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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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– und damit ihre Lehnsmänner – von dem jungen Staufer begeistert waren, gaben sie dem Ritter von Urslingen zu verstehen, dass es eine hohe Ehre sei, wenn der deutsche König und künftige Kaiser das Fräulein Adelheid quasi zur linken Hand als zweite Ehefrau ansehe.
    So war es ja tatsächlich und bei der Ankunft seiner Gemahlin im Herbst des nächsten Jahres war Adelheid auf die Burg ihres Vaters zurückgegangen und hütete dort ihr Söhnchen Enzio. Der süße kleine Blondschopf war neun Monate nach Friedrichs jetzt nachgeträumter Liebesnacht geboren worden. Damals hatte sich Friedrich die Fantasie und dichterische Kraft der großen deutschen Minnesänger gewünscht, deren Lieder er kannte. In königlicher Sorglosigkeit – wer hätte es ihm verbieten sollen? – wandelte er ein Lied des Walther von der Vogelweide etwas ab, ließ es mit kunstvollen Initialen auf ein Pergament bringen, das er um einen Rubinring verschnürte und der noch Schlafenden aufs Bett legte.
    |17| Herzensliebste Adelheid
    Gott geb dir heut und ewig Heil!
    Könnt ich schönern Preis dir leihn,
    so würd dir gern auch das zuteil.
    Doch hab ich Besseres für dich:
    Keiner liebt dich mehr als ich!
    Noch von manchem anderen Lied hatte Friedrich sich inspirieren lassen und er folgte – nobel, wie er stets war – des Vogelweides Bitte:
    Schirmvogt von Rom, Apuliens König, hab Erbarmen,
    lasst mich, der reich an Kunst, nicht so verarmen:
    gern möchte ich, könnt es sein, am eigenen Herd erwarmen.
    Der Kaiser ließ dem Sänger ein Lehen in Würzburg überschreiben – das Danklied dafür erreichte ihn unterwegs nach Rom.
    Ich hab mein Lehen – alle Welt! Ich hab mein Lehen!
    Nun fürcht ich nicht den Winter an den Zehen,
    will nicht mehr viel von kargen Herrn erflehn!
    Andere erzeigten sich weniger dankbar …
    „Was ist?“
    Der Medicus beugte sich über ihn.
    „Majestät, Ihr habt den Wunsch geäußert, eine Beichte abzulegen – seid Ihr dazu jetzt kräftig genug?“
    Über die Schulter des Arztes blickte der Erzbischof und die Augen in seinem faltigen Greisengesicht leuchteten vor Güte und Zuneigung.
    „Ja – nein, schieben wir es ein wenig auf … Mein Geist ist so müde …“
    Die Herren verneigten sich und Manfred kam ans Bett, stand da in der kraftvollen Jugendfrische seiner achtzehn Jahre.
    „Vater, kann ich etwas für Euch tun?“
    Laut tönte die helle Stimme, aus dem Gesicht, das dem des Vaters so sehr ähnelte, blickten ihn klare, blau-graue Augen besorgt an. Vor Rührung spürte der Kaiser seine Augen feucht werden.
    „Ja, das kannst du, mein Sohn. Sei dem Volk von Sizilien ein guter Herrscher!“
    |18| Manfreds Gesicht zeigte Sorge und Bestürzung.
    „Aber Vater, Ihr seid doch auf dem Weg der Besserung. Magister Johannes hat gesagt …“
    „Der Medicus schließt aus dem, was er sieht oder zu sehen glaubt, aber er steckt nicht in meiner Haut. Der Tod wartet draußen vor der Tür – wenn du ihn beim Hinausgehen siehst, grüße ihn vom Kaiser und sage ihm, er fürchte ihn nicht!“
    Mit letzter Kraft hatte Friedrich diesen Satz hervorgestoßen, dann wandte er sich ab und flüsterte: „Geh jetzt, Manfred, komme später wieder.“
    Ein Problem gab es für Friedrich noch zu lösen oder, besser gesagt, eine Frage harrte noch ihrer Antwort. Was unterschied die beiden einzigen Frauen, die er jemals geliebt hatte, voneinander? Da drängte sich eine zweite Frage auf: Hätte Adelaide noch gelebt, als er auf dem – gescheiterten – Hoftag zu Cremona Bianca kennenlernte, wäre es dann zu einer näheren Beziehung gekommen? Adelheid wäre dann vielleicht sogar in seinem Gefolge gewesen, wie ihr damals zehnjähriger Sohn Enzio … Kann ein Mann zwei Frauen mit gleicher Kraft und Hingabe lieben? Andere können es vielleicht – ich könnte es nicht. Wäre Adelheid am Leben geblieben, hätte sie mir weitere Kinder geboren und mein Lieblingssohn Manfred hieße vielleicht Bernardo oder Arnoldo. Müßige Gedanken! Friedrich schalt sich einen Grübler, der sinnlosen Überlegungen nachhängt.
    Blieb noch die Frage, was die beiden Frauen so unterschiedlich machte, denn innerlich wie äußerlich bildeten sie Gegensätze. Adelaide war knapp eine Handbreit größer als er, strohblond, grauäugig, mit einem runden, pausbäckigen Gesicht. Üppige Schenkel, üppige Brüste – das Urbild einer Frau. Vom Wesen her war sie etwas schweigsam, nachdenklich, sorgsam wägend, in ihrer Liebe zu ihm unerschütterlich – übrigens die einzige
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