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Beruf(ung) Trader

Beruf(ung) Trader

Titel: Beruf(ung) Trader
Autoren: Giovanni Cicivelli
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einen größeren Gewinn gelandet hat, vom Tisch aufstehen solle, um sich seinen Gewinn auszuzahlen. Erst dann sollte der Spieler wieder mit dem Ursprungsbetrag an den Tisch zurückkehren und erneut einsteigen. So vermeidet man, in Pötte verwickelt zu werden, die nicht in das eigene Risiko-Management passen (Pokerspieler nennen das Bankroll-Management). Am Pokertisch macht man sich mit solch einer Verhaltensweise vermutlich unbeliebt. Sinnvoll ist diese Idee trotzdem und Trader können sie durch Sonderzahlungen auf das eigene Girokonto umsetzen, wenn es mal besonders gut gelaufen ist – nennen wir solche Zahlungen Bonuszahlungen. Ferguson ist übrigens eine Art Visionär: Er war Miteigentümer von Full Tilt Poker, das im Jahr 2011 eine spektakuläre Pleite produziert hat. Monatelang hofften Tausende von Spielern der Plattform auf eine Rückzahlung ihrer Guthaben. Wer regelmäßig Gewinn von seinem Spielkonto abgezogen hatte und Fergusons Vorschlag auf Kontoebene gefolgt war, der hatte einen Vorteil. Auch dieser Aspekt gehört zum guten Risiko-Management. Natürlich gelten auch für Trader zumindest bei Inlandskonten die Sicherungssysteme der Banken. Aber selbst wenn man bei einer Bank-Pleite später wieder an sein Kapital kommt oder einen Ausgleich erhält, kann eine Zeit ohne Kapital und ohne die Möglichkeit des Zugriffs auf das eigene Konto katastrophale Folgen verursachen. Schon deshalb ist es empfehlenswert, regelmäßige Auszahlungen zu organisieren und sein Kapital auf verschiedenen Konten bei unterschiedlichen Instituten zu verteilen.
    Überlegungen zum Risiko
    Einen anderen Aspekt möchte ich mit der folgenden Grafik und Tabelle erläutern. Mit steigendem Trading-Kapital kann der Trader sein Risiko pro Trade (Money-Management) reduzieren. Das ist insbesondere am Anfang in der Phase des Kapitalaufbaus durchaus empfehlenswert. Im Rahmen des übergeordneten Risiko-Managements sind in dem Beispiel die absoluten Risiken je Trade weniger stark gestiegen als das Trading-Kapital und daher sinkt das relative Risiko je Trade. Dieser Effekt wird durch die fallende Kurve gut sichtbar.
    Risiko je Trade in % des Kontos
    TABELLE 3 : Steigendes absolutes Risiko + fallendes relatives Risiko
Tradingkapital
Risiko absolut
Risiko relativ
20.000 €
200 €
1,00 %
25.000 €
200 €
0,80 %
30.000 €
200 €
0,67 %
35.000 €
200 €
0,57 %
40.000 €
300 €
0,75 %
45.000 €
300 €
0,67 %
50.000 €
300 €
0,60 %
55.000 €
300 €
0,55 %
60.000 €
300 €
0,50 %
65.000 €
300 €
0,46 %
70.000 €
300 €
0,43 %
75.000 €
300 €
0,40 %
80.000 €
450 €
0,56 %
85.000 €
450 €
0,53 %
90.000 €
450 €
0,50 %
95.000 €
450 €
0,47 %
100.000 €
450 €
0,45 %
    Der Ansatz des hohen Kapitals ist grundsätzlich konservativ. Zu bedenken ist: Für Trader ist das Arbeitskapital die Lebensgrundlage und als oberstes Ziel aller Aktivitäten gilt es, dieses zu schützen. Insofern ist eine Abnahme des relativen Risikos je Trade eine sinnvolle Idee – zumindest bis zu einem bestimmten Punkt. Denn jeder Trader wird für sich irgendwann seine Komfortzone definieren müssen. Wie viel von meinem Trading-Kapital oder welchen Eurobetrag will ich pro Trade maximal riskieren?
    Keine Serie von misslungenen Trades darf den Trader aus der Kurve werfen. Es ist nur eine Frage der Empirie, dass man irgendwann eine längere „Pechsträhne“ erwischt und mehrere Trades nacheinander Verlierer sind. Dann ist ein relativ geringer Kapitaleinsatz je Trade eine Hilfe. Ich will hier keine weiteren Rechenbeispiele anfügen, aber es ist leicht nachzuvollziehen, dass sich ein Trader, der in wenigen Minuten 25 Prozent seines Kapitals verloren hat (mit 2,5 Prozent Risiko je Trade), schneller in einem mentalen Ungleichgewicht befindet als ein Trader, der mit zehn Verlusttrades „nur“ fünf Prozent einbüßen musste.
    Mein Ansatz beim Money-Management: Ich riskiere bei jedem Trade eine Summe in Euro, die von dem eingesetzten Handelsinstrument, der Situation und meiner Chancenbewertung abhängig ist. Die bekannte 1-Prozent-Regel je Trade ist didaktisch von der Grundidee her natürlich richtig, aber für meine Zwecke als schnell agierender Trader mit oft über 50 Trades pro Tag nicht geeignet, zumal ich meist nur einen Bruchteil meines Arbeitskapitals riskieren will. Das absolute Risiko je Trade hängt bei mir von dem Wertpapier und der aktuellen Liquidität (Handelsumsatz) ab: Bei Hot-Stocks sind die Handelspositionen natürlich deutlich kleiner als
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