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Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)

Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)

Titel: Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)
Autoren: Manuela P. Forst
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auf Tageslicht eingestellt hatte. Allmählich vermochte sie Formen auszumachen – zuerst nur schwache Schatten, die quälend langsam deutlicher wurden.
    Linara befand sich am Rand einer annähernd kreisrunden Lichtung am nördlichen Ende der Elfensiedlung. Doch was Linara sah, hatte kaum noch etwas mit der Heimat gemein, die sie kannte.
    Vor ihr breitete sich ein Schauplatz schier grenzenloser Zerstörung aus. Einfache Blockhütten, die zwischen Gemüsegärtchen und Kräuterbeeten gestanden hatten, waren in sich zusammengestürzt. Feuerzungen leckten an zerborstenen Balken. Rauch stieg von verkohltem Stroh auf, mit dem die Dächer gedeckt gewesen waren. Scherben großer tönerner Vorratsgefäße waren verstreut auf versengtem Gras. Die gesamte Siedlung lag in Trümmern.
    In diesem Bild verheerender Verwüstung, das sich vor Linara auftat und immer klarere Konturen annahm, wurde sie einer Gestalt gewahr, die zwischen den niedergebrannten Gebäuden umherstreifte. Die gebückte Haltung erweckte den Anschein, als würde sie nach etwas suchen. Schon wollte Linara rufen. Sie wollte losstürmen und sich diesem Erwachsenen an den Hals werfen. Doch etwas hielt sie zurück, eine innere Stimme, die ihr sagte, dass dies kein Elf ihrer Sippe war. Etwas Bedrohliches ging von der Person aus, ohne dass sie erklären konnte, was genau es war.
    Geduckt wagte sich Linara näher heran.
    Hinter einer Holzwand, deren verkohlte Latten wie die schwarzen Zähne einer gewaltigen Bestie aufragten, verharrte sie. Der Rauch brannte in ihren Lungen. Sie konnte sich nur mit Mühe zwingen, nicht zu husten. Ein Stoßgebet zu ihren Göttern sendend, hoffte sie, dass ihr Keuchen sie nicht verriet.
    Nur noch wenige Meter trennten sie nun von dem Wesen, das da mit dem Rücken zu ihr stand und sich über etwas beugte. Groß und schlank war es, von der Statur eines Elfen oder eines schmächtigen Menschen. Ein schwarzer Mantel, der am weit ausschwingenden Saum mit einer Borte flammend roter Symbole verziert war, verhüllte den Körper und verwehrte Linara die Sicht auf Details.
    Da erklang er erneut, der Ruf dieser kalten Stimme. Linara vernahm ihn ebenso deutlich, wenn auch entfernt aus dem Wald oberhalb der Lichtung. Auf dieses Kommando hin erhob sich die Gestalt und wandte sich um. Der Schein des Feuers fiel auf die feinen Gesichtszüge eines Elfen, der von einer Art war, wie ihr Linara noch nie zuvor begegnet war. Wie der düstere Schatten eines Waldelfen erschien er ihr. Der Körper des Mannes war wie aus Zinn gegossen, wodurch sich seine Augen scharf und leuchtend von dem dunklen Gesicht abhoben. So hart und kalt war ihr Blick, dass Linara zurückschrak und einen Moment wie gebannt war.
    Die Haare des Elfen wurden von einem Stirnreif gehalten – eine silbrig blaue Mähne, die ihm wallend über die Schultern fiel. Unter dem Mantel blitzte ein Kettenhemd. Doch noch erschreckender, als der Ausdruck in seinen Augen, waren für Linara zwei schmale Schwerter, die in seinen Händen lagen. Von den Klingen tropfte frisches Blut zu seinen Füßen.
    Linara war überzeugt, einen Dämon vor sich zu haben – ein Dämon, der aus den Höllendimensionen selbst entstiegen war, um ihre geliebte Welt in eine ebensolche zu verwandeln.
    Nun wandte sich der Elf ab und suchte sich mit raubkatzenhaft anmutenden Bewegungen einen Weg durch die Trümmer. Und schon im nächsten Augenblick war er verschwunden, wie das Monster aus einem Albtraum, aus dem man aufwacht.
    Doch aus Linaras Albtraum gab es kein Erwachen. Denn nun hatte sie freie Sicht auf das, was den Elfen beschäftigt hatte.
    Da lagen sie alle – Freunde, Verwandte, Alte und Junge – liegen gelassen, wie sie gefallen waren. Ihre Gesichter waren bleich. Das Leben war unwiderruflich aus ihren einst strahlenden Augen gewichen. Dünne, rote Linien zierten Kehlen und Brust der Elfen, von denen sich ihr Blut in Rinnsalen seinen Weg zur Erde bahnte, um dort letztendlich im sandigen Boden zu versickern.
    Der Feind war von allen Seiten gekommen, hatte sie zusammengetrieben wie eine Herde Vieh – eine Herde für den Schlachthof. Dies war kein Werk, wie es Orks bei Überfällen in ihrem Blutrausch täten, die ihre Opfer verstümmelten und oft halb lebendig zurückließen. Vielmehr glich es einer Hinrichtung. Die Täter hatten gründlich dafür gesorgt, dass keine Zeugen am Leben blieben. Es gab kaum Anzeichen von Widerstand seitens der Waldelfen. Die Mitglieder von Linaras Sippe hatten mehrere gute Kämpfer in ihren
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