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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim
Autoren: Cliffhanger
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gar nicht der Fall war.
    »Ich weiß, wo die Verwaltung ist, Kumpel«, sagte ich. »Ich
wohne hier in der Gegend, schon vergessen?«
    »Oh nein, Freundchen.« Er zupfte sich am linken Ohr. Hatten
wir Streit gehabt, als er das letzte Mal Freilauf hatte? Ich konnte mich nicht
erinnern.
    Ich fuhr zum Verwaltungsgebäude, parkte am Eingang. Ich
drehte mich um und reichte ihm meine Karte. Al Glenwood,
stets zu Ihren Diensten, Tag und Nacht.
    »Soll ich Sie später wieder abholen?«, fragte ich.
    Er antwortete nicht, steckte einfach die Karte in die Tasche
und eilte die Stufen hinauf.
    »Ihnen auch einen angenehmen Nachmittag, General«, rief
ich hinter ihm her. Scheißmilitärs. Manchmal denke ich, soll Ian sie doch ruhig
haben.
    Ich fuhr nach Hause. Audrey war nirgends zu sehen. Ich
machte hinten im Wagen ein Nickerchen und fuhr dann um Viertel nach zwölf los,
Ted abholen.
    Ted Grogan: kleiner Mann, sehnig, Haare wie ein gestriegelter
Topfreiniger. Konnte ihn immer gut leiden. Ehrlicher Mann. Und mutig. Jeden
Sommer baumelte er die Hälfte seiner Freizeit an einem Seil, um die
Arschlöcher zu retten, die sich für Dorsets Antwort auf Sherpa Tensing hielten.
    Ted pflanzte sich auf den Beifahrersitz und schnupperte
die Politur. Er sah geschafft aus. Nickte knapp zur Begrüßung und schnallte
sich an. Ich legte den Gang ein, und wir glitten davon. Der Vanden Pias eignet
sich prima zum Gleiten. Ich warf einen Blick zur Seite. Teds Hände zitterten.
    »Spät geworden?«, sagte ich.
    »Könnte man so sagen. Sie ist abgehauen.«
    »Wer, deine Frau?«
    »Spinn nicht rum, Al. Miranda.«
    Ich behielt den Wagen auf der Straße, klaro, aber das
Lenkrad erbebte. Nur ganz kurz. »Was soll das heißen, abgehauen?«
    »Keine Ahnung. Wir hatten Zoff. Sie hat gesagt, das zwischen
ihr und Kim wäre jetzt wirklich für immer. Ich bin an die Decke gegangen, hab
vielleicht ein bisschen übertrieben. Hab gesagt, sie könnte mir für immer
gestohlen bleiben, wenn sie zu dem Mistkerl zurückgeht. Das wäre das dritte
Mal! Sie ist in Tränen ausgebrochen und weggelaufen.«
    »Zu Kim? Das würde Gaynor gar nicht gefallen.«
    »Das ist es ja gerade. Er sagt, er hat sie seit über einer
Woche nicht gesehen.«
    »Was ist mit Iris?«
    Iris war Teds Exfrau, Mirandas Mutter.
    »Die hat sie auch nicht gesehen. Keiner hat sie gesehen.
Sie kann Gott weiß wo sein.«
    Was ich da hörte, gefiel mir nicht, ganz und gar nicht.
Ich mochte Miranda. Miranda mochte mich. Ich hatte Miranda immer gemocht.
    »Wann ist denn das alles passiert?«
    »Gestern Nachmittag. Halb fünf, fünf. Sie hat ihre Tasche
geschnappt und ist aus dem Haus gerannt. Es hat draußen geschüttet, musst du
doch mitgekriegt haben. Windstärke drei. Nordost.«
    Ich behielt die Augen auf der Straße, bemüht, das Lenkrad
nicht noch fester zu umfassen. Ich konnte spüren, wie meine Knöchel weiß
wurden.
    »Hast du's auf ihrem Handy versucht?«
    »Natürlich hab ich's auf ihrem Handy versucht. Ich hab ihr
alle halbe Stunde auf die Mailbox gequatscht. Das Handy ist abgestellt. Sie
geht nicht ran.«
    »Was ist mit der Polizei? Hast du die angerufen?«
    »Ja klar, eine Stunde nachdem die Pubs zugemacht haben,
nachdem ich bei Iris und Kim nachgefragt hatte. Aber eine Zwanzigjährige, die
Krach mit ihrem Vater hat? Und die Hälfte der Männer im Stützpunkt mit zwei
Tagen Urlaub? Die haben gesagt, ich soll ein paar Tage abwarten.«
    »Und?«
    »Und scheiß drauf. Du fährst mich jetzt zur Polizei in
Wareham. Ich kenn da einen Beamten, DI Rump. Ich will, dass er herkommt, sich
umschaut, Fragen stellt. Und er soll bei Kim Stokie anfangen. Der Bursche
verliert schnell die Beherrschung, das weiß doch jeder.«
    Er drehte sich unbeholfen im Sitz zur Seite.
    »Warst du gestern zu Hause? Am Nachmittag?«
    »Was, Sonntag? Sicher.«
    »Hast du irgendwas von nebenan gehört? Irgendwas gesehen?«
    »Nein, soweit ich mich erinnern kann.«
    »Keinen Streit, kein Geschrei?«
    »Nein.«
    »Und Audrey?«
    »Ich glaub nicht. Ich werd sie fragen. Dieser Rump. Könnte
sein, dass er nicht gleich kommt. Die haben ihre Erfahrungen.«
    »Der kommt. Er schuldet mir noch was. Sein Filius ist mal in
Schwulitäten geraten, im Race. Da müssest
du dich eigentlich dran erinnern. Adam heißt er, Adam Rump.«
    Ich erinnerte mich. Der Race, oder Portland
Race, war eine Stromschnelle entlang der Küste, von St. Alban's
Head bis Portland Bill. Wer da hineingeriet, brauchte einen Schutzengel. Erst
recht, weil ein paar von den
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