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Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Titel: Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)
Autoren: Martina Kempff
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dem Bildschirm verwandelt sich in eine offizielle Seite. BCR lese ich, also bulletin centrale de recherche, das Fahndungsbuch der belgischen Polizeibehörden. Der Name Jean-Marie Lambert ist markiert. Neugierig beuge ich mich weiter vor und greife jetzt absichtlich zur Maus. Es kommt nur ein kurzer Text, aber der erschreckt mich dermaßen, dass ich ihn mehrmals lesen muss, um ihn zu begreifen. Ich sinke auf den Schreibtischstuhl und klicke an die Stelle, die auf einen Zeitungsartikel verweist.
    »Was machst du da?«
    Von hinten schiebt sich der lange Arm des Gesetzes an mir vorbei. Mit einem Klick schließt Marcel die Seite.
    »Mensch, Katja, du kannst doch nicht so einfach polizeiinterne …«
    »Zwei Frauen!«, unterbreche ich ihn und starre fassungslos auf das Hintergrundbild der frühmorgendlichen Sommerwiese. »Marcel, das ist ja ungeheuerlich! Wieso hast du mir gestern nichts davon gesagt? Dass der Pfarrer zwei Frauen ermordet hat?«

Als DRITTES wird es erst hitzig und knistert danach gewaltig
    Crème brûlée mit einem Hauch Roquefort, Birnenstückchen und kleinem Schuss Williamsbirne
    Mit meinen schnellen Schlussfolgerungen hat sich Marcel nie anfreunden können. Ich zähle eins und eins zusammen, und er nennt das Voreiligkeit.
    »Setz jetzt bloß kein Gerücht in die Welt!«, warnt er mich. »Es gab nur Fingerabdrücke in einem Haus in Hergersberg, die wir jetzt endlich zuordnen konnten.«
    »Fingerabdrücke von Jean-Marie Lambert! In einem Haus, wo ihr vor drei Monaten zwei tote Frauen entdeckt habt!«
    Für mich ist der Fall sonnenklar. Er lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Aus Angst um ihr eigenes Leben hat die Frau in meinem Lokal den Pfarrer niedergeschossen und damit gleichzeitig möglicherweise den Mord an zwei Freundinnen gesühnt. Ja, das hätte zu dem grimmigen Lächeln gepasst; so könnte es gewesen sein.
    »Er hat die Frauen nicht umgebracht. Die haben sich selbst das Leben geholt«, informiert mich Marcel, als ich ihm das logisch Nachvollziehbare serviere. »Die Staatsanwaltschaft schließt Fremdverschulden aus.«
    Das Leben geholt . Klingt erhabener, als sich das Leben – wie sonst überall – einfach nur zu nehmen.
    »Wie haben sie sich umgebracht?«
    »Mit Zyankali. Kein schöner Tod.«
    »Der ihnen verabreicht worden sein kann.«
    »Es gibt auch keinen Hinweis auf Sterbehilfe. Aber einen Abschiedsbrief, den beide unterschrieben haben.«
    »Was steht drin?«
    Natürlich sei er nicht befugt, mir das zu verraten.
    »Ich wette, sie sind dazu gezwungen worden!«
    »Gut, dass du nicht bei der Polizei arbeitest. Aber wo du schon mal hier bist …«, fügt er beiläufig hinzu, »könntest du dem Phantomzeichner zur Hand gehen. Der sitzt drüben bei Erwin.«
    »Wo hast du den denn so schnell hergekriegt?«, frage ich misstrauisch. »Deine deutschen Kollegen …«
    »… haben dich gefragt, die Zeichnung bei ihnen anfertigen zu lassen. Ich weiß. Wir leisten Amtshilfe. Der Mann kommt aus Lüttich und spricht nur Französisch, erspart dir aber die Fahrt nach Euskirchen; ist doch nett von mir, oder?«
    »Du hast also gewusst, dass ich herkomme?«
    »Ich habe es gehofft. Deshalb habe ich dir einen Grund dagelassen. Danke.« Er hebt die zusammengefaltete Soutane wie zum Gruß an, zieht eine Mappe darunter hervor und seufzt: »Wird höchste Zeit, Jean-Marie Lamberts Schwester zu informieren.«
    »Da komme ich mit!«
    »Impossible. Du musst den Phantomzeichner füttern.«
    »Ich muss gar nichts. Ist sicher korrekter, wenn ich das nachher in Euskirchen erledige.«
    Für Marcel ist es schon unerfreulich genug, dass er als kleiner Polizeiinspektor bei Kapitalverbrechen die Ermittlungen offiziell nicht leiten darf. Eigentlich sollte er nur seinen Chefs oder der jeweils eingesetzten Kommission zuarbeiten. Aber er ist ein lausiger Teamworker, berüchtigt für seine oft fragwürdigen Methoden und eigensinnige Arbeitsweise. Er ist in der Vergangenheit nur deshalb nicht verwarnt, abgemahnt oder von Mordermittlungen abgezogen worden, weil er erstaunlich erfolgreich vorgeht, solange man ihm freie Hand lässt. Innerhalb seiner belgischen Behörde genießt er daher so etwas wie Narrenfreiheit. Die würde ihm die für diesen Fall zuständige deutsche Polizei bestimmt nicht einfach so zugestehen. Erhält sie aber durch ihn das Phantombild – natürlich mit dem Verweis auf den belgischen Vermisstenfall –, hätte er ein kleines Pfund in der Hand, mit dem sich trefflich wuchern ließe. Diese Chance wird er sich
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