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Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte
Autoren: Lucy Silag
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aber der echte Clou ist sein Lächeln. Er winkt zur Rezeption hinüber, und das Mädchen und der Kerl dahinter sehen beide völlig bezaubert aus. Es versetzt mir einen Stich, zu sehen, wie sehr anderen Leuten auffällt, was ich lange nicht erkannt habe: Was für ein absolutes Juwel er ist. Er hätte mein sein können, aber ich habe ihn achtlos weggeworfen. Wie ein totaler Narr.
    »Hast du Hunger?«, fragt er mich.
    Die ganze Situation ist zu sonderbar für mich, um Hunger zu empfinden. »Und du?«, stelle ich ihm die Gegenfrage.
    »Äh«, sagt Bobby. »Hast du Lust, einfach ein bisschen herumzuschlendern, bis wir was finden, was gut aussieht?«
    Das 16. Arrondissement ist eine sehr vornehme, offiziell aussehende Gegend von Paris. Während wir umherstreifen, reden wir kaum miteinander. Ich halte Ausschau nach etwas, irgendetwas, das es wert wäre, anzusprechen und eine Unterhaltung in Gang zu bringen, aber meine Zunge fühlt sich geschwollen und nutzlos an. Hoffentlich wird es besser, wenn wir erst mal sitzen und etwas essen. Wir gehen an jeder Menge wunderschöner Gebäude aus dem neunzehnten Jahrhundert vorbei, die angeleuchtet und mit Flaggen aus aller Welt bestückt sind, aber wir sehen nur wenige Restaurants, die für junge Leute geeignet sind.
    »Lass uns einfach auf die Stufen setzen und uns eine Crèpe holen«, schlägt Bobby vor. »Ist das okay?«
    »Ja, das klingt sogar perfekt«, sage ich, dankbar für seinen Vorschlag. Der Platz wird von Leuten belagert, die den Eiffelturm auf der anderen Seite der Seine fotografieren, aber als wir uns erst mal heiße Crèpes mit Pilzen und Käse geholt haben, suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen, wo wir uns anlehnen und ein bisschen ungestört sein können.
    Ich beiße von meiner Crèpe ab, die aber noch immer viel zu heiß ist. Ehe ich es mich versehe, habe ich den Bissen schon fallen lassen. Gleichzeitig stoße ich einen kehligen Laut aus, wie bei einem verwundeten Tier. Ich klinge fast wie meine Hündin in Tennessee, wenn ihr jemand auf die Pfote getreten ist.
    »Ach du lieber Himmel, Bobby«, sage ich, als mir klar wird, wie schlecht meine Manieren sind. »Ich weiß nicht, was mit mir los ist! Sorry - meine Crépe war so heiß.«
    Bobby lacht. »Sieht so aus. Nicht so schlimm.«
    »Ich fühle mich wie ein Tölpel. Schau mich nur an! Da sitze ich und spucke mein ganzes Essen wieder aus. Ich bin echt so was von daneben.«
    »Alles okay mit dir?«, fragt Bobby und beißt ein kleines Stück von seiner Crépe ab, nachdem die etwas abgekühlt ist. »Du wirkst irgendwie so in Gedanken.«
    Ich kaue auf meiner Crépe herum, um einfach irgendetwas zu tun. Dabei kann ich gar nichts richtig schmecken, meine Zunge ist zu verbrannt.
    Bobby lehnt sich seitlich gegen die Granitstufe, das Gesicht mir zugewendet. Seine Jacke klappt auf, und ich sehe, dass er darunter eine alte Weste trägt, ähnlich wie die, die André hat. Obwohl Bobby hier direkt vor mir sitzt, auf der anderen Seite vom Oberkampf und Andrés Wohnung, erinnere ich mich immer wieder in kurzen Fetzen daran, wieviel Spaß ich mit André hatte. Die guten Zeiten mit ihm waren wundervoll, aber die schlechten ... Die waren nicht nur schlecht, sondern unterirdisch.
    Bobby lacht. »Mann, du bist ein echter Herzensbrecher. Wenn du dein Coming-out hast, hoffe ich, du rufst mich an. Aber bis dahin ist es wohl besser, wenn wir die Finger voneinander lassen. Dafür mag ich dich einfach zu sehr. Ich bin verliebt in dein potenzielles Ich!«
    Ich lächle geschmeichelt. »Sag nicht, dass wir die Finger voneinander lassen sollen. Das ist gemein!«
    »Oh, das ist ja gerade so, als wärst du nie gemein zu mir gewesen, seit ich dich kenne. Dabei kann ich mich noch gut daran erinnern, wie ich auf dein Drängen hin ein kaltes Bad in einer Gracht genommen habe. Was ich dir übrigens immer noch nicht heimgezahlt habe!«
    Ich lache. »Hey, möchtest du jemanden kennenlernen, der dir gefallen könnte?«
    »Klar«, stimmt Bobby zu.
    Wenige Minuten später stakst Alex in hautengen schwarzen Jeans und hochhackigen Schuhen über den Trocadero-Platz zu uns herüber. Seit sie nicht mehr babysittet, kleidet sie sich noch auffälliger als früher.
    »Ich habe nicht erwartet, dich schon so bald wiederzusehen, mein Lieber«, sagt Alex und beugt sich zu mir herunter, um mich auf beide Wangen zu küssen. »Zweimal pro Tag ist in letzter Zeit eine Seltenheit.« Sie wendet sich an Bobby und streckt ihm beide Hände entgegen. »Wer seid Ihr,
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