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Berg der Goetter

Berg der Goetter

Titel: Berg der Goetter
Autoren: Alfred Bekker
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wahnsinnigsten aller Gottesanbeter!
    Ein Hagel von brennenden Pfeilen regnete auf uns hernieder und wir mussten rasch Deckung und Schutz suchen, was auf einem offenen Flussschiff gar nicht so leicht ist.
    Die Ebene war in Bergland übergegangen und der Rir schlängelte sich durch ein tiefes Tal. Auf den Hängen aber standen die Mordgesellen des Priesters und versuchten, uns den Garaus zu, machen. Eines der Segel hatte bereits Feuer gefangen – wen konnte es wundern? – und so musste der Kapitän sich entschließen, die Taue zu kappen und es über Bord gehen zu lassen. Ganjon schoss unermüdlich seine Pfeile ab, traf auch beinahe mit jedem Schuss einen Gegner, aber die Übermacht war zu gewaltig, als dass er die Horde Delengis ernsthaft hätte in Schwierigkeiten bringene können. Diesmal hatte der Priester offensichtlich eine bessere Truppe zusammengestellt, besser ausgebildet und bewaffnet.
    Ein Mann aus der Schiffsbesatzung wurde tödlich getroffen, ein weiterer durch einen Schuss in den Arm schwer verletzt. Aber wie durch ein Wunder – als ob uns die Götter trotz unseres frevelhaften Vorhabens ihre Gunst erweisen wollten, was ziemlich unsinnig schien – hatten wir gerade in jener Stunde den Wind aus der richtigen Richtung, nämlich aus Südosten.
    War uns auch nur ein Segel geblieben, es reichte doch, um unser Flussschiff in geschwindem Tempo den Rir hinauffahren zu lassen und den Schergen des Arodnap-Priesters zu entkommen.
    Den Toten warfen wir über Bord, um den Verletzten würde sich in Moimarak ein Arzt kümmern.
    „ Es steht zu befürchten“, meinte ich, „dass uns dieser halsstarrige Irre noch eine ganze Weile verfolgen wird.“
    Der Kapitän nickte düster.
    „ Ja, allerdings. Wahrlich, ich bin gespannt, wie das Ganze ausgehen wird.“

    Wir kamen also am Abend nach Moimarak. Auch hier war uns die Kunde von unserem Vorhaben wieder vorausgeeilt. Die Menschen von Moimarak wussten genauestens Bescheid über unser Vorhaben und entsprechend reserviert wurden wir behandelt. Dennoch gelang es dem Kapitän ein neues Segel aufzutreiben und einen Arzt zu finden, der den Verletzten behandelte, bevor es am nächsten Tag wieder riraufwärts ging.
    Die Hügel gingen wieder in ebenes Land über, bevor schließlich Wald den Fluss von beiden Seiten dicht umsäumte. Wir machten noch einmal kurz Station in Nirot, das schon zum Reich von Krágan gehörte, um unsere Vorräte zu vervollständigen. Von Delengi-al-Brualssm sahen wir glücklicherweise zunächst nichts mehr.
    Vielleicht hatte er sein aus Hass und Intoleranz geborenes Vorhaben, uns aus dem Weg zu räumen, aufgegeben, vielleicht sah er aber auch einfach nur keine Möglichkeit, es im Augenblick zur Ausführung zu bringen.
    Die nächsten Reisetage waren überaus anstrengend.
    Ständig drangen irgendwelche Geräusche (offensichtlich von Tieren stammend) an unsere Ohren, ohne dass man etwas sah, was sich bewegte. Das Unterholz war zu dicht, um mehr als wenige Meter in den Wald hineinblicken zu können, der offenbar so voller unheimlichem Leben war. Dann überschritten wir irgendwo die unsichtbare (und wohl kaum je sehr genau festgelegte) Grenze zum Königreich Miruan, wo sich der mächtige Rir drittelte. Der Hauptstrom floss nach Norden, ein mittlerer Lauf trug den Namen Miru und hatte insofern einige Bedeutung, als an seinen Ufern die beiden Städte Ni’irim und Na’riok lagen. Wir aber fuhren mit unserem Schiff die nach Osten führende Abzweigung hinauf, Dâr genannt.
    Heimtückische Insekten erfüllten die Luft mit ihrem abscheulichen Summen. Ärgerte man sich anfangs auch über die zahllosen Stiche, so gewöhnte man sich doch mit der Zeit daran. Blieb nur zu hoffen, dass unter dem stechenden Kleingetier keines war, dessen Gift dem Menschen gefährlich werden konnte.
    Das Land an den Flussufern des Dâr war sumpfig, dort hatten sie ihre Nester und Unterschlüpfe. Es wurde mir mit der Zeit immer klarer, weshalb sich in dieser Gegend nur einige wilde Nomaden aufhielten, die sich angeblich von Heuschrecken und anderen, ähnlich unappetitlichen Dingen ernährten. Miruan ist zwar ein weites und mithin auch fruchtbares Land, dennoch dürften große Teile dieses Reiches für eine Besiedlung durch zivilisierte Menschen ungeeignet sein.
    Einmal trafen wir auf eine Horde dieser Nomaden. Sie waren sehr freundlich und keinesfalls so kriegerisch, wie manch unglaubwürdige Erzählung über dieses Gebiet der erschrockenen Zuhörerschaft der Küstenländer glaubhaft zu
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