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BattleTech 41: Freigeburt

BattleTech 41: Freigeburt

Titel: BattleTech 41: Freigeburt
Autoren: Robert Thurston
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Freigeborene antwortete wie üblich mit seinem barschen Lachen. »Wir kennen einander schon so lange, daß wir allmählich klingen wie Sarggefährten.«
Joanna schauderte. Sarggefährten war ein in den meisten der siebzehn Clans bekannter, aber nur selten benutzter Ausdruck. Nach Clan-Begriffen war es eine der obszönsten Beleidigungen, die ein Clansmann einem anderen gegenüber verwenden konnte, ohne sein Leben zu verwirken. Natürlich hatte Hengst sie genau deshalb benutzt. Das Wort bezog sich auf zwei Menschen, die eine dauerhafte Bindung eingingen. Solche Beziehungen, einschließlich rechtlicher Übereinkünfte wie einer (was für ein widerliches Wort) Ehe, gab es überhaupt nur in den niederen Kasten, und unter diesen besonders in ländlichen Gebieten. Mitglieder der Jadefalken-Kriegerkaste erfüllte die Vorstellung einer dauerhaften Beziehung mit Ekel.
Der archaische Begriff Sarggefährten implizierte eine Beziehung so dauerhafter Natur, daß sie bis ins Grab und darüber hinaus Bestand hatte. JadefalkenKrieger akzeptierten die Vorstellung des Grabs oder irgendeiner anderen permanenten Einrichtung zur letzten Lagerung von Toten nicht. Sie hofften darauf, nach dem Ableben wiederverwertet zu werden. Die höchste Ehre für einen Krieger bestand darin, daß sein genetisches Material Teil des Genfundus seines Clans und zur eugenischen Zucht neuer KriegerGeschkos verwendet wurde. Daher war ein Begräbnis für die Kriegerkaste unerwünscht, ja, abstoßend. Beim Anblick eines Dorffriedhofs wurde Kriegern übel.
Die Sitte des Begräbnisses ging auf die VorClanzeit auf Terra zurück, der Ursprungswelt der Menschheit. Die Menschen der Vergangenheit hatten in einer ungeheuerlichen Verschwendung ihre Toten bestattet. Zu viel des Planeten war von diesen nutzlosen Friedhöfen bedeckt gewesen. Aber Terra war zu jener Zeit auch eine Welt der Verschwendung gewesen, bevölkert von verschwenderischen Zivilisationen, deren Habgier und Gedankenlosigkeit sie beinahe vernichtet hätten, bevor die Menschen den Weg zu den Sternen fanden. Die Raumfahrt mit der damit einhergehenden Enge und die Kolonisation fremder Planeten hatten der Menschheit ihre Neigung zur Verschwendung von Rohmaterialien ausgetrieben.
Manchmal fragte Joanna sich, warum die Clans so sehr von dem Verlangen getrieben waren, Terra zurückzuerobern. Schön und gut, der erste Clan, dessen siegreiche Krieger einen Fuß auf Terra setzten, erlangte die Ehre, zum ilClan zu werden, der über die sechzehn anderen herrschte, aber was genau würden sie zurückerobern? Terra bedeutete ihr wenig, und doch war ihr klar, daß diese Welt das Ziel der größten militärischen Operation in der Geschichte der Clans war: der Invasion der Inneren Sphäre.
Nachdem Hengst sie Sarggefährten genannt hatte, trat ein ganz und gar nicht willkommenes Bild vor ihre Augen, in dem sie sich und ihn in Seite an Seite aufgebahrten Särgen sah, deren Deckel sich öffneten und Skeletthände freigaben, die sich vergeblich einander zu streckten und von den knöchernen Gelenken zu Boden sanken. Ein schlechtes Ende für eine Kriegerin. Ihre Vorstellung eines wünschenswerten Todes bestand darin, im Cockpit ihres Mechs unterzugehen, am Ende einer Spur der Vernichtung aus hundert zertrümmerten und hell lodernden feindlichen Kampfkolossen.
Hengst und Joanna dienten schon viele Jahre gemeinsam und hatten zahllose Streitigkeiten überstanden. Irgendwie hatten die Streits sie einander nähergebracht, aber doch nicht zu nahe. Es hatte nie eine sexuelle Begegnung zwischen ihnen gegeben. Wenn Joanna das Verlangen überkam, wählte sie in charakteristischer Ungeduld den nächsten verfügbaren männlichen Krieger, aber sie hatte sich nie für Hengst entschieden. Er hatte auch sie nie gewählt, obwohl sie ihn sich nie mit einer anderen hatte zurückziehen sehen. Möglicherweise hatte sein scheinbares Zölibat einen Ursprung in seiner Kaste. Als Freigeborener konnte er sich nicht einfach einer Wahrgeborenen nähern, um sich mit ihr zu paaren, also waren seine Wahlmöglichkeiten auf die wenigen anderen Freigeborenen in der Falkengarde und Mitglieder niedererer Kasten beschränkt. Joanna ihrerseits ekelte sich schon vor der Berührung eines Mitgliedes einer niederen Kaste.
»Weißt du, Hengst, ich habe dich schon immer als einen gemeinen freigeborenen Bastard betrachtet, aber du bist viel schlimmer. Du stehst noch unter den Erbärmlichsten der Erbärmlichen, du bist schmieriger als das Drecköl in einem Mechgelenk,
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