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Biker's Barbecue (German Edition)

Biker's Barbecue (German Edition)

Titel: Biker's Barbecue (German Edition)
Autoren: Stefan Micke , Tobias Micke
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Wolke, und außerdem wollte Stefan nach seinen geistigen Tagebuch-Ergüssen unbedingt eine halbe Gallone Eis verdrücken.
    Es war daher nur logisch, dass wir uns gerade mit einem mittelgroßen Fass „Vanilla Fudge“ in dem überdachten Hinterhof eines Postgebäudes befanden, als auf einmal dieser nette, wunderliche Ex-Cop mit seinem Colly-Schäfer-Mischling daherkam.
    So ist das mit Amerika: Ein Wort gibt das andere, und ehe man sich’s versieht, ist man auf eine Garage und eine heiße Dusche eingeladen …
    Am Abend gehen wir noch ein bisschen spazieren und flüchten vor einem hereinbrechenden Unwetter in ein Dartslokal. Nach einer vernichtenden 501er-Niederlage gegen die Einheimischen werden wir wieder einmal vor dem restlichen Amerika und seinen miesen Bewohnern gewarnt. Danach prophezeit man uns Ruhm: Toll sei das, dass wir es (was eigentlich?) nicht für Geld machen, sondern aus Idealismus! – Ja sicher, Geld wäre auch nicht schlecht gewesen, wenden wir ein (wenn uns jemand welches angeboten hätte). Doch für Jodie, den Einheimischen, ist der Fall klar: Die Medien werden uns suchen. Sie werden uns finden. Und sie werden uns berühmt machen, ob wir wollen oder nicht. – Wir entgegnen: „Jodie, quit living in dreams. Jodie, life is not what it seems!“, und fügen hinzu: „Niemand wird uns finden!“ Und dabei bleibt es. (Der Rest ist österreichische Popgeschichte …)
    Draußen geht in der Zwischenzeit die Welt unter. Göttervater Zeus hat aus Versehen sein Badewasser über Whitney Point ausgelassen und scheint darüber so wütend zu sein, dass er gleich die Familienpackung Blitz & Donner (20% mehr Inhalt) hinterherschmeißt. Als die Feuerwehr deshalb mit Pauken und Posaunen ausrückt, springen viele Gäste von ihren Barhockern auf und stürzen zum Fenster: Nicht, weil vielleicht der Einsatz so interessant wäre. Aber man will doch sichergehen, dass er nicht dem eigenen Haus gilt.
    Danach fährt uns Jodie netterweise mit seinem Amphibien-Ford „flußaufwärts“ nach Hause: Er und Charley, der pensionierte Cop, der uns heute beherbergt, sind gute Freunde, erzählt er uns auf dem Weg. – Jodie kennt Charley!? Die Welt ist doch klein!
    Jodie ist auf den ersten Blick ein angenehmer, junger Durchschnittstyp mit Haus, Familie, Schulden und einer nicht zu überhörenden Portion Neid auf unsere „zügellose“ Freiheit. Als er von Charley, unserem allein lebenden Gastgeber, nur Gutes erzählt, verschafft er mir damit ein wenig Erleichterung: Charley war vom ersten Moment an so freundlich und ruhig, dass sich jetzt in meinem Unterbewusstsein doch ein kleiner Knopf gelöst hat.
    Nach einem letzten Pläuschchen zu viert in Charleys Wohnzimmer (in der Ecke lauern zwei blank geputzte Schrotflinten auf gesetzlose Rechtsbrecher – der allerübelste Abschaum –, und im Schlafzimmer läuft statt des Fernsehers der Polizeifunk) hauen wir uns in die Falle. „Morgen ist auch noch ein Tag“, liegt uns beim Abschied auf der Zunge. Aber das sagt man zu leichtfertig, wenn man einen Kontinent zu durchqueren hat.      

    8.
    Buy a Harley! Kreischende Frau aus fahrendem Auto

    Endlich, wir haben den zweiten Gang gefunden! – Um 11 Uhr liegen die ersten 30 Meilen jedenfalls bereits hinter uns. Zwischen Zeige- und Mittelfinger von New Yorks seltsam geformten „Finger-Lakes“ zischen wir gegen Nordwesten auf Niagara Falls zu. – „Niagara“: Noch wissen wir nicht einmal, wie man dieses Wort wirklich ausspricht, weshalb wir immer um den heißen Brei herumnuscheln, wenn wir es in Gegenwart von Einheimischen verwenden müssen. Erst viel später erfahren wir, was jedem anständigen Amerikaner bereits als Kind in die Wiege gelegt ist: Dass es nämlich nicht „Nie a Gara“, sondern „Nai Jägära“ heißt! – Ein alpenländischer Weidmann hätte damit sicher seine Freude …
    Die vergangenen Tage haben deutliche Spuren hinterlassen: Die unerwartet heftige Sonneneinstrahlung brandmarkt uns mit einem patriotischen Farbenspiel (linke Körperhälfte rot, rechte Körperhälfte weiß), während der Sunblocker wirkungslos in der Mittagsglut verpufft, und macht uns, wann immer es nur geht, zu Schattenwesen, zu Kreaturen also, die möglichst oft und möglichst regungslos im Schatten herumsitzen. Unsere ungewohnt ökologische Fortbewegungsart bewirkt auch eine „Ökologisierung“ des Verdauungssystems: Biogas, ungefiltert und schwefelhaltig, entweicht den durch dauerhaftes Gewippe aus dem Gleichgewicht
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