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Bei Null bist du Tod

Bei Null bist du Tod

Titel: Bei Null bist du Tod
Autoren: Iris Johansen
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beschäftigen. Ich habe mehrere Kunstpreise gewonnen, ich habe Sarah mehrmals bei ihren Rettungseinsätzen begleitet und ich lerne ausgiebig für die Uni.« Sie lächelte. »Und ich habe meine Zeit nicht mit nichtsnutzigen Schönlingen wie Mark Trevor vergeudet. Ich bin ein Goldmädchen.«
    »Ja, das bist du wirklich.« Eve stand auf. »Und so soll es auch bleiben. Wir unterhalten uns morgen nach der Beerdigung.« Sie ging zur Tür. »Wir sollten jetzt beide schlafen gehen. Ich habe Sandra gesagt, dass wir sie um elf abholen.«
    »Ja, ich komme gleich nach. Ich möchte noch ein bisschen mit Toby hier draußen bleiben.« Sie umarmte ihren Hund. »Gott, Toby fehlt mir so, wenn ich in Harvard bin.« Sie seufzte. »Warum ist das alles ausgerechnet jetzt hochgekommen, Eve?«
    »Ich weiß es nicht.« Sie öffnete die Fliegengittertür. »Mike. Dieser grauenhafte Mord. Wahrscheinlich hat mich das alles an Aldo erinnert, an seine fixe Idee mit Cira, an all die grausamen Morde … und daran, wie er dir nachgestellt hat. Und der Mord an Mike könnte auch etwas mit dir zu tun haben.«
    »Vielleicht auch nicht. Bisher wissen wir nichts Genaues.«
    »Nein, da hast du Recht.« Die Tür schloss sich hinter Eve.
    Seltsam, dass Eve den Mord an Mike mit dem Albtraum in Herkulaneum in Verbindung gebracht hatte. Oder vielleicht war es auch gar nicht so seltsam. Sie, Joe, Eve und Trevor hatten gemeinsam dafür gekämpft, dieses Monster Aldo unschädlich zu machen, und anschließend versucht, das alles zu vergessen. Aber wie sollte man die Erinnerung an eine solch schreckliche Erfahrung einfach so hinter sich lassen können? Damals waren sie und Trevor einander so innig verbunden gewesen, als hätten sie sich schon seit Jahren gekannt. Und weder seine undurchsichtige Vergangenheit noch seine Rücksichtslosigkeit und sein Egoismus hatten dabei eine Rolle gespielt. Sie hatte sich einzig und allein von ihrem Selbsterhaltungstrieb leiten lassen, während Trevors Handlungsmotive Gier und Rachegelüste gewesen waren. Dennoch waren sie zusammengekommen und gemeinsam hatten sie Aldo ausgeschaltet.
    Nicht mehr an ihn denken. Das Gespräch mit Eve hatte all diese Erinnerungen wieder wachgerufen. Normalerweise verdrängte sie Trevor aus ihrem Bewusstsein und dachte nur an ihn, wenn ihr danach war. Auf diese Weise behielt sie die Kontrolle, was ihr in seiner Gegenwart nie gelungen war.
    Aber was hätte man anderes erwarten können? Sie war damals ja erst siebzehn gewesen und er fast dreißig und mit allen Wassern gewaschen. In Anbetracht des emotionalen Chaos, in das sie geraten war, hatte sie sich Trevor gegenüber verdammt gut gehalten.
    Sie stand auf und ging zur Tür. Nicht an Trevor und Cira denken. Sie gehörten nicht mehr zu ihrem Leben. Sie musste sich auf ihre Familie konzentrieren und Kraft für den bevorstehenden Tag sammeln.

Drei
    Siehasste Beerdigungen, dachte Jane benommen, als sie auf den Sarg hinunterblickte. Wer glaubte, eine solche Veranstaltung wäre eine Art Katharsis, musste verrückt sein. Sie empfand nichts als Schmerz und Trauer und das Ritual verschaffte ihr nicht die geringste Linderung. Während der drei Tage seit dem sinnlosen Mord hatte sie sich innerlich von Mike verabschiedet. Hier war sie nur Sandra zuliebe.
    Und Sandra wirkte, als würde sie jeden Augenblick zusammenbrechen, als würde sie nichts und niemanden um sich herum wahrnehmen. Eve stand neben ihr, doch selbst das war Sandra wahrscheinlich nicht bewusst. Mehrere von Mikes Freunden standen um das Grab herum. Jane kannte einige von ihnen: Jimmy Carver, Denise Roberts und Paul Donnell. Auch ihre Zimmergenossin Pat war für das Begräbnis nach Atlanta gekommen und sie wirkte so ernst, wie Jane sie noch nie erlebt hatte. Trotzdem schön, dass sie da war. Schön, dass sie alle da waren.
    In wenigen Minuten würden sie den Friedhof verlassen. Aber die Minuten schienen eine Ewigkeit zu dauern.
    Schließlich war es doch vorbei.
    Jane trat vor und warf eine Rose auf den Sarg.
    »Kann ich irgendwas tun?«, fragte Pat, als Jane sich vom Grab abwandte. »Ich muss eigentlich zurück an die Uni, aber wenn du mich brauchst, mach ich einfach blau.«
    Jane schüttelte den Kopf. »Fahr nur. Ich komm schon klar. Wir sehen uns morgen oder übermorgen.«
    Pat zog ein Gesicht. »Ich hätt’s mir denken können. Du brauchst doch nie jemanden. Wenn ich mal in der Klemme sitze, bist du immer sofort zur Stelle, aber Gott bewahre, dass du dir helfen lässt, wenn ich mal versuche, dir
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