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Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte
Autoren: Lucy Silag
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Oberkampf und warte vor Andrés Lieblings-Vintage-Kleiderladen auf meine Verabredung.
    Sie kommt zu spät, aber dafür mit Geschenken. »Schokolade«, sagt Alex und hält sie mir hin. »Von Denny. Nimm dir so viele, wie du magst.«
    »Hey, Alex«, sage ich. »Wenn wir mit Shoppen fertig sind, hast du dann Lust, mit mir aufs Postamt zu gehen?«
    »Klar, aber wozu?«
    »Ach so, ich wollte nur diesen Brief an meine Eltern abschicken.« Ich ziehe ihn aus meiner Jackentasche. »Nur eine kleine Mitteilung, dass ich sie liebe und dass ich schwul bin.«
    »Heilige Scheiße!«, ruft Alex. »Klar komme ich mit. Gut, dass ich meine Digitalkamera dabeihabe. Ich möchte natürlich fotografieren, wie du den Brief einwirfst!« Alex mag ja manchmal etwas albern sein, denke ich, als sie mitten auf dem Bürgersteig ein kleines Freudentänzchen mitsamt Arschgewackel vollführt. Ihretwegen musste ich dieses Jahr ganz schön viel ertragen. Aber auf der anderen Seite hat sie mich immer so akzeptiert und geliebt, wie ich bin, sogar wenn ich selbst das nicht konnte. Und das ist in meiner Definition so ziemlich das, was eine gute Freundin ausmacht.

25 • ALEX
    Mit Sternchen
    M. Paton eröffnet unsere Mathestunde damit, dass er uns unsere Beurteilungen austeilt - im Grunde genommen das Zeugnis für das gesamte Jahr im Lycée, aber in Einzeldokumenten. Ungefähr auf der Hälfte des Alphabets taucht mein Name auf, aber ich muss noch viel zu lange warten, bis er mir endlich meines überreicht. Als ich den Umschlag in der Hand halte, mache ich ihn so ungeduldig auf, dass ich dabei fast den Stapel Evaluationen und Klassenarbeitsnoten zerreiße.
    Als ich alles durchgelesen habe, stoße ich einen lauten Schrei aus. Überall mit Sternchen bestanden!
    Nach der Schule gehe ich zu einem Billigtelefonladen und faxe den zusammenfassenden Bericht an das Büro meiner Mom in New York, auch wenn das Lycée diese Dokumente unseren Eltern sowieso zukommen lässt. Aber ich möchte nicht darauf warten, zu hören, wie stolz sie ist.
    Nur wenige Minuten später klingelt mein BlackBerry und meine Mom ist dran.
    »Oh, Alex«, sagt sie lachend. »Du bist echt ein Phoenix, stimmt's?«
    »Was meinst du damit?«
    »Das ist ein Comeback, für das in Hollywood riesige Vermittlungsprovisionen gezahlt werden, mein Schatz. Ich bin noch nie überraschender daran erinnert worden, wie gut du sein kannst, wenn du nur möchtest. Gut gemacht, Alex.«
    »Danke, Mommy«, entgegne ich strahlend. »Und ich habe auch Madame Sanxay alles zurückbezahlt. Und einer Freundin von mir geholfen. Genau wie ich es schon die ganze Zeit versucht habe«, füge ich betont hinzu.
    »Und deshalb habe ich meine Assistentin gebeten, für nächste Woche einen Flug nach Paris für mich zu buchen«, sagt meine Mom. »Und dann hat sie uns für fünf Tage im Coup-de-Grace-Spa im Loire-Tal eingebucht, wenn das Schuljahr vorbei ist. Du hast doch noch nichts vor, oder?«
    »Wir fahren in ein Spa?«, krächze ich. »Zusammen?« Ich kann mich kaum daran erinnern, wann wir das letzte Mal gemeinsam einen Wellnesstag verbracht haben. Ich glaube, es war nachdem Jeremy damals in Brooklyn mit mir Schluss gemacht hat.
    »Mach dich bereit, dich rundum verwöhnen zu lassen, mein Schatz. Bis nächste Woche!«
    * * *
    Ich fahre noch mal bei den Sanxays vorbei, um mich von Albert, Emeline und Charles zu verabschieden, ehe das Schuljahr endet und ich mit meiner Mom wegfahre. Mme Sanxay öffnet mir die Tür. Sie umarmt mich herzlich, dann führt sie mich in der Wohnung herum. »Ich würde mal sagen, es hat sich alles ziemlich verbessert, nicht?«
    Ganz im Gegensatz zu früher ist die Wohnung blitzblank geputzt und aufgeräumt. Nirgendwo liegen mehr Spielsachen und Haushaltsartikel auf dem Boden herum und es riecht frischer als in meinen Babysittertagen. Mme Sanxay sieht ziemlich stolz aus. »Ich glaube, ich kriege es wieder hin.«
    »Männer sind Arschlöcher«, sage ich ganz unverblümt. »Ohne Ihren Exmann sind Sie viel besser dran.«
    Mme Sanxay lacht und geht ins Babyzimmer, um Charles aufzuwecken. »Ach, meine liebe Alex, diese Familie hat viel von dir gelernt.« Sie reicht mir das Baby. Noch ganz schlaftrunken, ist Charles ganz anhänglich und schmusig.
    Kurz danach kommen Emeline und Albert nach Hause und schreien ganz aufgeregt, als sie mich sehen. Emeline greift nach meiner freien Hand, und Albert präsentiert mir stolz, welche neuen Wörter er auf Englisch gelernt hat, seit wir uns zum letzten Mal gesehen
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