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Beute

Beute

Titel: Beute
Autoren: Michael Crichton
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eifersüchtig, mehr nicht.« Meine Schulter war nass von ihren Tränen.
    »Ich verstehe schon«, sagte ich und hielt sie fest. »Ist schon gut.«
    Ich wartete, dass mein Körper sich wieder entspannte, aber das geschah nicht. Ich war misstrauisch und auf der Hut. Ich hatte ein ungutes Gefühl wegen ihr, und es ging nicht weg.
    Sie kam aus der Dusche ins Schlafzimmer und rubbelte sich das kurze Haar trocken. Ich saß auf dem Bett und versuchte, den Rest des Footballspiels zu sehen. Mir fiel auf, dass sie sonst nie am Abend duschte. Julia duschte immer morgens vor der Arbeit. Jetzt wurde mir bewusst, dass sie in letzter Zeit, wenn sie nach Hause kam, häufig gleich unter die Dusche ging, bevor sie die Kinder begrüßte.
    Mein Körper war noch immer angespannt. Ich schaltete den Fernseher aus. Ich sagte- »Wie war die Präsentation?«
    »Die was?«
    »Die Präsentation. Ihr wolltet sie doch heute zeigen?«
    »Ach so«, sagte sie. »Ja, ja, stimmt. Ist gut gelaufen, als die Leitung dann endlich stand. Die Investoren in Deutschland konnten sich nicht alles ansehen, wegen der Zeitverschiebung, aber - he, willst du es sehen?«
    »Was meinst du?«
    »Ich hab eine Kopie dabei. Willst du dir das Demoband ansehen?«
    Ich war überrascht. Ich zuckte die Achseln. »Okay, von mir aus.«
    »Mich interessiert wirklich, was du davon hältst, Jack.« Ich hörte einen gönnerhaften Tonfall heraus. Meine Frau bezog mich in ihre Arbeit ein. Gab mir das Gefühl, zu ihrem Leben dazuzugehören. Ich sah zu, wie sie ihre Aktentasche öffnete und eine DVD herausnahm. Sie legte sie in den Player ein und setzte sich dann zu mir aufs Bett.
    »Was habt ihr denn präsentiert?«, fragte ich.
    »Die neue Bildtechnologie für den medizinischen Bereich«, sagte sie. »Echt toll, wenn ich das so sagen darf.« Sie rückte nah heran, schmiegte sich eng an meine Schulter. Alles ganz kuschelig, wie in alten Zeiten. Mir war noch immer unbehaglich, aber ich legte einen Arm um sie.
    »Übrigens«, sagte ich, »wieso duschst du neuerdings abends statt morgens?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte sie. »Tu ich das? Stimmt. Ist irgendwie leichter, Schatz. Morgens ist immer so eine Hektik, und ich krieg dauernd diese Konferenzanrufe aus Europa, die kosten so viel Zeit - okay, los geht’s«, sagte sie und deutete auf den Bildschirm. Ich sah schwarzweißes Schneegestöber, und dann erschien das Bild.
    Die Aufnahme zeigte Julia in einem großen Labor, das wie ein Operationssaal ausgestattet war. Ein Mann lag ausgestreckt auf einer fahrbaren Trage, eine Infusionskanüle im Arm, und neben ihm stand ein Anästhesist. Über dem Operationstisch befand sich eine runde, flache Metallplatte von ungefähr einem Meter achtzig Durchmesser, die sich heben und senken ließ, jetzt aber angehoben war. Drum herum standen überall Videomonitore. Und im Vordergrund blickte Julia auf einen Monitor, an ihrer Seite ein Videotechniker.
    »Das ist ja fürchterlich«, sagte sie gerade, auf den Monitor deutend. »Wo kommt denn diese Störung her?«
    »Wir glauben von den Luftreinigungsgeräten.«
    »Aber das ist inakzeptabel.«
    »Wirklich?«
    »Ja, wirklich.«
    »Was sollen wir machen?«
    »Ihr sollt das beheben«, erwiderte Julia.
    »Dann müssen wir mehr Saft geben, und ihr müsst …«
    »Ist mir egal«, sagte sie. »Ich kann den Investoren doch kein Bild von dieser Qualität zeigen. Die haben schon vom Mars bessere Bilder gesehen. Beheben Sie das.«
    Neben mir auf dem Bett sagte Julia- »Ich wusste gar nicht, dass die das schon alles aufgenommen haben. Das war vor der Präsentation. Du kannst ein Stück vorspulen.«
    Ich drückte die Taste an der Fernbedienung. Das Bild bewegte sich ruckartig. Ich wartete ein paar Sekunden und drückte dann erneut auf Start.
    Dieselbe Szene. Julia noch immer im Vordergrund. Carol, ihre Assistentin, flüsterte ihr etwas zu.
    »Okay, aber was soll ich ihm dann sagen?«
    »Sag ihm, es geht noch nicht.«
    »Aber er will anfangen.«
    »Versteh ich. Aber die Übertragung ist erst in einer Stunde. Sag ihm, er muss sich noch gedulden.«
    Auf dem Bett sagte Julia zu mir- »Mad Dog war unsere Versuchsperson. Er war ganz schön unruhig. Konnte kaum erwarten, dass es endlich losging.«
    Auf dem Bildschirm senkte die Assistentin die Stimme. »Ich glaube, er ist nervös, Julia. Das wäre ich auch, wenn ein paar Millionen von den Dingern in meinem Körper rumkrabbeln würden …«
    »Es sind keine paar Millionen, und sie krabbeln nicht«, sagte Julia. »Überhaupt, es ist
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