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Benedikt XVI

Benedikt XVI

Titel: Benedikt XVI
Autoren: Licht der Welt
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nehmen?
     
    Wenn man es chronologisch
auffasste, uns jetzt sozusagen unmittelbar auf die Wiederkunft zu rüsten, wäre
es falsch. Wenn man es in dem eben dargestellten spirituellen Sinn begreift,
dass der Herr immer der Kommende ist und dass wir uns dabei immer auch auf das
endgültige Kommen vorbereiten, gerade wenn wir auf Sein Erbarmen zugehen und
uns selbst von Ihm formen lassen, dann ist es richtig. Sich formen lassen von
der Erbarmung Gottes als Gegenmacht gegen die Erbarmungslosigkeit der Welt -
das ist sozusagen die Vorbereitung dafür, dass Er selbst kommt und Seine Erbarmung.
     
    Ich möchte da noch einmal
nachfassen. Im einzigen prophetischen Buch des Neuen Testaments, der "Geheimen
Offenbarung des Johannes", der Apokalypse, die als Frohbotschaft
verstanden wird, ist alles auf das zweite Erscheinen Christi ausgerichtet.
Schon die biblischen Schriftgelehrten und die Mönche und Astronomen der Zeit
Jesu hatten sich mit der Berechnung des Zeitpunktes für das Kommen des Messias
beschäftigt.
    Der
deutsche Wissenschaftler Rüdiger Holinski glaubt nun
herausgefunden zu haben, dass es sich bei den in der Apokalypse genannten
Sendschreiben an die sieben Gemeinden nicht um sieben Orte handelt, sondern um
Chiffren für die nacheinander folgenden kirchengeschichtlichen Epochen. So
stehe der Name der siebten und letzten Gemeinde, Laodizea (übersetzt: Recht des Volkes), für ein allgemeines Aufbegehren und den Drang
nach Mitwirkung. Das parallele "siebte Siegel" stehe für eine Epoche,
die gekennzeichnet sei von Ängsten, Depressionen, falschen Kirchenlehrern und
neuen Religionen, eine Zeit, in der die Werke weder kalt noch heiß seien.
    Wie auch
immer, die Welt ist heute gefährdet wie kaum zuvor. In vielen Bereichen hat,
wie wir das hier auch behandelt haben, die Verwüstung unseres Heimatplaneten
den point of no return erreicht. Die Situation des
Glaubens ist von dramatischen Veränderungen betroffen. Glaubensbewusstsein
versiegt, Kirchen müssen geschlossen werden, eine antichristliche Meinungsdiktatur
wirkt nicht mehr nur subtil, sondern offen aggressiv. Hinzu kommt, dass der
Mensch nunmehr das letzte biblische Tabu angreift, den "Baum des Lebens",
die Manipulation und Herstellung des Lebens selbst.
    Hat diese
Situation Sie veranlasst, in Ihrem Jesusbuch darauf hinzuweisen, man müsste
insbesondere auch die Gerichtsworte Jesu auf unsere gegenwärtige Situation
anwenden?
     
    Ich bin gegenüber solchen Auslegungen
skeptisch. Die Apokalypse ist ein geheimnisvolles Buch und hat viele
Dimensionen. Ob aber das, was der Ausleger sagt, auch eine Dimension davon ist,
würde ich offen lassen. Die Apokalpyse gibt
jedenfalls kein Schema einer zeitlichen Berechenbarkeit. Auffallend ist darin
ja gerade, dass dann, wenn man glaubt, jetzt sei es eigentlich zu Ende, das
Ganze wieder von vorn beginnt. Das heißt, die Apokalypse spiegelt geheimnisvoll
das Weitergehen der Bedrängnisse, ohne uns zugleich zu sagen, wann und wie genau
eine Antwort kommt und wann und wie der Herr sich uns zeigt.
    Sie ist
kein Buch, das sich für chronologische Berechnungen eignet. Wichtig ist, dass
jede Zeit sich der Nähe des Herrn stellt. Dass gerade auch wir, hier und heute,
unter dem Gericht des Herrn stehen und von seinem Gericht her uns richten
lassen. Der heilige Bernhard von Clairvaux hat, während man bis dahin von einem
zweimaligen Kommen Christi sprach - einmal in Bethlehem, das zweite Mal am
Ende der Zeit -, von einem " adventus medius " gesprochen, von einem mittleren Kommen, durch
das Er periodisch immer wieder in die Geschichte hereintritt .
    Ich
glaube, damit hat er die richtige Tonart getroffen. Wir können nicht festlegen,
wann die Welt zu Ende geht. Christus selbst sagt, niemand weiß es, nicht einmal
der Sohn. Wir müssen aber immer sozusagen in der Nähe seines Kommens stehen -
und vor allem in den Bedrängnissen sicher sein, dass Er nahe ist. Zugleich
sollten wir bei unseren eigenen Taten wissen, dass wir unter dem Gericht
stehen.
     
    Wir wissen nicht, wann es sein
wird, aber wir wissen dem Evangelium zufolge, dass es sein
wird. " Wenn der Menschensohn kommt und alle Engel mit ihm", so heißt
es bei Matthäus, "dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit
setzen." Er werde die Menschheit scheiden, so wie ein Hirte die Schafe von
den Böcken scheidet. Den einen werde Er sagen: "Nehmt das Reich in Besitz,
das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist." Den anderen
aber: " Weg von mir, ihr Verfluchten, in das
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