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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)
Autoren: Marnie Schaefers
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Gefühl, das sie überkam, verstärkte sich noch, als sie den Tunnel hinter sich ließen und auf eine breite Felszunge hinaustraten, die sich mehrere Schritt weit über einem tiefen Abgrund spannte.
    Der Anblick, der sich ihnen bo t, ließ selbst die Dämonin innehalten und ehrfurchtsvoll das Ausmaß der riesigen Höhle bewundern.
    Gebannt huschte Crevis Blick von einer Seite zur anderen, folgte dem Verlauf eines steinernen Aquädukts, dessen umlaufender Ring sich eng an der gewölbten Wand entlang schlängelte, und dafür vorgesehen war, Wasser in den Grund unter ihnen zu leiten.
    Sie versuchte, die Gewaltigkeit dieser Bauten zu verdauen.
    Zu ihrer Rechten öffneten drei steinerne Kreaturen die mächtigen Mäuler, aus deren Schlünden überdimensionale Wasserleitungen hervorragten und viele, viele Fuß über dem Abgrund schwebten. Ihre Hälse verbanden sich mit der fein gerippten Felswand dahinter und ließen erahnen, dass ihre Rohre noch viel weiter in den Berg hinein reichten.
    Schaute sie nach oben, so erblickte sie die Unendlichkeit des Universums, so schien es ihr. Weiten, die sie sich zuvor nicht einmal hatte vorstellen können, ließen ihr das Herz bis zum Halse schlagen.
    » Es ist wunderschön«, hörte sie Liwy neben sich flüstern.
    » Ja.«
    Wie von einer unsichtbaren Macht gebannt, bewegte Crevi sich bedächtig auf den Rand des Abgrunds zu. Fast erwartete sie, auf einen magisch glitzernden See zu schauen, der einen unverhofft an Wunder glauben ließ. Bilder phantastischer Brunnen und unergründlicher Fluten flammten in ihren Gedanken auf. 
    Von Verzückung gepackt, hielt sie an der Spitze der Felszunge inne, merkte dabei gar nicht, dass die Dämonen sie eingeholt hatten, und beugte sich erwartungsvoll vor.
    Sie brauchte mehrere Sekunden, bis sie verstand, was sie da sah.
    Als die Nebelschwaden sich über dem Schlund zurückzogen und das, was sie bis dahin verborgen hatten, freigaben, setzte ihr Herz einen Schlag aus. Nur um dann, gemeinsam mit der Erkenntnis dessen, was geschehen sein musste, überlaut in ihren Ohren zu dröhnen.
    » Sie ist leer!«, rief eine zutiefst erschütterte Stimme aus dem Hintergrund, die nur dumpf bis zu ihr vordrang.
    » Die Quelle«, fiel eine weitere in das Wehklagen mit ein. »Sie ist versiegt.«
    Bis ins Mark erschüttert überspülte Crevi die Bedeutung dessen, wie ein Schwall eiskalten Wassers.
    Nur, dass weit und breit, kein Tröpfchen Flüssigkeit zu erblicken war.
    Völlig verstört stierte sie in die Tiefe. Realisierte die staubtrockene Schlucht, in der sich die Quelle hätte befinden sollen, in der sie sich hätte befinden müssen . Doch blieb es dabei. Kein plätscherndes, tropfendes, fließendes Wasser war zu vernehmen, nur das hohle Rauschen des Windes, der durch die Fänge der steinernen Statuen pfiff.
    Nein!
    Unmöglich.
    Sie hatte doch das Säuseln der Quelle vernommen… 
    »Das kann nicht sein!«, kreischte Liwy schäumend vor Wut und Verzweiflung.
    Mit einem Ruck kehrte Crevi zurück in die Wirklichkeit, fuhr zu ihr herum und starrte von einer Fülle widerstreitender Gefühle ergriffen in das hasserfüllte Gesicht der Schlange.
    Sie wollte etwas sagen, da verengten sich die vor Raserei weit aufgerissenen Pupillen der anderen zu Schlitzen. Ehe Crevi einen Ton hervorbringen konnte, wurde sie mit brachialer Gewalt am Kragen gepackt und in die Höhe gerissen, geschüttelt und gerüttelt.
    Aussichtslos versuchte sie, sich aus den Klauen der Bestie zu befreien, bis diese sie mit einem kräftigen Ruck von sich stieß.
    Crevi schwankte, kämpfte wild mit den Armen rudernd verzweifelt um ihr Gleichgewicht, doch vergebens. Ihr rechter Fuß trat ins Leere.
    Dann stürzte sie hintenüber.
    Dem Abgrund entgegen.
    Wurde so abrupt, dass sie es nicht einmal kommen sah, am Handgelenk geschnappt.
    Und mit Schwung zurück auf den Felsen gerissen.
    Schwert atmend hob sie den Kopf und wich gleich darauf keuchend vor Entsetzen zurück, trat fehl und verlor den Halt. 
    Sie blickte in das Gesicht des Mörders.
    Ein mageres Gesicht, mit eingefallenen Wangen u nd tief in den Höhlen liegenden Augen – Augen in denen der kranke Wahnsinn geschrieben stand, der ihn beherrschte.
    Er stieß ein unmenschliches Grollen aus und fletschte die Zähne.
     
     
    Vlain entfuhr ein verärgertes Knurren, dem gleich darauf mehrere Flüche folgten, als Crevi vor ihm zurückschreckte und dabei erneut das Gleichgewicht verlor.
    Gerade noch rechtzeitig bekam er sie ein zweites Mal zu fassen,
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