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Beute

Beute

Titel: Beute
Autoren: Michael Crichton
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verbreitet wurden -, ins Wanken geraten. Seit australische Wissenschaftler im Jahre 2001 unabsichtlich ein ungeheuer tödliches Virus entwickelten, nehmen viele Menschen die alten
    Denkmuster noch einmal kritisch unter die Lupe. 3 Zukünftig werden wir mit dieser Technologie sicherlich nicht mehr so unbeschwert umgehen wie in der Vergangenheit.
    Die Nanotechnologie ist die neueste dieser drei Technologien, und in mancher Hinsicht ist sie auch die radikalste. Ihr Ziel ist es, unvorstellbar kleine Maschinen zu bauen, in der Größenordnung von einhundert Nanometern, also einem hundert-milliardstel Meter. Solche Maschinen wären etwa tausendmal kleiner als der Durchmesser eines Menschenhaars. Experten prophezeien, dass uns diese winzigen Maschinen alles liefern werden, von Miniaturcomputerelementen über Krebstherapien bis hin zu neuen Kriegswaffen.
    Als Idee geht die Nanotechnologie auf einen Vortrag zurück, den Richard Feynman 1959 unter dem Titel »There’s Plenty of Room at the Bottom« hielt. 4 Vierzig Jahre später steckt dieser Forschungsbereich trotz anhaltenden Medieninteresses noch immer größtenteils in den Kinderschuhen. Doch inzwischen werden praktische Fortschritte erzielt und deutlich mehr Gelder investiert. Großkonzerne wie IBM, Fujitsu und Intel stecken immense Summen in die Forschung. In den vergangenen zwei Jahren ließ die US-Regierung eine Milliarde Dollar in die Nanotechnologie fließen.
    Unterdessen werden mit Nanotechniken bereits Sonnenschutzmittel, Flecken abweisende Stoffe und Verbundmaterialien für Autos hergestellt. Nicht mehr lange, und die Nanotechnologie ermöglicht den Bau von winzigen Computern und Speicherchips.
    Und einige der lang erwarteten »Wunderprodukte« sind auch schon auf dem Markt: Im Jahre 2002 stellte ein Unternehmen selbstreinigende Fensterscheiben her; eine andere Firma produzierte einen Wundverband aus Nanokristallen mit anti-biotischen und entzündungshemmenden Eigenschaften.
    Zurzeit ist die Nanotechnologie hauptsächlich eine Materialtechnologie, doch ihre Möglichkeiten reichen weit darüber hinaus. Schon seit Jahrzehnten werden Spekulationen über Maschinen angestellt, die sich selbst reproduzieren können. Im Jahre 1980 wurden in einer NASA-Studie mehrere Methoden erörtert, mit denen sich solche Maschinen herstellen ließen. Und vor zehn Jahren beschäftigten sich zwei renommierte Wissenschaftler ernsthaft mit der Materie:
    »Es ist davon auszugehen, dass in den kommenden fünfzig bis hundert Jahren eine neue Kategorie von Organismen entstehen wird. Diese Organismen werden insofern künstlich sein, als sie ursprünglich von Menschen entworfen wurden. Sie werden sich jedoch vermehren und ihre ursprüngliche Form ›evolutionär‹ verändern; sie werden entsprechend jeder vernünftigen Definition des Wortes ›lebendig‹ sein […]. Das Tempo des evolutionären Wandels wird extrem hoch sein […]. Die Auswirkungen für die Menschheit und die Biosphäre könnten ungeheuer sein, größer als die der industriellen Revolution, der Atomwaffen oder der Umweltverschmutzung. Wir müssen jetzt Maßnahmen ergreifen, um die Entstehung künstlicher Organismen zu steuern.« 5
    Auch der größte Verfechter der Nanotechnologie, K. Eric Drexler, äußerte sich ähnlich besorgt:
    »Viele Menschen, mich eingeschlossen, haben ein ungutes Gefühl, wenn sie an die Folgen dieser Technologie für die Zukunft denken. Das Ausmaß der möglichen Veränderungen ist gewaltig, und es besteht die große Gefahr, dass die Gesellschaft ohne ausreichende Vorbereitung nur sehr schlecht damit umgehen wird.« 6
    Selbst gemäß den optimistischsten (oder unheilvollsten) Prognosen wird es solche Organismen erst in Jahrzehnten geben. Wir können nur hoffen, dass wir bis dahin auf internationaler Ebene Kontrollinstanzen für sich selbst reproduzierende Technologien eingesetzt haben. Entscheidend ist, dass die Gesetzesübertritte streng geahndet werden. Wer Computerviren erzeugt, wird schon heute mit einer Härte strafrechtlich verfolgt, wie es noch vor zwanzig Jahren undenkbar gewesen wäre, und Hacker landen hinter Schloss und Riegel. Auf Abwege geratene Biotechnologen werden ihnen bald Gesellschaft leisten.
    Aber natürlich ist nicht auszuschließen, dass wir die Einrichtung solcher Kontrollen versäumen. Oder dass jemand sehr viel früher als erwartet künstliche, sich selbst reproduzierende Organismen erzeugt. Tritt das ein, wären die Folgen unabsehbar. Und davon handelt der vorliegende
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