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Binärcode

Binärcode

Titel: Binärcode
Autoren: Christian Gude
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übrigens von Anfang an anderer Meinung. Offensichtlich haben Ihre Vorgesetzten Sie unterschätzt, was die Schnelligkeit und den Erfolg Ihrer Ermittlungen angeht – und Ihren Widerstand gegen Anordnungen von oben. Sie hatten die naive Vorstellung, Sie würden einfach ein paar Tage ins Leere laufen und dann die Akte schließen .«
    Summers souveräne Ausstrahlung, der Duft seines Rasierwassers, seine tiefe, sonore Stimme lullten Rünz ein, er fühlte sich entspannt, sicher und friedlich wie der kleine Karl in der Schreinerei, während der Mittagspause, beim Altgesellen Friedrich auf dem Schoß.
    »Der Bundesgrenzschutz – so viel darf ich Ihnen ausrichten – hat vor einer halben Stunde auf dem Frankfurter Flughafen drei russische Staatsbürger festgesetzt. Die Männer wollten mit gefälschten Diplomatenpässen für einen Linienflug nach Moskau einchecken, einer der drei hatte schwere Brandverletzungen am Kopf, sie wollten angeblich eine Moskauer Spezialklinik aufsuchen, aber das Flugpersonal hielt ihn nicht für transportfähig und alarmierte den Sicherheitsdienst.«
    Charlis Vater grunzte befriedigt.
    »Wer ?« , fragte Rünz. »Und warum?«
    »Ein paar korrupte Mitarbeiter des russischen Inlandsgeheimdienstes, ein bestechlicher Techniker in der Botschaft in Berlin – der FSB hat das Netzwerk schon ausgehoben und Auslieferungsanträge gestellt. Tommaso war ein Mensch mit überirdischen Leidenschaften und Talenten und sehr irdischen Sorgen – Schulden. Er wollte mit seinen Talenten seine Probleme lösen, Informationen verkaufen, aber er war nicht sehr wählerisch bei der Auswahl seiner Kontakte .«
    »Also doch Industriespionage?«
    Summers schwieg .
    »Das Signal …«, sagte Rünz
    »Ob es echt ist? Glauben Sie mir, an den ESA-Standorten in Nordwijk, Villafranca, Frascati, Paris und Darmstadt haben sich in den letzten Tagen einige sehr intelligente Menschen die Köpfe heiß diskutiert über diese Frage. Und morgen werden diese Menschen hier im Europaviertel zusammenkommen und weiterdiskutieren. Einige Experten halten das Signal für eine Fälschung, und sie haben ein paar stichhaltige Argumente. Was den Anhängern dieser Fraktion Bauchschmerzen bereitet, sind …«
    »… die Mersenne-Primzahlen.«
    Summers war verblüfft.
    »Richtig. Wer hat Ihnen das gesagt? Dann wissen Sie auch von Apophis ?«
    »Ich hatte zwei außergewöhnlich fähige Hilfskräfte. Was ist mit Ihnen, halten Sie es für echt ?«
    »Wir müssen zwei Fragen klären. Die erste: Bietet das Signal eine zuverlässige Prognose über die Bewegungen der Planeten und NEOs unseres Sonnensystems in den nächsten 50 Jahren? Wenn ja, dann wird im Mai 2018 ein Objekt aus dem Asteroidengürtel Apophis extrem nahe kommen und eine minimale Bahnänderung verursachen, die alle aktuellen Berechnungen der NASA über die Einschlagwahrscheinlichkeit über den Haufen wirft. Apophis wird dann auf der Erde einschlagen, irgendwo auf einer gedachten Linie, die von Mittelamerika über den Nordpazifik bis nach Sibirien reicht – wenn wir nichts dagegen unternehmen .«
    »Etwas dagegen unternehmen?? Was können Sie schon tun, außer zuschauen …«
    Summers schmunzelte .
    »Da irren Sie sich, verheerende Asteroideneinschläge sind die einzigen globalen Naturkatastrophen, die wir mit unseren heutigen technischen Mitteln verhindern können – wenn wir die Objekte früh genug identifizieren! Je früher wir vor dem Einschlag eingreifen, umso leichter ist es. Eine minimale Beeinflussung der Trajektorie reicht aus, um den Asteroiden an der Erde vorbeizulotsen. Ein kleiner Impaktor, oder ein Ionentriebwerk, das dem Objekt über einige Wochen einen kleinen Impuls in die richtige Richtung gibt, all das ist möglich. Kennen Sie Don Quijote ?«
    Rünz lächelte gequält.
    »Nein, ich meine nicht Ihre Rolle in diesem Mordfall, sondern das gleichnamige ESA-Projekt. Bedrohungen durch NEOs treffen uns nicht ganz unvorbereitet. Wir arbeiten seit ein paar Jahren an den Planungen für eine Mission zur Ablenkung eines Asteroiden durch einen Impaktor. Keine reale Bedrohung, ein Testlauf sozusagen. Vielleicht kommt für Don Quijote der Ernstfall schneller als erwartet …«  
    »Und die zweite Frage?«
    »Wenn das Signal echt ist, wer ist dann der Autor ?«
    Rünz kicherte.
    »Wissen Sie, ein Hobbyastronom von der Volkssternwarte hat mich bei den Ermittlungen unterstützt. Er hat diese fixe Idee, Rossi hätte das Signal mit Ihrer Rosetta-Sonde aufgefangen, von irgendeinem Objekt im
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