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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition)
Autoren: Annette Eisenmann
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Zeit dafür haben würde.
    Das Museum erwies sich als interessanter, als er gedacht hatte. Sogar römische Kinderspielsachen gab es. Melanie würde daran ihre Freude haben. Er musste unbedingt mit ihr zusammen wiederkommen .
    Zuerst führte sie Franzis Vater, Dr. Scheffler, herum. Aha, von ihm also hatte Franzi ihre kurzsichtigen Augen und ihre langen Beine. Danach hielt ihnen eine Dr. Gwanwyn Evans einen Vortrag über die Kelten in Köln, der trotz ihres ulkigen Akzents so interessant war, dass er gerne noch mehr erfahren hätte.
    Später hatte er ein paar Mal den Eindruck, dass diese Gwanwyn ihn beobachtete. Doch er war nicht sicher. Warum sollte sie? Als ihre Blicke sich wieder wie zufällig trafen, warf er ihr vorsichtshalber einen besonders giftigen Blick zu. Daraufhin lächelte sie. Tony war fassungslos. Sein Killerblick wirkte normalerweise immer.
    Auch an diesem Tag kam er nicht dazu, seiner Mutter die Bilder zu zeigen. Seine Eltern hatten am Abend Gäste.
    Am nächsten Tag ging er direkt von der Schule ins Tagesheim. Er holte Melanie ab, um mit ihr das Museum zu besuchen. Wie er vorausgesehen hatte, war sie begeistert. Aufmerksam las sie die Beschreibungen zu den Gegenständen in den Vitrinen. Zu einigen erfand sie sofort lustige Geschichten. Ob er mit ihr öfter solche Ausflüge machen sollte?
     
    Gwanwyn staunte. Wie behutsam und liebevoll er mit dem Mädchen im Rollstuhl umging. Tony Fuhrmann, rief sie sich ins Gedächtnis. Gestern der Unnahbare und heute der Fürsorgliche. Wieder vibrierte bei seinem Anblick etwas in ihrem Körper.
    Später klingelte sie bei den Schefflers. Franzi machte ihr auf, und Gwanwyn folgte dem großen, dünnen Mädchen ins Wohnzimmer. Elisabeth Scheffler war bereits vom Kriminalkommissariat zurück und entspannte sich auf der Couch bei einer Kanne Tee. Ihre hellbraunen, kurzen Haare waren nicht sehr vorteilhaft geschnitten und bereits zur Hälfte grau. Ihre wachen Augen mit den vielen Lachfalten und die Art, wie sie sich kleidete, sorgten jedoch dafür, dass sie alles andere als bieder wirkte. Aus ihrer abgewetzten, engen Jeans ragten breite Füße in grauen Wollsocken, und ihr besonderes Markenzeichen, eine schwarze Bikerjacke mit silbernen Nieten, lag achtlos auf dem Boden.
    „Hallo, Gwanwyn. Trinkst du einen Tee mit?“
    „Gerne.“
    „Hol dir einen Becher aus der Vitrine.“
    Elisabeth reichte ihr die Kanne.
    Während Gwanwyn sich Tee einschenkte, wandte sie sich an Franzi: „Tony aus deiner Klasse war heute noch einmal im Museum, zusammen mit einem Mädchen im Rollstuhl.“
    „Das ist seine Schwester, Melanie.“
    Elisabeth hob ihren Becher und prostete Gwanwyn zu: „Cheers.“ Dann fügte sie hinzu: „Die Mutter von Ralf arbeitet als Heilpädagogin in der Einrichtung, in der sie tagsüber betreut wird.“
    „Ralf, ist das der Klassenkamerad von Franzi, der genauso groß ist wie sie?“
    Elisabeth lachte. „Nur mit viel mehr Muskeln. Genau der.“
    „Was genau fehlt Tonys Schwester denn?“
    Wieder antwortete Elisabeth. „Es ist eine sehr seltene Krankheit, eine Art Muskelschwund, bei der allmählich sämtliche Körperfunktionen ausfallen.“
    „Das ist ja schrecklich.“
    „Und das ist der Grund, warum Tony wahnsinnig gut ist in der Schule“, sagte Franzi, „Er möchte nämlich Arzt werden, um Melanies Krankheit eines Tages heilen zu können.“
    Fast hätte Gwanwyn ihren Becher fallen lassen.
    „Was interessiert dich so an ihm?“, fragte Elisabeth.
    „Ach, es ist … nun … äh, er fiel mir einfach auf. Gestern wirkte er sehr abweisend. Aber heute war er nicht wieder zu erkennen. So liebevoll und geduldig.“
    „Ralfs Mutter kennt ihn nur so. Er bringt Melanie jeden Morgen und holt sie am späten Nachmittag wieder ab.“
    „Wie alt ist er eigentlich?“
    „Dreizehn, wie ich“, antwortete Franzi.
    „Haben er und Melanie noch beide Eltern?“
    „Oh ja. Die sind sogar richtig reich. Tonys Großvater gehören die Kaurer Werke. Sie wohnen in einer riesigen Villa.“
    „Wenn das so ist, können sie sich doch eine Rundumbetreuung für ihre Tochter leisten?“
    Franzi zuckte mit den Schultern. „Sicher. Aber Tony kümmert sich gern um Melanie.“
    Elisabeth war jetzt ebenfalls hellhörig geworden. „Mir war gar nicht klar, dass er aus einer so wohlhabenden Familie stammt. Ich finde es jetzt auch etwas seltsam, dass er sich so intensiv um seine behinderte Schwester kümmert. Ein dreizehnjähriger Junge hat doch ganz andere Interessen.“
    „Hat er ja
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