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Behind A Mask

Behind A Mask

Titel: Behind A Mask
Autoren: Irina Meerling
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dem trotze. Wen geht es etwas an? Warum sollte ich mich sogar mir selbst gegenüber verstellen und mir die natürlichsten Gefühle und Schwärmereien verbieten? In solchen Augenblicken verfalle ich all dem, was ich tagtäglich verdränge und wofür ich mich tagtäglich tadele. Ich vergesse die Welt um mich herum und gebe mich meiner eigenen kleinen Welt hin, schließe meine Augen, berühre und streichele mich selbst. Allein schon die Vorstellung von Kendricks nacktem Körper an dem meinen lässt alle Sinne mit mir durchgehen. Sein leicht trainierter Bauch an dem meinem, seine muskulösen Arme, die sich um mich legen … Diese herrlich vollen Lippen an meinem Hals, meiner Brust, überall … Kendricks Hände, die meine Beine auseinander spreizen und die Hüften, die sich dazwischen platzieren … Seine Erregung, die sich vorsichtig in mich drängt, mich dehnt und leidenschaftlich nimmt …
    Aber jeden dieser unbeschreiblichen, wundervollen Augenblicke bezahle ich teuer. Denn der Zeitpunkt, in dem ich in die Realität zurückkehre, kommt immer. Und er kommt erbarmungslos. Er kommt eiskalt und ernüchternd. Nachdem der Schleier der Traumwelt sich gelüftet und die Wogen des Orgasmus sich gelegt haben, kommt das Erwachen. Und es ist jedes Mal das Selbe. Die Gewissensbisse, meinen besten Freund so missbraucht zu haben … Das Schamgefühl, sich nicht kontrollieren zu können … Der Gedanke, falsch zu ticken …
    All das wiederholt sich. Immer und immer wieder. Als sei mein Leben eine alte CD, an deren tiefen Kratzern der Laser hängen bleibt und ein und dieselbe Stelle eines Liedes ununterbrochen erklingen lässt. Der einzige Unterschied ist, dass man eine beschädigte CD entsorgen und neu beschaffen kann. Ein Leben jedoch wird erst durch die Kratzer und kleinen Furchen zu einem wahren Leben. Trotzdem habe ich Angst, ein Outing meiner Gefühle könnte einen so tiefen Kratzer ziehen, dass ich entzwei breche. Ich weiß nicht, ob ich zu diesem Schritt je bereit sein werde.

Rosenblütenblatt

    Das angenehme Kribbeln, das ich schon den ganzen Abend über am gesamten Körper spüre, wird stärker, als es an der Tür klopft.
    Endlich, denke ich und eile zu ihr, um aufzumachen.
    Ein großes Bukett roter Rosen verbirgt das Gesicht meines Besuchers, der nun in den Raum schlüpft.
    „Du Spinner!“ Grinsend schließe ich die Hotelzimmertür. „Du sollst mir doch keine Sträuße schenken, ich bin schließlich keine Frau. Und du weißt genau, dass ich nicht auf diesen romantischen Kram stehe!“
    „Falsch“, meint Quinn und reicht mir die schönen, langstieligen Blumen. Seine dunkelbraunen Augen funkeln, als er mich ansieht. „Ich weiß, dass du sehr wohl darauf stehst, es aber nie zugeben würdest. Und außerdem gibt es heute etwas zu feiern.“
    Tief atme ich den feinen Duft der Blüten ein und lächele. „Sie sind wunderschön. Danke.“ Ich kann ihm nichts vormachen. Dieser verboten gut aussehende Mann durchschaut mich mit nur einem Blick. Umgekehrt ist es anders. Quinn kann ein Buch mit sieben Siegeln sein, wenn er es darauf anlegt. „Es gibt etwas zu feiern? Was denn?“ Neugierig mustere ich ihn.
    „Das verrate ich dir später. Erst einmal muss ich das tun, worauf ich schon seit Tagen warte!“
    Ich muss gar nicht fragen, was er damit meint. Denn ich selbst warte schon ebenso lange: Die Rosen auf der Kommode neben dem Bett abgelegt, packe ich meinen Liebsten am Kragen seines schwarzen Hemdes und ziehe ihn an mich, um unsere Münder miteinander zu verschließen. Ganz zärtlich drücken seine köstlichen Lippen sich mir entgegen und zupfen an meinem Amorbogen.
    „Das letzte Mal ist viel zu lange her“, wispert Quinn in den Kuss hinein und öffnet sein Hemd, in dessen Kragen noch immer meine Finger vergraben sind. Sofort lasse ich los, damit der störende Stoff verschwinden kann.
    Das stimmt. Es ist viel zu lange her. Denn jedes unserer Treffen ist nun mal ein Spiel mit dem Feuer. Ständig müssen wir aufpassen, nicht zusammen gesehen zu werden. Und ständig wummern die Schuldgefühle in unseren Hinterköpfen – während des Eincheckens ins Hotel und auch später bei der Rückkehr in unsere alltäglichen Leben … Diese heimliche Beziehung kann nicht auf ewig heimlich bleiben und wird irgendwann jemanden verletzten, das ist klar. Die Gewissensbisse bringen mich jetzt schon um. Doch ich liebe diesen Mann. Ich kann nicht ohne ihn, und Gott weiß, ich habe es versucht. Ebenso wie er es versucht hat. Seiner Ehefrau
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