende

Titel: Bis zum bitteren Ende
Autoren: Jak Koke
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absoluter Klarheit, wie Axler im Fallen ihre Verbindung zur Aussichtsplattform durchtrennte und dann durch die Luft flog wie eine winzige Puppe, weg vom Turm.
    Ryan drehte sich in der Luft, korrigierte zu stark und verlor die Kontrolle, als er auf sie zu schoß.
    Axler bewahrte eine erstaunliche Ruhe und Gelas senheit im Fallen. Sie sah dem Tod ins Auge, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Ryan flog heran, da seine Kontrolle über den neuen Körper mit jedem Augenblick wuchs. Er streckte die Hinterbeine aus und packte sie. Die Klauen, die einmal seine Füße gewesen waren, hatten scharfe Krallen, und er versenkte sie in ihren Bauch und in eines ihrer Beine.
    »Ahh!« Axler schrie und knirschte ob der Schmerzen mit den Zähnen, als seine Krallen in ihr Fleisch eindrangen.
    Der Boden flog ihnen entgegen, während Ryan versuchte, ihren Sturzflug abzufangen. Ihr zusätzliches Gewicht zog ihn unaufhaltsam nach unten. Auch in dieser Gestalt wog er nur wenig mehr als Axler. Er versuchte seine Magie anzuzapfen. Er wußte nicht, ob seine Flugfähigkeit magischer oder physikalischer Natur war, aber er würde alles versuchen.
    Meter hinter ihm schlug der Turm mit einem ohrenbetäubenden Krachen auf dem Boden auf und überschüttete Ryan und Axler mit einem Hagel winziger Steinsplitter. Metall kreischte und verbog sich hinter ihnen, da die Aussichtsplattform durch den Aufprall in Stücke gesprengt wurde. Glassplitter und verbogene Stahlfetzen bohrten sich in sie.
    Ryan ignorierte den Schmerz des Metallhagels und Hunderter winziger Schnitte. Er ignorierte den unmittelbar bevorstehenden Aufprall auf den Boden. Er konzentrierte sich ausschließlich auf seine Aura und diejenige seiner Freundin Kaylinn Axler. Seiner Freundin, die ihm mehr als einmal das Leben gerettet hatte. Er breitete die Flügel aus und zwang sich mit reiner Willenskraft zu fliegen.
    Baumwipfel streiften Axler, als Ryan ihren Sturzflug schließlich abfing und langsam Höhe gewann. Er hielt Axler fest und ging in einen konstanten Steigflug über.
    »Danke, Ryan«, sagte Axler. »Ich weiß nicht, was mit dir passiert ist - dieser neue Körper -, aber ich bin froh darüber.«
    Ryan grinste. Ich auch, Axler. Ich auch.
    Während er stetig höher stieg, projizierte Ryan seine Gedanken zu Dhin im Hubschrauber. Dhin, flieg schon voraus. Ich kann Axler noch eine Zeitlang tragen. Zumindest bis zur Grenze.
    Mit seinem scharfen Gehör schnappte Ryan Dhins Antwort in der physikalischen Welt auf, die leise wie aus weiter Ferne kam. »Wird gemacht, Boß.« Die Nase des Hubschraubers senkte sich ein wenig, und die Maschine setzte sich nach Norden in Bewegung.
    Ein Gefühl der Hochstimmung breitete sich in Ryan aus, als er in den Himmel schoß und Dhin folgte. Wir haben gewonnen, dachte er. Wir haben tatsächlich gewonnen.
    Wir haben Darke und Den Feind besiegt und sind noch am Leben.
    Wir alle außer Talon.

46
     
    Lucero materialisierte auf dem rissigen Felsvorsprung und sah sich um. Sie schien von diesem Ort magisch angezogen zu werden, und sie hatte das Gefühl, er sei ein guter Ausgangspunkt für ihre Suche nach den Überresten von Thaylas Licht und Lied. Der Ort der metaplanaren Brücke. Einst ein Ort unermeßlicher Schönheit und herzzerreißender Musik, hatte er sich in eine widerliche, stinkende Hölle verwandelt.
    Jetzt wuchs ein grüner Wald, reich an Bäumen und Gräsern, hinter ihrem Rücken, während sie über eine weiß gewaschene Wüste hinweg den Geist-Cyborg anstarrte, der am Rand der Klippe stand. Gleißendes silbernes Licht strahlte von ihm und dem Artefakt aus, das er hoch über dem Kopf hielt, während er den letzten Rest der Brücke am anderen Ende zerstörte, die mittlerweile kaum mehr als ein Vorsprung war.
    Als die Klippen auf beiden Seiten des Abgrunds völlig glatt und abgeschliffen waren, senkte der Cyborg das Artefakt, und das Licht wurde ein wenig matter. Lucero fiel auf, daß der Wald hinter ihr rasch wuchs, und sie mußte stetig zum Klippenrand vorrücken, um nicht eingeholt zu werden.
    Lucero hatte gelernt, daß sie mit ihrer Freiheit auch die Kontrolle über ihr Aussehen als Geist gewonnen hatte, und sie hatte es geändert, so daß sie wieder so aussah wie in ihrem früheren Leben als junges Mädchen. Jetzt sah sie wie eine kleine, zierliche Menschenfrau mit fein gemeißelten Zügen aus, mit wunderbar zarten Linien und ebenso zartem Knochenbau. Ihre Haut wies keinerlei Entstellungen durch Runennarben auf, welche eine Begleiterscheinung der Blutmagie
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