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Bewahre meinen Traum

Bewahre meinen Traum

Titel: Bewahre meinen Traum
Autoren: Susan Wiggs
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nicht, warum er nicht schon längst aus dem Team geworfen wurde.“
    „Weil er gut ist.“ Nina wusste, dass Bo Crutcher wegen seiner ununterbrochenen Partylaune schon von einigen anderen Teams entlassen worden war. Die Can-Am-Liga war mehr oder weniger seine letzte Chance. „Wenn man in etwas gut ist, neigen die Leute dazu, viele deiner Schwächen und Fehler zu übersehen. Zumindest eine Zeit lang. Irgendwann holen sie dich aber unweigerlich ein.“
    Jungenhaftes Gelächter dröhnte über den See und erregte Ninas Aufmerksamkeit. Sofort erkannte sie Greg Bellamy und seinen Sohn Max, die ein Kanu zu Wasser ließen.
    Jede ungebundene Frau in Avalon kannte Greg Bellamy, den kürzlich geschiedenen Neuzugang. Er sah unglaublich gut aus, hatte weiße Zähne, funkelnde Augen, breite Schultern und eine Größe von gut einem Meter achtzig. Lange Zeit war auch Nina heimlich in ihn verknallt gewesen. Doch er war nichts für sie. Er schleppte zu viel Gepäck mit sich herum – in Form von zwei Kindern. Nina kannte und mochte Max und Daisy, aber sie wahrte eine gewisse Distanz. Endlich war sie an dem Punkt in ihrem Leben angekommen, an dem sie einfach sie selbst sein konnte. Die Kinder einer anderen Frau anzunehmen stand nicht auf ihrem Plan.
    Außerdem war Greg gar nicht an ihr interessiert. Als er letzten Winter in die Stadt gezogen war, hatte sie ihn auf einen Kaffee eingeladen, aber er hatte abgelehnt. Das rief sich Nina in Erinnerung, als jemand sich zu Greg und Max gesellte – eine Frau in einer leichten weißen Caprihose und einem limonengrünen Pullover. Sie schien ungefähr zwei Meter groß zu sein und war unglaublich blond. Auch wenn Nina nicht nah genug dran war, um es genau sehen zu können, wusste sie, dass die Frau sehr attraktiv war. Das war der Typ, den Greg Bellamy zu favorisieren schien. Italo-Amerikanerinnen unter eins sechzig, die bekannt waren für ihre ausgeprägten Launen, ihr krauses Haar und einen mangelnden Sinn für Mode, schienen ihn hingegen nicht zu interessieren.
    Entschlossen riss sie sich von Greg Bellamy los und ging zu dem Bootsschuppen, in dem sie ihr Kajak aufbewahrte. Sie besaß es schon seit Jahren, weil sie es liebte, auf dem Wasser zu sein. Der Willow Lake – das Juwel Avalons, wie er in den Broschüren der Handelskammer bezeichnet wurde – war sechzehn Kilometer lang. Er wurde vom Schuyler River gespeist, und an seinen Ufern erhoben sich die bewaldeten Hänge der Catskills. Das eine Ende des Sees reichte bis an die Stadt Avalon heran und war von dem beliebten Stadtpark umgeben, der dank Ninas Spendenaufruf vom Bürgermeisteramt angelegt worden war. Ein Stück weiter fanden sich einige Sommerhäuser und romantische kleine Bed & Breakfast-Pensionen am Seeufer. Privatgrund direkt am See war extrem selten, da das Land nun ein Teil des Naturreservats der Catskills war. Die wenigen Gebäude, die vor der Ernennung zum Naturschutzgebiet errichtet worden waren, erhoben sich wie Bilderbuchhäuschen aus einer anderen Zeit. Der See erstreckte sich wie ein lockender, gebogener Finger in eine unberührte Natur. An seinem nordöstlichsten Ende lag ein Ort namens Camp Kioga. Das Grundstück war seit Jahren im Besitz der Familie Bellamy. Natürlich war es das. Manchmal kam es Nina so vor, als wenn den Bellamys der halbe Landkreis gehörte. Das Camp war vor Kurzem erst als Familienresort wiedereröffnet worden. Am Ende des Sommers würde es als Kulisse für eine sehnsüchtig erwartete Hochzeit dienen.
    Als sie und Shane das Kajak von dem Regal im Schuppen hoben, spürte Nina eine leichte Wehmut in sich aufsteigen. Sie hatte das zweisitzige Kajak vor Jahren auf einer Versteigerung des Rotary-Clubs erworben. Für sie und Sonnet war es einfach perfekt gewesen. Die Erinnerung an diese seltenen Sommertage, an denen sie früher von der Arbeit gegangen war, um mit ihrer Tochter auf dem See herumzupaddeln, erfüllten sie mit einer solch schmerzhaften Sehnsucht, dass ihr der Atem stockte.
    „Stimmt etwas nicht?“, fragte Shane.
    „Nein, alles gut“, beeilte sie sich zu versichern. „Ich kann es nur kaum erwarten, wieder aufs Wasser zu kommen.“
    Er ging zurück zu seinem Auto, um seine Ausrüstung zu holen. Während Nina ihr Kajak am Steg zu Wasser ließ, verfolgte sie die Fortschritte von Greg Bellamy und seinem Kanu. Er und Max paddelten synchron, während die Blonde wie eine nordische Prinzessin in der Mitte saß. War sie gelangweilt? Wie viel Spaß konnte es schon bringen, einfach dazusitzen, jedes
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