Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim
Autoren: Cliffhanger
Vom Netzwerk:
ganz locker und träge, und wischte sich den Mund
ab.
    »Was ich nicht ganz verstehe, ist...« Ich stockte. In Anbetracht
der Geschehnisse war es ein gefährliches Thema. Und ich hatte keine Lust, Öl
ins Feuer zu gießen.
    »Ja, was denn?«
    »Na ja, als du aus dem Haus gegangen bist, da hätte ich
gedacht, so ein bisschen Du-weißt-schon-was wäre das Allerletzte, wonach dir
der Sinn stand. Aber als ich zurückkam, da warst du...«
    »In Stimmung?«
    »Ganz schön in Stimmung. Mehr in Stimmung als...«
    »Ich es sonst bin.«
    »Könnte man so sagen.«
    »Ich hab es gesagt.«
    »Die Sache ist nur, ich hab mich gefragt, was dich so in
Stimmung gebracht hat.«
    »Das kann ich mir denken. Wenn du das rausfändest, würdest
du's glatt in Flaschen abfüllen, wenn du könntest.« Sie lachte, als würde sie
sich an irgendwas erinnern.
    »Also, verrätst du's mir?«
    »Herrje, Al. Seit der Fahrt zur Polizeiwache hast du dich
in einen richtigen kleinen Inspector Columbo verwandelt. Nein, ich verrat es
dir nicht, aus dem einfachen Grund, weil es da nichts zu verraten gibt. Ich bin
wütend aus dem Haus und scharf zurückgekommen. Reicht dir das?«
    Nein, verdammt, absolut nicht, aber ich sagte nichts.
    »Aber mach dir bloß nicht allzu viel Hoffnungen. Das
passiert nicht jeden Nachmittag, das kann ich dir versprechen.«
    »Wie mir die Erfahrung sagt, wäre das auch ziemlich unwahrscheinlich.«
    »Aber nicht unangenehm.«
    »Unangenehm, nein. Beunruhigend, ja. Das war jetzt das
zweite Mal in zwei Tagen.« Ich beugte mich verschwörerisch vor. Nach einer
kleinen Nummer wird man schon mal leicht gesprächig, und davon hatten wir ja
nun reichlich gehabt. »Na los, Audrey, sag die Wahrheit. Ganz unter uns, wo
bist du hin, gestern?«
    Sie stand auf, zog sich den Rock wieder an. Stimmungsumschwung.
    »Hab ich dir doch gesagt, Al. Zum Kliff.«
    »Warum glaub ich dir nicht?«
    »Keine Ahnung. Warum denn?«
    Weil ich dort war, jemanden von der Klippe gestoßen hab,
deshalb.
     
    Ich ging nach draußen, den Wagen wegstellen. Auf dem Boden
im Fond lag eine Tasche. Major Fortingall hatte es so eilig gehabt, aus dem
Auto zu kommen, dass er seine Joggingsachen vergessen hatte. Ich würde sie also
zum Stützpunkt bringen müssen. Ich fuhr nicht gern da hin, wenn ich nicht
gerufen wurde. Andererseits, vielleicht fand ich ja für den Rückweg einen
Fahrgast, ein kleiner Seitenhieb für die Newdicks.
    Ich öffnete die Tür und nahm die Tasche heraus, um sie in
den Kofferraum zu legen. Ich weiß nicht, warum, denn schließlich hatte er mir
ja gesagt, was drin war, aber ich konnte nicht widerstehen, wollte mit eigenen
Augen sehen, was für eine Sorte Schwachkopf er war. Als ich den Reißverschluss
aufzog, sprangen sie mir fast ins Gesicht, weil sie so fest reingestopft waren:
schwarze Spitzen-BHs, rüschenbesetzte Schlüpfer, ein Schlangennest aus
Strümpfen. Darunter lag eine weitere Uniform, dunkelblau, auf der Brusttasche
all seine kleinen Rangabzeichen, und darunter noch mehr sexy Frauenklamotten,
kurze Röcke und hauchdünne Blusen, ein Täschchen mit Lippenstift und Eyeliner,
ein Paar High Heels wie von Mary Quant, voller schwarz-weißer Quadrate. Von
Nikes keine Spur.
    »Major, Major«, sagte ich und schnalzte mit der Zunge,
während ich einen weiteren BH aus einem Paar normaler Socken befreite. »Wenn
Sie sich beim Joggen mal bloß keinen Schnupfen holen, in dem Aufzug.«
    Ich drehte den BH in der Hand. Da passt einiges rein, in
das Ding, dachte ich. Hinter mir hustete jemand.
     
    ***
     
    I ch weiß nicht, wie das bei Ihnen
ist, aber ich hasse Überraschungen; Überraschungsgeschenke, Überraschungsgeburtstagspartys,
Leute, die aus Kuchen springen, Partystripper, den ganzen Unfug. Ich meine,
wer hat was davon? Sie nicht, ich nicht. Das Gleiche gilt für Streiche. Als ich
noch zur Schule ging, gab es immer irgendwelche Witzbolde, die auf die Tür vom
Klassenzimmer Mehlbomben legten, Plastikfolie über die Kloschüssel spannten,
einen im Hallenbad untertauchten, so was eben. Meine Antwort darauf war
schlicht und einfach. Ich rammte ihnen ein Knie in die Eier. Das war ihnen eine
Lehre.
    Auch Audrey hatte einen gewissen Hang zu Blitzen aus
heiterem Himmel: die Häkelarbeit, die sie mit in unsere Flitterwochen nahm; die
orangerote Sonnenbräune, die sie sich in Poole zulegte und die im Dunkeln
leuchtete. Einmal, zu meinem Vierzigsten, als ihr Alter Herr noch lebte, organisierte
sie eine Überraschungsparty für mich im Gemeindesaal des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher