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Beautiful Losers

Beautiful Losers

Titel: Beautiful Losers
Autoren: Leonard Cohen
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um die irokesische Jungfrau zu befördern. Sie ließ Tausende von Bildchen verteilen, sogar in Frankreich, selbst Ludwig XIV . nahm eines zur Hand und betrachtete es aufmerksam.
    1695. M. de Granville und seine Frau mischten die Erde mit etwas Wasser und fütterten damit ihre kleine Tochter, die im Sterben lag. Sie setzte sich auf, begann laut zu lachen.
    »Selbst auf das Tierreich erstreckte sich Catherines Macht«, schreibt Pater Cholenec. In Lachine wohnte eine Frau, die eine einzige Kuh besaß. Eines Tages war die Kuh ohne jeden Anlass derart aufgebläht, »enflée«, dass die Frau dachte, das Tier würde sterben. Sie fiel auf die Knie.
    – Oh, gute Heilige Catherine, hab Erbarmen mit mir, rette meine arme Kuh!
    Kaum hatte sie die Worte gesprochen, als die Kuh abzuschwellen begann, bis sie vor ihren Augen zu ihrem normalen Umfang zurückgekehrt war, »et la vache s’est bien portée du depuis«.
    Im letzten Winter, schreibt Pater Cholenec, brach ein Stier im Eis vor Montréal ein. Sie zogen ihn hinaus, aber sein Körper war so steif, dass er sich nicht bewegen konnte. Er musste den Winter in seinem Stall verbringen.
    – Tötet das Tier!, befahl der Herr des Hauses.
    – O nein, geben Sie ihm noch eine Nacht, flehte die Magd.
    – Na gut. Aber morgen wird er sterben!
    Sie gab eine winzige Prise der Graberde, die sie wie einen Schatz hütete, in das Trinkwasser des Stiers, und sprach:
    – Pourquoi Catherine ne guérirait-elle pas les bêtes aussi bien que les hommes?
    Das ist ein belegtes Zitat. Am folgenden Morgen stand der Stier wieder auf den Beinen, und alle waren äußerst erstaunt, nur nicht die Magd und der Stier. Die wichtigsten Fragen werden von der Geschichte natürlich meistens übergangen. Wurden Kuh und Stier am Ende aufgegessen? Oder blieb sich alles immer gleich?
    Tausende von Heilungen, alle bezeugt, von Kindern bis zu Greisen. Tausend Novenen und tausend strahlende Körper. Zwanzig Jahre nach ihrem Tod ließ die Häufigkeit der Wunder etwas nach, doch selbst aus dem Jahr 1906 gibt es noch Nachweise. Werfen wir einen Blick in die Ausgabe des Le Messager Canadien du Sacre-Coeur vom April 1906. Das Wunder geschah in Shishigwaning, einem indianischen Außenposten auf der Ile Manitouline. Dort lebte eine anständige Indianerin (une bonne sauvagesse), die seit elf Monaten von syphilitischen Geschwüren in Mund und Kehle befallen war. Sie hatte sich angesteckt, als sie eine Pfeife benutzte, die ihrer syphilitischen Tochter gehörte, »en fumant la pipe dont s’ était servie sa fille«. Die Krankheit machte unsägli che Fortschritte, die Geschwüre breiteten sich aus und bildeten immer tiefere Krater. Die Wunden in ihrem Mund waren so angeschwollen, dass sie nicht einmal mehr Suppe zu sich nehmen konnte. Am 29. September 1905 wurde der Priester gerufen. Er war Arzt gewesen, bevor er den Jesuiten beigetreten war. Sie wusste das.
    – Helfen Sie mir, Doktor.
    – Ich bin Priester.
    – Helfen Sie mir als Arzt.
    – Kein Arzt kann Ihnen mehr helfen.
    Ihre Heilung, erklärte er, liege nicht mehr in menschlicher Hand. Er drängte die Erkrankte, um die Fürbitte der Catherine Tekakwitha anzuhalten, »deiner Schwester im Blute«. In derselben Nacht noch begann sie eine Novene im Gedenken an die lang verstorbene irokesische Jungfrau. Ein Tag verging, ein weiterer Tag verging, nichts geschah. Am dritten Tag tastete sie mit der Zunge den Gaumen ab, die syphilitische Braille-Schrift war verschwunden wie die Bestände der Bibliothek von Alexandria!

24.
    Im Jahr 1689 wurde die Mission von Sault Saint-Louis verlegt, sie befand sich nun weiter stromaufwärts am St. Lawrence. Grund für die Verlegung waren die ausgelaugten Ackerböden. Der alte Ort (wo der Fluss Portage in den St. Lawrence mündet) hatte Kahnawaké geheißen, an den Stromschnellen. Nun gab man ihm den Namen Kateri tsi tkaiatat , die Stelle, an der Catherine begraben wurde. Den Leichnam nahmen sie trotzdem mit in das neue Dorf, das sie Kahnawakon nannten, in den Stromschnellen. Die alte Stelle erhielt nun nochmals einen neuen Namen, Kanatakwenké , der Ort des umverlegten Dorfes. 1696 zogen sie noch ein weiteres Mal um, auf die Südseite des großen Stroms. Die letzte Verlegung fand 1719 statt. Die Mission ließ sich an der Stelle nieder, an der sie noch heute steht, jenseits der Stromschnellen bei Lachine, das heute durch eine Brücke mit Montréal verbunden ist. Der Ort erhielt wieder den irokesischen Namen von 1676, Kahnawaké, beziehungsweise
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