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Bin Ich Schon Erleuchtet

Bin Ich Schon Erleuchtet

Titel: Bin Ich Schon Erleuchtet
Autoren: Suzanne Morrison
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letzten Nacht der Ausschweifungen. Morgen bekommen wir unser Diplom. Krass, es ist fast vorbei. Wenn das kein Grund für einen kleinen Exzess ist, dann weiß ich nicht.

5. Mai
    Meine Mit-Yogis und ich sind Yoga-Lehrer, und Indra und Lou sind verheiratet. In meinem Kopf herrscht blanke Konfusion. Okay, mal langsam – was stand alles auf der Tagesordnung?
    Der letzte Unterricht, die letzten beiden Milkshakes (nicht auf einmal, ich versuche mich zu zügeln), ein Diplom, eine Hochzeit und ein GRADE NOCH DAVONGEKOMMEN.
    Los mit dem Stress ging es gestern Abend im Jazz Café, als ich mich mit SuZen und Marianne anfreunden wollte. Ich wollte das Retreat in Freundschaft beschließen. Außerdem rauchten sie, und ich wollte möglichst nah beim Rauch sitzen, wenn ich schon selbst nicht durfte. (Der Anblick von zwei Yoginis mit Kippen zwischen den Fingern war echt schockierend. Schockierend im positiven Sinne.)
    Im Café trat eine Sängerin auf, die eine Stimme hatte wie die reinkarnierte Ella Fitzgerald. Das brachte uns auf das Thema Musik und Lieblingssänger, und ich erzählte ihnen von dem Rodgers-und-Hart-Song, den ich schon immer toll fand.
    SuZen ist penetrant. Kaum hatte ich den Song erwähnt, drängelte sie auch schon, ich solle die Band bitten, ihn zu spielen und ihn vor versammelter Mannschaft singen. Oh, no. Das war ja wohl das Letzte. Aber sie ließ nicht locker, bis ich versprach, ich würde ihnen den Song auf dem Heimweg vorsingen.
    Er geht so:
    I’ve married many men, a ton of them
    Because I was untrue to none of them
    Because I bumped off every one of them
    To keep my love alive!
    Darin beschreibt die Sängerin detailliert, wie sie nacheinander ihre diversen Ehemänner umbringt, sobald sie ihr auf die Nerven gehen. Ein starker Song. So musste man sich als präfeministische Frau nun mal behelfen.
    Ich sang ihn auf dem Heimweg, und SuZen kriegte sich nicht mehr ein. Sie fand, der Song war so ungefähr das Witzigste, was sie je gehört hatte. »Du solltest ihn morgen bei Indras Hochzeit singen«, keckerte sie. »Sie wird sich kaputtlachen!«
    »Ich weiß nicht«, antwortete ich. Ich hielt das nicht für passend. Eine Hochzeit ist doch eine ernsthafte Angelegenheit – meine Lehrer wollten sicher nicht, dass ich mich darüber lustig mache.
    Ich schlug SuZen vor, ich könnte ihn ihr ja beibringen, und sie könnte ihn dann zum Besten geben, wenn sie glaubte, dass Indra ihn so amüsant fände. Das erschien mir sinnvoller – SuZen ist eine von Indras ältesten Freundinnen, ihr würde man ein respektloses Hochzeitsgeschenk verzeihen.
    »Nein«, wehrte sie ab, »du bringst das viel besser rüber. Sie wird begeistert sein!«
    Auf dem ganzen Heimweg quasselte sie davon, und als wir uns trennten, hatte ich mich breitschlagen lassen, es mir zu überlegen.
    »Dann ist es entschieden«, sagte SuZen. »Du wirst der Hit sein.« Sie winkte mir im Gehen zu. »Das wird die Sensation! Einfach genial.«
    Heute früh diskutierte ich gerade mit Lara, Jason und Jessica darüber, als Marianne vorbeikam. Sie setzte sich mit besorgter Miene zu uns an den Verandatisch. »Ich weiß nicht, was sich SuZen dabei gedacht hat«, sagte sie. »Ich hoffe, du hast nicht vor, heute dieses Lied zu singen?«
    Ich beruhigte sie, und sie schnaufte erleichtert. »Gott sei Dank. Das wäre wirklich sehr unhöflich, wenn man bedenkt, wie oft Indra schon verheiratet war.«
    Ich war nun doch leicht irritiert. Wieso spielte sich Marianne hier zu Indras Beschützerin auf? »Na ja, eine zweite Ehe ist schließlich nicht ehrenrührig«, sagte ich.
    Marianne schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin ziemlich sicher, dass es ihre sechste ist.«
    !
    !
    !
    Ach du heilige Scheiße!
    Ich hätte fast ein Lied über eine Frau gesungen, die ihre Ehemänner um die Ecke bringt, um wieder heiraten zu können – auf der Hochzeit einer MÄNNERFRESSERIN.
    Zuerst verschlug es uns die Sprache. »Oh«, ächzte ich nur. »Oh.«
    »Sechsmal verheiratet?«, fragte Jason perplex.
    »Aber … aber …« Jessica guckte verwirrt erst Marianne und dann mich an und schüttelte den Kopf.
    »Wir sollten uns fertigmachen«, sagte ich zu Marianne. Ich wollte sie loswerden – hoffentlich war das nicht zu offensichtlich –, denn wir konnten auf die Neuigkeit nicht gebührend reagieren, solange sie da war.
    Sobald sie hinter dem Pool verschwunden war, kreischten wir los.
    Jason war wie vom Donner gerührt. »SuZen wollte dich reinlegen«, sagte er. »Was hat sie denn damit bezweckt,
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