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Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)

Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)
Autoren: Angelika Lauriel
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Kaffeemaschine.
Erhebend ist der Anblick meiner täglichen Arbeitsstätte nicht gerade. Alle tragen
Headsets und starren auf ihre Bildschirme, die meisten haben eine Kaffeetasse neben
dem Papierstapel auf ihrem Tisch und klappern hektisch mit den Tastaturen, um die
eingehenden Bestellungen zu erfassen oder Notizen über die Wünsche oder Abneigungen
der Kunden zu machen.
    Nur die
drei dem Fahrstuhl am nächsten sitzenden Mädels heben den Kopf. Wie erwartet ziehen
sie nacheinander die Augenbrauen hoch, nicken mir mit verkniffenen Mündern zu, drehen
dann die Köpfe wieder weg und reden weiter mit ihrem jeweiligen Gesprächspartner
am anderen Ende der Leitung.
    »Maurice,
bringst du mir einen Kaffee an meinen Platz?«
    »Gern, Lucinda.«
    Ich lege
die Hand auf seinen Unterarm, er bleibt wie angewurzelt stehen und betrachtet sie
wie einen Fremdkörper, worauf ich sie verlegen wegziehe. »Du sollst mich doch Lucy
nennen.«
    Seine blassblauen
Augen strahlen. »Jo, richtig. Lucy. Ich bring dir gleich ’nen Kaffee.«
    Den Catwalk
durch den schmalen mittleren Gang zu meinem Schreibtisch genieße ich in vollen Zügen,
auch wenn es sehr gemischte Empfindungen sind, die mir von meinen Kolleginnen entgegenschlagen.
Ob sie überhaupt erkennen, was das für Schuhe sind, die sie angaffen? Na, es spielt
keine Rolle. Mir geht es ja nicht darum, hier aufzutrumpfen, sondern einzig und
allein um das luxuriöse Gefühl, das mir diese Schuhe bescheren. Es geht um mich,
nicht um die anderen.
    Ich kann
es mir nicht verkneifen, mich seitlich auf den Bürostuhl plumpsen zu lassen, um
die angewinkelten Beine dann in einer grazilen Bewegung unter den Tisch zu ziehen.
Ein bisschen prätentiös muss frau ab und zu einfach sein.
    Ich bewege
die Computermaus, um zu sehen, welche Liste ich heute abtelefonieren muss, und stöhne.
Unzählige Adressen. Ich bin gespannt, wie viele von ihnen ich schaffen werde. Davon
hängt ab, wie bald ich wieder die echten Trüffelpralinés essen werde und wann ich
mit meiner kleinen Schwester und meiner besten Freundin zum Italiener in der Fußgängerzone
gehen kann. Nun gut, nicht umsonst habe ich mir ein dickes Fell antrainiert und
meine Stimme geschult. Nachdem Maurice mir meine Lieblingstasse mit frischem Kaffee
gebracht hat, ziehe ich mir das Headset über, lächle Lena, die mir gegenübersitzt,
an unseren Bildschirmen vorbei zu und wähle die erste Nummer.
    »Krämer.«
Eine männliche Stimme, nicht schlecht gelaunt, nicht gut, sondern neutral.
    »Einen wunderschönen
guten Tag, hier ist Lucinda Schober von der Mediaboutique. Es geht um Ihre Fernsehzeitschrift,
Herr Krämer.«
    »Was ist
damit?«
    »Wir haben
derzeit ein einmaliges Angebot. Wenn Sie die ›TVfix‹ abonnieren, bekommen Sie ›Kleine
Katzen‹ kostenlos für drei Wochen im Probeabo dazu. Und für die ›TVfix‹ zahlen Sie
45 Cent weniger pro Monat, als wenn Sie sie am Kiosk kaufen. Wäre das was für Sie?«
    Die Uhr
läuft. Er denkt nach, endlos lange. »Ääh …«, kommt es dann zögerlich. »›Kleine Katzen‹,
sagten Sie? Ist das so ein … ääh … Heft mit Frauen?«
    Ach, so
einer ist das. Ich öffne am Bildschirm rasch eine Seite mit Spaßartikeln, die wir
für einen unserer Großkunden verkaufen. Sofort finde ich ein Heftchen der Sorte,
die Herr Krämer meint.
    »Nein, Herr
Krämer, ›Kleine Katzen‹ ist eine Zeitschrift für Katzenfreunde, aber ich könnte
Ihnen die ›Duftende Haut‹ zu den gleichen Konditionen anbieten. Sie können das Abonnement
jederzeit widerrufen.«
    »Die Fernsehzeitung
brauche ich nicht, aber die andere interessiert mich. Die kriege ich dann kostenlos,
sagen Sie?«
    »Ja, drei
Monate lang kostenlos, danach wird jährlich ein Betrag von 60 Euro abgebucht. Sie
können aber rechtzeitig kündigen, dann zahlen Sie gar nichts. Bloß das Abo der ›TVfix‹
ist dann für ein Jahr bindend. Darf ich dieses Angebot für Sie buchen?«
    Herr Krämer
sagt ja! Prima, der erste Abschluss für heute. Ich schließe den Auftrag zügig ab
und muss den netten Herrn Krämer am Ende ein wenig abwürgen, weil er sich in Lobeshymnen
über meine Stimme ergeht und fragt, ob wir uns treffen könnten. Ich checke kurz
seine Daten und sehe, dass er glücklicherweise in Hamburg wohnt. Weit, weit weg.
    Der Vormittag
läuft so weiter, ich gewinne einen Neukunden nach dem anderen. Besonders die Babyartikel
in Kombination mit den Zeitschriften für junge Eltern gehen heute wie warme Semmeln.
    In die Pause
begleitet mich Lena. Sie hat so
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