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Bevor der Abend kommt

Titel: Bevor der Abend kommt
Autoren: Joy Fielding
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Ärztin empfohlen, als ihre Nachbarin festgestellt hatte, dass sie schwanger war. Dr. Pitfield war sowohl Julias als auch Heathers Kinderärztin gewesen.
    »Sie ist umgezogen.«
    »Tatsächlich? Sie war doch schon Ewigkeiten in der Wellesley Street. Wo hat sie ihre Praxis jetzt?«

    »In der Lawrence Avenue.«
    »Toll, dann können wir zusammen fahren.«
    »Fahren Sie auch zur Lawrence Avenue?«
    »Zu meinem Yoga-Kurs«, sagte Cindy rasch und fragte sich, warum Dr. Pitfield ihre Praxis nach dreißig Jahren an derselben Adresse plötzlich verlegt hatte. Und warum fuhr Ryan seine Frau nicht dorthin, anstatt ihr die Mühe öffentlicher Verkehrsmittel zuzumuten? Warum war Faith nach den Geschehnissen des Vortages so nett? »War das Kyles Kinderwagen, den ich vor der U-Bahn-Station habe stehen sehen?«
    Faith zuckte die Achseln. »Ich konnte das blöde Ding sowieso nie leiden«, sagte sie und fuhr dann, als wäre das ein vollkommen natürlicher Anschluss, fort: »Sie sehen hübsch aus.«
    »Danke. Sie auch. Neues Kleid?«
    Faith blickte kurz an sich hinunter, als könnte sie sich nicht mehr erinnern, was sie trug. »Nein. Es ist alt.«
    »Es ist sehr hübsch. Die Farbe steht Ihnen wirklich gut.«
    »Finden Sie?«
    »Ja.«
    Faith lächelte. »Heute ist wieder ein sehr schöner Tag«, sagte sie.
    »Ja, das stimmt.«
    »Aber nach einer Weile wird es irgendwie langweilig. Immer nur Sonne.«
    »Ja, vermutlich könnten wir ein bisschen Regen gebrauchen.«
    »Das wäre nett. Ich mag Regen, Sie auch?«
    »Manchmal«, stimmte Cindy ihr zu. »Es geht nichts über ein zünftiges Gewitter.« Redeten sie tatsächlich über das Wetter?
    »Blitze machen mir Angst«, gestand Faith.
    »Mir auch.«
    »Haben Sie schon einmal einen Wirbelsturm erlebt?«
    »Einen Wirbelsturm? Nein, keinen echten jedenfalls. Aber ich habe den Film gesehen. Twister hieß er, glaube ich.«

    »Den habe ich auch gesehen«, sagte Faith nickend. »Er war nicht besonders gut.«
    »Nein, die Story war ziemlich lahm.«
    »Aber die Spezialeffekte waren super.«
    »Ja, das stimmt. Was ist Ihr Lieblingsfilm?«, fragte Cindy.
    Faith hob den Blick und schürzte die Lippen, als würde sie ernsthaft über die Frage nachdenken. »Ich glaube, ich habe keinen Lieblingsfilm.«
    »Wirklich nicht? Was ist mit Titanic ? Haben Sie den gesehen? Oder Der Pate ?«
    »Den hab ich im Fernsehen gesehen. Sie haben ihn ständig wiederholt. Man konnte ihn gar nicht verpassen.«
    »Haben Sie die Fortsetzung gesehen? Die Leute sagen, der zweite Teil wäre noch besser als der erste, was bei einer Fortsetzung wirklich selten ist. Der Pate III war allerdings lausig.«
    »Den dritten Teil habe ich nicht gesehen.«
    »Da haben Sie Glück gehabt.«
    Das Baby fing wieder an zu zappeln. Faith wiegte es abwesend in ihren Armen und sah sich nach der U-Bahn um.
    »Mein Lieblingsfilm ist Invasion of the Body Snatchers «, fuhr Cindy fort, während sich in ihrem ganzen Körper ein Unbehagen ausbreitete, ohne dass sie hätte sagen können, warum. »Das Original mit Kevin McCarthy und Dana Wynter, nicht das Remake.«
    »Das kenne ich nicht.«
    »Ich habe es zu Hause auf Video. Ich könnte es Ihnen mal leihen.«
    »Ich weiß nicht. Es klingt irgendwie unheimlich.«
    »Ja, ein bisschen unheimlich ist er wohl auch. Wir könnten ihn uns zusammen angucken, wenn Sie mögen.«
    Faith schüttelte den Kopf und begann, auf ihren Fersen hin und her zu wippen. »Lieber nicht. Trotzdem vielen Dank.«
    »Waren Sie schon mal auf dem Filmfestival? Ich gehe jedes
Jahr mit ein paar Freundinnen. Jede Menge fantastische Filme. Vielleicht möchten Sie nächstes Jahr einmal mitkommen.«
    Faith lächelte schweigend. Das Baby in ihren Armen begann zu wimmern. »Psst«, sagte Faith, als mehrere laute Schreie die Luft zerrissen. »Komm, Kyle. Sei ein braver Junge. Bitte fang nicht an zu schreien.«
    »Soll ich ihn für ein paar Minuten halten? Er muss doch mit der Zeit ziemlich schwer werden.«
    Faith schüttelte den Kopf und machte ein paar Schritte zurück. »Alles in Ordnung.«
    »Klingt, als hätte er Hunger.«
    »Nein, ich habe ihn gerade erst gefüttert.«
    »Vielleicht braucht er eine neue Windel.«
    »Es geht ihm gut.« Faith begann langsam zu kreisen, wobei jede Drehung sie näher an die Bahnsteigkante führte.
    »Seien Sie vorsichtig«, warnte Cindy. »Sie kommen zu nah an den Rand.«
    Faith lächelte, sagte jedoch nichts.
    Von ferne hörte Cindy das Rumpeln der nahenden U-Bahn. »Ich habe eine Idee«, sagte sie. »Warum
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