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Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille

Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille

Titel: Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille
Autoren: Jonas Winner
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zielt direkt in den Baum, auf Frederiks Körper.
    Tack -- Tacktack.
    Aus dem Augenwinkel nimmt Claire wahr, wie Frederik stürzt - wie er aufschlägt. Ein dumpfer Knall, blechern, satt - dann rollt er von dem Autodach, auf das er sich fallen gelassen hat.
    Im nächsten Augenblick ist Claire zwischen den parkenden Autos hindurch, sieht Frederik auf die Straße schlagen - während zwanzig Meter weiter unten die Ampeln der Kreuzung auf grün springen.
    Sie rennt zu dem dunklen Haufen inmitten der Fahrbahn, kniet neben ihm nieder - die verschwommenen Lichter der Fahrzeuge vor sich, die auf beiden Spuren jetzt beschleunigen und auf sie zuhalten.
    Frederiks Augen stehen offen, sein Gesicht ist erstarrt, er scheint nicht zu atmen.
    Rotorange blitzt es vor Claire auf. Der Wagen, der auf sie zurast, blinkt, will ausscheren auf die Überholspur. Ein Hupen - ein Luftzug, keine dreißig Zentimeter von Claires Kopf entfernt röhrt das Fahrzeug an ihnen vorbei.
    Claire reißt an Frederiks Arm.
    Er ist schwer wie ein Sandsack.
    „FRED!“
    Das langgestreckte Hupen des nächsten Wagens - das schrille Quietschen von Bremsen.
    FRED!!
    Er krümmt sich zusammen.
    Es kracht - Claires Kopf ruckt hoch, sie sieht einen Lieferwagen, der sich vor ihr querstellt und seitlich auf sie zuschießt. Der Wagen muss beim Versuch, auszuweichen, von den Fahrzeugen hinter ihm gerammt worden sein - und wird jetzt direkt auf sie zugeschoben.
    Im gleichen Moment fühlt Claire, wie Frederiks Muskeln zum Leben erwachen. Er reißt sich hoch. Der Hupton, in den zwei weitere Autos einfallen, verschmilzt in Claires Kopf zu einem einzigen Schrei. Sie richtet sich auf, zieht Frederik mit sich, spürt, wie ein Stich in ihrer Seite aufgeht, als ein Muskel sich zerrt. Weicht, die Arme um Frederiks halbaufgerichteten Körper geschlungen, nach hinten zwischen die parkenden Autos zurück -
    während der gerammte Lieferwagen sich dreht und mit einem Wagen auf der Überholspur verkeilt.
    Frederiks Augen - schwarz über ihr.
    Er steht schief, sein Blick tastet sie ab. Keine Kugel hat ihn getroffen.
    Claires Augen zucken von ihm weg zu dem Mann, der noch immer am Treppenhausfenster steht - die Waffe auf sie gerichtet.
    Sie fühlt, wie Frederiks Hand sich um ihre schließt. Dann gleiten sie über den Bürgersteig.
    Hinter sich das Hupen, die Rufe der Fahrer, die in den Unfall verwickelt sind. Neben sich die dunkeln Fassaden der geschlossenen Geschäfte. Über sich der wolkenlose Nachthimmel Berlins.

6
     
    Zwei Jahre vorher
     
    „Dann sind wir jetzt also verwandt!“ Henning stand mit einer Gruppe von Freunden an einem der hohen Tische, die im Garten des Restaurants aufgebaut worden waren, und hielt Max wie zur Begrüßung sein Sektglas entgegen.
    Max trat an den Tisch und klickte mit seiner Espressotasse dagegen. „Schwager, richtig?“
    Noch immer strömten Hochzeitsgäste von der Kirche in den Garten des Lokals, in dem in einer guten halben Stunde das Hochzeitsessen beginnen sollte.
    „Richtig.“ Hennings Lachen war breit.
    ‚Meine Schwester ist erst siebzehn, vergiss das nicht‘, musste Max denken. Aber da redete sein neuer Schwager schon weiter.
    „Jetzt, wo wir verwandt sind, muss ich dich aber doch mal was fragen, Max.“
    Max nippte an seinem Kaffeetässchen.
    „Letzten Sommer … “ Henning musterte ihn.
    „Hm?“ Max hatte das Gefühl, sich zuviel Zucker in den Espresso geschüttet zu haben.
    „Malte hat da was erwähnt … “
    Max‘ Augen wanderten zu Malte, einem eher klein gewachsenen jungen Mann, der ebenfalls am Tisch stand. Er arbeitete mit Henning zusammen und war auch mit Quentin befreundet.
    Malte hob die Hände, lachte. „Ich?“ Er warf Henning einen fast unruhigen Blick zu. „Was denn, ich war doch gar nicht dabei!“
    „Komm schon, Max“, drängte Henning, „sowas spricht sich einfach rum. Die Reise ins Baltikum - letzten Sommer. Was war denn da los?“
    Max stellte die Espressotasse auf den Tisch. Er war hier zu keiner Antwort verpflichtet - verwandt oder verschweißt - scheißegal.
    „ Du warst doch dabei“, wandte sich Henning jetzt an Quentin, der zusammen mit Max vom Kühlraum kommend an den Tisch getreten war, „oder, Quenni? Auf der Sommerreise mit Max im letzten Jahr. Bist du da nicht mitgefahren?“
    „Nur bis Riga!“ Quentin schaute zu Max. „Dann bin ich zurück nach Berlin.“
    „Und wieso nur bis Riga?“ Henning heftete den Blick auf Quentin, als wollte er es jetzt wirklich wissen.
    „Ich hatte sowieso nicht
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