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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition)
Autoren: Sonya Kraus
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Liebe zwischen den beiden Elternteilen nicht bereits nur noch um eine schlecht gepflegte Bruchbude handeln – sondern sie muss stabil und flexibel genug sein, um die Erschütterungen abzufedern.
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    Für zu frische oder nicht funktionierende Beziehungen ist ein Kind also die ultimative Zerreißprobe. Das gilt sogar, wenn der männliche Proband grundsätzlich die wichtigste Papa-Bedingung überhaupt erfüllt:
    Er ist kinderlieb!
    Manchmal ist das dem Kandidaten übrigens gar nicht bewusst, weil er bisher wenig Berührungspunkte mit den mehr oder weniger lieben Kleinen hatte – vielleicht ist er ja selbst ein Einzelkind? Wer wissen will, wie es in Sachen Kinderliebe um seinen Herzbuben bestellt ist, muss den Herrn nur zu Familienfeiern oder ähnlichen Gelegenheiten mitnehmen, bei denen Kleinkinder anwesend sind: Das beste Assessment-Center für potenzielle Papas! Zur Not laden wir selber alle Freundinnen mit Kids ein – übrigens auch ein guter Selbsttest.
    Nun begeben wir uns in Observationsposition: Wie verhält sich der Proband? Hält er größtmöglichen Abstand? Beäugt er die Minis misstrauisch? Reagiert er genervt, wenn die Kids laut herumtoben? Was tut er, wenn Bananen-Joghurt auf sein Smartphone kleckert, Kakao seine Designer-Hose benetzt oder er mit Keksen bombardiert wird? Haut er vielleicht sogar ab (»Du, mir fällt ein, ich muss ganz dringend ins Büro.« »Am Samstag um 18 Uhr?« »Ja, die Präsentation für Montagmorgen, sorry …«)?
    Noch viel wichtiger ist jedoch: Wie verhält sich die Kinderschar? Manche Männer inszenieren sich nämlich vorsichtshalber gern als »Kinderfeind« und verstecken sich dann hinter dieser Fassade wie hinter einem Schutzschild. Aber die Kiddies haben trotzdem ein untrügliches Gespür dafür, ob jemand ein prima Kumpel für sie ist. Selbst wenn unserem Papa-Kandidaten selbst also gar nicht bewusst ist, dass er einen Spitzen-Kindergarten-Cop abgeben würde: Die Zwerge wissen's und stürzen sich auf ihn mit Gebrüll.
    Und noch ein sehr gutes Zeichen: Ihr Herzblatt mag Tiere, und die Tiere mögen ihn (damit sind allerdings nicht die Mücken gemeint, die ihn im Ferienhaus umschwirren). Vor allem Hunde und Katzen haben in der Regel eine ganz hervorragende und intuitive »Menschenkenntnis«. Wird er also von sämtlichem Fellgetier sofort begeistert »bestiegen« – das dürfen Sie als gutes Omen werten.
    „ Einem Menschen,
den Kinder und Tiere nicht leiden können,
ist nicht zu trauen.
    (Carl Hilty)
    Sie können natürlich auch einfach – unter Einhaltung genannter Vorsichtsmaßnahmen – fragen, was er von Vaterfreuden hält. Aber ich warne Sie: Erwarten Sie nicht zu viel. Am besten gar nichts. Ich spreche aus Erfahrung, denn ungefähr ein Jahr, bevor ich tatsächlich schwanger wurde, und schlappe zwölf Jahre nach unserer Beziehungspremiere spielte sich in der Badewanne im Hause Kraus folgende denkwürdige Szene ab:
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    DIE WANNE DER WAHRHEIT
    Leise knisterte das Schaumbad vor sich hin, und ich überlegte, wie ich am besten mein kleines Quiz anfangen sollte. Hm, ja, vielleicht so …
    »Du, äh, sag mal, wie geht's denn eigentlich deiner Schwester mit den Kleinen?«, fragte ich mit an Genialität grenzender Beiläufigkeit.
    »Ach, die ist ziemlich fertig. Zwei kleine Kinder sind nun mal stressig.«
    Perfekt! Er hatte das Stichwort geliefert, jetzt kam's drauf an. Betont uninteressiert bohrte ich weiter: »Willste eigentlich auch mal Kinder?«
    Ich hielt die Luft an. Mein Herzblatt döste währenddessen mit geschlossenen Augen in der Wanne und popelte sich in den Ohren rum: »Mhm.«
    Mhm? Was um Himmels willen bedeutete Mhm? Auf alle Fälle war das nicht die Antwort meiner Träume.
    Ah, Moment, er öffnete wieder den Mund. Richtig, ja, da kam noch was: »Ja, schon.«
    Halleluja! Ja, schon? Immer noch kein Blickkontakt.
    Vielleicht musste ich etwas deutlicher werden: »Also, ich meine mit mir?«
    Mir gegenüber ging erst ein Auge auf, dann das andere. Ich wurde skeptisch gemustert. Stille.
    Klar, nachdem »Mann« zwölf Jahre mit einer Frau zusammen ist, muss man bei so einer Frage logischerweise erst eine Weile überlegen ...
    Es war ja nicht so, dass ich ihm hier gerade die Pistole auf die Brust setzte, mich auf den Rücken warf und schrie: »Schwängere mich, sofort!« Ich wollte einfach eine ganz grundsätzliche Frage geklärt haben. Das konnte man doch wohl selbst von einem Mann verlangen. Dachte ich wenigstens.
    Cool bleiben, Frau Kraus, ermahnte ich mich
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