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Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Titel: Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)
Autoren: Sarah Kassem
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passiert?“
    „Noch nichts. Wir sind nur hier, damit du dir das anschaust und Bescheid weißt.“
    „Wie komme ich wieder nach Hause?“
    „Genau so, wie du hergekommen bist.“
    „Können wir wieder gehen?“
    „Ja. Aber wir kommen gleich zurück.“
    „Warum?“
    „Du musst dir ein paar Notfall-Sachen hierherbringen. Warme Sachen zum Anziehen und etwas zu essen, was nicht verderblich ist. Falls du mal hier sein solltest, dann wird dich die Liga mit Essen versorgen. Aber für den Anfang ist es gut, wenn du dir einen kleinen Vorrat anlegst.“
    „Muss ich oft hier her kommen?“
    „Wenn du Glück hast, niemals. Wir bringen gleich die Sachen, dann üben wir noch ein paar Mal , damit du es gut kannst. Und danach musst du hoffentlich nie wieder hierher kommen.“
    „ Okay“, sagte Viktor.
    Cristobal lotste ihn wieder und zeigte ihm , wie er den kleinen, hässlichen dunklen Punkt wiederfinden kann.
    Viktor schloss die Augen.
    Dann blinkte es in seinem Gehirn, er öffnete die Augen und war wieder in seinem Zimmer.
     
     

Endosperm

     
    Immanuel Abies parkte das Auto vor dem Atelier.
    Aber anstatt Viktor zu küssen und Tschüss zu sagen, schaltete er das Auto ab, zog den Schlüssel heraus und schnallte sich ab.
    Viktor saß auf dem Beifahrersitz und schaute verwirrt. „Was ist?“, fragte er dann.
    „Wie ‚was ist’?“, fragte sein Vater und drehte das Lenkrad, bis ein kleines „Klick“ ertönte.
    Viktor schaute seinem Vater zu, wie er das Handschuhfach öffnete und eine kleine Mappe herausnahm. „Was machst du?“, fragte er.
    „Ich brauche die Mappe, deswegen nehme ich sie raus.“
    „Warum?“
    „Ich komme mit rein.“
    „Warum?“
    „Ich mache mit deiner Mutter die Steuererklärung.“
    Viktor gefiel das nicht.
    Sein Vater fuhr ihn, seitdem er sich überhaupt erinnern konnte, immer von der Firma nach Hause, verabschiedete sich von ihm, wartete, bis Viktor ins Haus ging, und fuhr dann weg. Viktor stand dann immer am kleinen Fenster in der Eingangstür und schaute zu, wie sein Vater den Rückwärtsgang einlegte, ein Stück zurückfuhr, wendete und die Aquifoliumstraße wieder hochfuhr. Dann winkte sein Vater noch einmal, Viktor winkte durch das kleine Fenster zurück, schaltete dann das Licht im Treppenhaus aus und ging nach oben. Das war ein eingespieltes Ritual, und jede einzelne Bewegung war eingeprägt und einstudiert.
    „Komm Viktor, steig aus“, sagte Immanuel Abies und drückte auf den Knopf, der Viktors Gurt entriegelte.
    Viktor stieg widerwillig aus und wartete auf dem Bürgersteig, während sein Vater einen Aktenkoffer vom Rücksitz nahm und das Auto abschloss.
    Sein Vater nahm ihn an der Hand und sie gingen die kleine Auffahrt hoch bis zur Eingangstür.
    „Das ist die Schneidereiwerkstatt. Da oben wohnen wir“, sagte Viktor und zeigte auf das Haus. „Ich habe meinen Schlüssel im Rucksack .“ Er nahm seinen Rucksack herunter, setzte ihn ab und zog ein langes Band heraus, das an der Innenseite des Rucksackes befestigt war.
    „Das ist der Schlüssel“, sagte er. „Damit öffne ich die Tür und dann können wir rein.“
    Sein Vater lachte und sagte: „Sehr gut!“
    Sie gingen die drei Treppenstufen hoch zur Eingangstür.
    „Hier ist die Lampe.“ Viktor drückte auf einen Schalter in der Wand. Das Licht ging auf der kleinen Veranda an. „Man kann das Licht von draußen und von drinnen anmachen. Man kann es draußen anmachen und drinnen wieder ausmachen.“
    „Beeindruckend!“, sagte sein Vater. „Aber ich habe früher hier gewohnt, weißt du.“
    Viktor zeigte auf ein paar Blumentöpfe, die auf der Veranda standen. „Das hat Mama gepflanzt.“
    „Ja? Sind das Blumen?“, fragte sein Vater.
    Viktor zuckte mit den Schultern.
    „Das sehen wir ja, wenn sie dann wachsen, nicht wahr?“
    Viktor nickte.
    In dem Moment hörten sie ein kleines Miauen und eine helle Gestalt kam aus dem Gebüsch heraus.
    „Das ist Kennedy“, sagte Viktor.
    „Ja, Kennedy gibt es immer noch. Gutes altes Mädchen“, sagte sein Vater, ging in die Hocke, streckte die Hand aus und Kennedy kam angelaufen und wand sich, während er ihr den Kopf kraulte.
    „Kennedy wohnt hier“, sagte Viktor.
    Sein Vater lachte und kraulte Kennedy unter dem Kinn.
    „Sie wohnt auf dem Hinterhof. Hinten. Sie ist eine Katze, die hier wohnt.“
    „Ja, ich kenne Kennedy, Viktor.“
    „Aber sie wohnt nicht immer hier. Letztes Mal hat sie bei Rocco gewohnt, aber er hat sie rausgeschmissen.“
    „Ist das
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