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Bis euch der Pfähler holt!

Bis euch der Pfähler holt!

Titel: Bis euch der Pfähler holt!
Autoren: Jason Dark
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der Wagen alt war und fast 200.000 Kilometer auf dem Buckel hatte.
    Es mußte klappen.
    Die Scheinwerfer warfen ihr bleiches Licht auf den schmalen Weg, den Marek hinabrollte.
    Von der linken Seite her erschien ein Schatten. Zuerst dachte er an ein Tier, aber Tiere waren nicht so groß, auch keine Wölfe, und ein Bär hatte den Wald ebenfalls nicht verlassen.
    Es war Horak, der taumelnd das Unterholz verließ, den Weg erreichte und beide Arme in die Höhe riß, als wollte er den fahrenden Wagen aufhalten.
    Im Licht der Scheinwerfer sah Marek ihn genau.
    Horak war ein Wüstling.
    Das knochige Gesicht mit der bleichen Haut, die bösen Augen, das fahle Haar, das klatschig auf seinem Schädel lag. Den Hut hatte er verloren.
    Er sah aus, als wollte er sich auf den VW stürzen.
    Marek gab Gas.
    Horak schrie seine Wut hinaus und warf sich im letzten Augenblick zurück. Er brach wieder in das Unterholz ein. Das letzte, was Marek von ihm sah, war ein hochgereckter Arm, dessen Hand Horak zu einer starken Faust geballt hatte.
    Ein Zeichen.
    Der Pfähler hatte es verstanden. Ihm war klar, daß er Horak nicht zu letztenmal gesehen hatte. Nur wollte er bei einer erneuten Begegnung die Bedingungen diktieren. Der Kampf war eingeläutet worden, und die Blutsauger sollten ihn haben. Wieder war es soweit.
    Das Jagdfieber verdrängte die Erschöpfung. Marek nahm sich vor, die Nacht durchzufahren. Er würde von seiner Heimatstadt Petrila aus die nächsten Vorbereitungen treffen. Es eilte.
    Und er hoffte, daß die fünf Vampire ihren Blutdurst noch lange zurückhalten konnten…
    ***
    In der letzten Nacht und auch in den frühen Morgenstunden hatte es in London das erste Glatteis gegeben. Was dem folgte, dafür gab es nur ein einziges Wort. Chaos!
    Nichts ging mehr. Weder vor noch zurück. Natürlich fuhren die U-Bahnen, aber um dorthin zu gelangen, mußten die Fahrgäste eben durchs Freie, und das war unmöglich.
    Nach dem Aufstehen hatte ich zuerst nichts davon bemerkt. Klar, ich wohnte im zehnten Stock, doch nach dem Duschen und Rasieren hörte ich die Warnungen aus dem Radio. Es gab keinen Sender, der sich nicht mit dem Glatteis beschäftigte und entsprechende Warnungen ausstrahlte. Als es an der Tür schellte, wußte ich schon vorher, daß Suko draußen stand. Grinsend betrat er meine Wohnung.
    »Hast du schon gefrühstückt?«
    »Nein.«
    »Dann können wir es uns gemütlich machen. Oder möchtest du unbedingt ins Büro rutschen?«
    »Nur wenn du mich trägst.«
    »Dazu habe ich wieder keine Lust.« Er ging in die Küche. Dort öffnete er den Kühlschrank und schaute hinein.
    »Was ist los?« fragte ich ihn, weil ich sah, wie er den Kopf schüttelte.
    »Viel hast du nicht zu bieten.«
    »Für mich reicht es. Ich wußte ja nicht, daß du hier erscheinst und Ansprüche stellst.«
    Er winkte ab. »Ich denke, daß ich mich mal bei mir umschaue. Da sieht es sicherlich besser aus.«
    »Willst du einen ausgeben?«
    »Deck lieber den Tisch, als hier dumme Fragen zu stellen.«
    Als Suko meine Wohnung verlassen hatte, packte ich Teller und Tassen auf den Tisch, legte Bestecke hinzu und konnte wenigstens einige Scheiben Toast rösten.
    Die Scheiben hatten schon Farbe gekriegt, als Suko zurückkehrte. Er trug einen Picknick-Korb, in den der Inhalt des Kühlschranks genau hineingepaßt hatte.
    »Kommt noch jemand?« fragte ich, als ich einen Blick darauf geworfen hatte.
    »Nein, warum?«
    »Dann ist das alles für uns beide.«
    »Klar.«
    Ich verdrehte die Augen. »Himmel, willst du mich denn mästen?«
    »Nein, John, von dir hat keiner gesprochen. Ich habe Hunger, und den lasse ich mir auch nicht nehmen.«
    »Ja, tu das.«
    Auf der Kaffeemaschine mit den beiden Platten hatte ich Kaffee und Tee gekocht. Beides servierte ich, während Suko noch den Tisch vollpackte.
    Er probierte den Tee. »Den hast du gekocht, wie?«
    »Ein Heinzelmännchen bestimmt nicht. Warum?«
    »Weil man es merkt.«
    »Willst du Kaffee?«
    »Noch schlimmer«, stöhnte er und blieb beim Tee. Suko hatte wirklich alles aus dem Kühlschrank geholt, sogar die Eier. Er briet sie in der Küche, denn ein Spiegelei mit Schinken schmeckt mir immer.
    Ich hatte mir das Telefon geholt und wählte die Nummer meines Büros.
    Ich rechnete damit, daß wegen des Glatteises noch niemand da war, und bekam große Ohren, als sich Glenda meldete. »Ha, du bist da?«
    »Natürlich«, erwiderte sie wie selbstverständlich.
    Ich kratzte mich an der Wange und am Kinn. »Daß du ein Engel bist, weiß
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