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Bedroht

Bedroht

Titel: Bedroht
Autoren: Hans Koppel
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zusammengeklappten Umzugskartons zählte.
    »Sechs Stück«, sagte er. »Ich glaube, sie werden in Zehnerpacks verkauft.«
    »Es fehlen also vier?«, fragte Karlsson. »Du meinst, er hat sie zerteilt aus der Wohnung getragen?«
    Gerda zuckte mit den Achseln. Karlsson trat ans Fenster, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und schaute über den Sund.
    »Nichts als Kummer und Elend«, sagte er. »Ich weiß nicht, was mit den Leuten los ist …«
    Sein Handy klingelte. Er zog es aus der Innentasche.
    »Karlsson.«
    Er hörte zu und tat mit einsilbigem Brummeln kund, dass er die Informationen zur Kenntnis genommen hatte.
    »Wir kommen«, sagte er dann und beendete das Gespräch.
    Er wandte sich an Gerda.
    »Man hat sie gefunden.«

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    »Wolltest du wirklich anklopfen?«, fragte Anna. »Damals in Mölle?«
    Sie saß an ihrem Küchentisch. Trude hatte sie auf einem Stuhl geparkt und Tee gekocht.
    »Ja«, antwortete Trude und stellte zwei Tassen auf den Tisch.
    »Wenn man immer nur dasitzt und wartet«, meinte Trude, »passiert nie was Spannendes. Du konntest nicht wissen, dass er verrückt ist. So etwas merkt man immer erst, wenn es zu spät ist.«
    »Das war das erste Mal, dass ich so etwas gemacht habe. Und das letzte. Nie wieder.«
    »Man soll nie nie sagen. So wie es auf dem Flur klang, hattet ihr eine Menge Spaß.«
    »Und was sagt dein Mann dazu?«, fragte Anna.
    »Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß.«
    »Wie machst du das?«
    »Du meinst die Gewissensbisse?«, meinte Trude und dachte nach. »Die habe ich schon auch ab und zu. Die übrige Zeit ist es wunderbar. Ohne meine Abenteuer hätte ich ihn schon längst verlassen. Ich muss das Gefühl haben, zu leben, ich ertrage es nicht, immer nur zu Hause zu hocken, in den Fernseher zu starren, diese Gemütlichkeit. Das reicht einfach nicht.«
    »Aber das willst du auch?«, fragte Anna.
    »Natürlich. Ich liebe ihn über alles. Darum geht es nicht.«
    »Bestätigung?«, meinte Anna.
    »Geilheit«, stellte Trude fest und nippte vorsichtig an ihrem Tee. »Sex ist mein Hobby, ich habe ständig erotische Träume. Wenn mich jemand fragen würde, was ich mit einer Million machen würde, sehe ich mich von bezahlten Liebhabern umringt, die bereit sind, mir jeden Wunsch zu erfüllen. Vielleicht fürchte ich mich aber auch nur vor dem Älterwerden. Ich weiß nicht.«
    Sie sah Anna an.
    »Bestätigung«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Die bekomme ich doch von meinem Mann. Findest du, dass ich gemein bin?«
    Anna schüttelte den Kopf.
    »Das habe ich nie gefunden. Ich finde dich fantastisch. Eine Spur zu gut aussehend möglicherweise. Du machst den Männern Angst und musst dich mit denen zufriedengeben, die übrig bleiben.«
    »Das ist schon okay«, erwiderte Trude. »Die sind dann umso beflissener und dankbarer.«
    »Weißt du, was meine Mutter immer sagt?«, meinte Anna. »Sie sagt, man soll sich vor Moralaposteln in Acht nehmen, weil das in der Regel die unmoralischsten sind.«
    Anna lachte und sah sich dann schuldbewusst um. Sie wollte an etwas anderes denken, nicht das Schlimmste glauben, aber ihre Befürchtungen waren wie die Gezeiten, die sich unerbittlich mit jeder heranrollenden Welle näherten. Sie schaute auf die Küchenuhr.
    »Ich muss Hedda anrufen und sie fragen, ob sie zum Abendessen zu Hause ist.«

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    »Ist Oma was passiert?«, fragte Hedda.
    Erik wandte seinen Blick von der Straße ab.
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, sagte er. »Warum sollte ihr was passiert sein?«
    »Ihr Handy lag in einem Mülleimer in Väla, und niemand weiß, wo sie ist.«
    »Seltsam«, meinte Erik.
    Hedda nickte.
    »Kann ich mein Handy wiederhaben?«
    »Ich wollte doch deine Mama anrufen.«
    »Du kannst es anschließend haben.«
    »Du kannst sie jetzt nicht anrufen«, sagte Erik.
    »Warum nicht?«
    »Weil wir uns gerade unterhalten. Es ist unhöflich, in Anwesenheit anderer zu telefonieren. Da kriege ich ja fast das Gefühl, als würdest du dich in meiner Gesellschaft nicht wohlfühlen.«
    Er schaute sie freundlich, aber vorwurfsvoll an.
    »Fühlst du dich in meiner Gesellschaft nicht wohl?«
    »Doch …«
    »Das glaube ich dir nicht, dann würdest du ja niemanden anrufen wollen. Mit wem willst du denn so dringend sprechen?«
    »Mama.«
    »Aber wir sehen sie doch gleich. Ich werde sie anrufen und bitten, zu uns zu kommen.«
    Er nickte vor sich hin und merkte erst nach einer Weile, dass Hedda Tränen in den Augen standen.
    »Willst du ein Eis?«
    »Es ist
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