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Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"
Autoren: Jennifer Blake
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Mund.
    „Muriel“, flüsterte sie fassungslos.
    Die andere Frau lachte bellend. „Für jemanden, der sich für so klug hält, stehen Sie ganz schön auf der Leitung.“
    Das war wohl wahr. Alles passte zusammen. Muriel war bei der Armee gewesen. Muriel hegte schon lange einen Groll gegen sie. Muriel war frustriert und unausgeglichen und bereit, auf die Person einzuschlagen, die sie für ihr eigenes Versagen verantwortlich machte.
    Und doch war es nicht leicht zu akzeptieren. Aber sie musste es. Muriel hielt immer noch das Gewehr im Anschlag, und ihre Tarnhose war bis zu den Knien voller Matsch, als ob sie durch den Sumpf gewatet wäre.
    April starrte auf diesen letzten viel sagenden Beweis und spürte, wie ihre Miene hart wurde. „Sie haben auf Luke geschossen.“
    „Er war mir im Weg.“
    „Warum? Was wollen Sie von mir? Um Himmels willen, Muriel, Sie haben mein letztes Buch total verrissen. Reicht Ihnen das nicht?“
    „Ein toller Erfolg, nachdem es trotzdem in die Bestsellerlisten kam. Davon abgesehen fanden es andere Kritikerinnen gut, die dummen Kühe. Es war einfach unerträglich, dabei war mein Buch mindestens genauso gut. Aber haben Sie mir vielleicht geholfen, Werbung dafür zu machen? Oh, nein! Sie hatten nämlich Angst vor der Konkurrenz. Weil Sie den Gedanken nicht ertragen konnten, dass jemand Sie aus dem Rampenlicht verdrängen könnte. Sie wollten den ganzen Erfolg für sich allein.“
    „Ihr Buch war …“ April unterbrach sich abrupt, als ihr klar wurde, dass es nicht sehr weise wäre, Muriel die nackte Wahrheit über ihr Buch zu sagen, während diese mit einem Gewehr auf ihre Brust zielte.
    „Mein Buch war wunderbar, ein Meisterwerk!“ erklärte Muriel mit einem wilden Glitzern in den Augen.
    Es war geschwollen geschrieben, und außerdem waren so viele Stellen zusammengeklaut, dass es schon fast an ein Plagiat grenzte. April hatte mindestens drei Vergleiche entdeckt, die aus ihrer Feder stammten, und mehrere andere von Autorinnen, die sie gut kannte. Der Drang, auf diesen Sachverhalt hinzuweisen, war so stark, dass sie ihn kaum bezähmen konnte. „Ihr Buch hatte einige Schwachstellen“, sagte sie schließlich.
    „Es war perfekt!“
    Eins der großen Geheimnisse des Schreibens ist, dass die Person, die am nächsten dran ist, die Schwächen als Letzte sieht, dachte April. „Tut mir Leid“, sagte sie, „aber was das anbelangt, haben wir unterschiedliche Meinungen. Ich hatte nicht vor, Sie in irgendwelche Schwierigkeiten zu bringen, und hätte Ihnen gern geholfen, wenn Sie …“
    „Lügnerin! Sie lügen ja wie gedruckt!“ schrie Muriel, und April sah, dass sich in ihren Mundwinkeln Speichel sammelte. „Sie haben noch nie irgendwas für irgendwen getan.“
    „Das ist nicht wahr.“
    „Sie sind egoistisch und egozentrisch und so von sich eingenommen, dass es lächerlich einfach war, Sie eine ganze Weile zum Narren zu halten. Aber jetzt werden Sie mir zum Ausgleich für das Buch, das Sie mir weggenommen haben, einen Bestseller schreiben. Sie werden den Roman, an dem Sie derzeit sitzen, beenden und an mich weitergeben.“
    „Das glaube ich kaum“, sagte April mit einer Stimme, in der ein stählerner Unterton mitschwang.
    „Entweder tun Sie, was ich Ihnen sage, oder ich lasse Sie hier am steifen Arm verhungern. Obwohl ich mir auch noch ein paar andere Wege einfallen lassen kann, um Sie weich zu klopfen. Vielleicht erlaube ich unserem lieben Frank ja, mir zu helfen. Sie sind zwar nicht seine Schwester, aber es könnte durchaus sein, dass er sich gern eine Weile ausmalt, Sie wären es.“
    „Schnauze, Potts!“ brummte Frank hinter April. In seiner Stimme war ein wütender Unterton, aber auch ein verzweifelter Selbsthass, der nichts Gutes ahnen ließ. Gar nichts Gutes.
    April hob kämpferisch das Kinn, als sie Muriels Blick begegnete. „Sie können mich nicht so lange hier festhalten. Und selbst wenn Sie es könnten, ist mir schleierhaft, wie Sie erwarten können, dass ich unter diesen Umständen auch nur ein einziges vernünftiges Wort zu Papier bringe.“
    „So lange wird es nicht dauern. Und was das Zweite betrifft, was ist schon dabei? Schreiben kann man schließlich überall.“
    April musste unwillkürlich lachen. „Zum Schreiben braucht man mehr als nur einen Schreibblock und einen Stift. Man muss sich konzentrieren und auf den Text einlassen, und vor allem kann man keinen Stress gebrauchen. Davon abgesehen habe ich mein Manuskript nicht dabei. Und ich sehe hier nirgends
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