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Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)

Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)

Titel: Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)
Autoren: Manuela P. Forst
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vorbehalten gewesen und ich glaube, Rikaro gut genug zu kennen, um zu behaupten, dass er diese Tradition fortführen wird!« Atharis’ Stimme klang etwas vorwurfsvoller, als er beabsichtigt hatte. Noch während er sprach, fürchtete er, die Erwiderung bereits zu kennen.
    »Fast anderthalb Dekaden lebt sie nun schon hier! Ich habe sie aufgezogen wie eine eigene Tochter. Und ich habe sie in der Kunst des Kampfes unterwiesen, bis sie so gut war wie meine besten Schüler. Sie sollte es sein, die die Schule leitet – wenn ihr beide nur nicht vom selben starrsinnigen Schlag wäret! Jedenfalls wird niemand Linara von der Schule weisen, nur weil sie eine Frau ist. Dafür werde ich sorgen! Rikaro wird sich mir nicht widersetzen und das solltest du auch nicht tun!«
    »Bei den Göttern, ich will sie gewiss nicht fortjagen!«, verteidigte sich Atharis. »Und du brauchst mich nicht an deine Fürsorge für sie zu erinnern, denn wie eine Schwester ist sie mir geworden. Doch ist sie alt genug für die Welt, von der du sie mit allen Mitteln fernzuhalten versuchst, aus Angst, sie könnte ihrer Vergangenheit begegnen.« Er biss sich auf die Lippen. Zweifelnd, ob er dieses heikle Thema etwas zu forsch anging, beobachtete er Makantheos Mienenspiel und fürchtete einen Wutausbruch, der ihm nur allzu gerechtfertigt schien.
    Doch der alte Meister war besorgt und tief in Gedanken versunken.
    »Schwach ist der Zauber, den ich wirkte, um diese Seele ihre Qualen vergessen zu lassen. Nur ein Funke würde ausreichen, um die Erinnerung an alten Schmerz wiederzuerwecken.«
    Auch wenn sie nun schon seit Jahren getrennt lebten, kannte Atharis seinen Vater gut. Und jetzt, da dieser in Erinnerungen zu wandern schien, sah er eine Gelegenheit, das Gespräch in die gewünschte Richtung zu lenken. Wissend, dass er genau das ansprach, wovon Makantheo überzeugt war und es dennoch fürchtete, erwiderte er: »Und doch kannst du es nicht verhindern, wenn es ihr Schicksal sein soll! Stark ist ihre Seele inzwischen geworden ...«
    »Stark ja! Und im gleichen Maße starrsinnig! Meine Lehren der Kunst des Kämpfens hat sie dankbar angenommen, doch Worte über die Weisheit der Selbstbeherrschung treffen bei ihr auf kein offenes Ohr. Ich konnte das Feuer jugendlichen Übermutes nicht bändigen, das in ihr brennt.« Makantheo seufzte. ›Ebenso wenig, wie ich es bei meinem eigenen Fleisch und Blut konnte‹, fügte er in Gedanken hinzu.
    »Du hast zweifellos dein Bestes getan! Doch du kannst nicht ewig die Welt vor ihr verstecken! Langsam wird es Zeit für sie, ihr eigenes Leben zu finden. Dies hier ist kein Platz für eine Elfe mit ihren Talenten.«
    Nun hatte Atharis das Fass doch noch zum Überlaufen gebracht. Makantheo fühlte sich in seinem väterlichen Stolz gekränkt. Er baute sich zu seiner ganzen Größe vor seinem Sohn auf. Seine Augen funkelten, als er, ohne den Zorn in seiner Stimme zu unterdrücken, entgegnete: »Sie hat nie darum gebeten, gehen zu dürfen! Denn wenn es ihr Wunsch wäre, wie könnte ich es ihr verwehren? Ich will nur das Beste für Linara! Unterstehe dich, dies jemals wieder infrage zu stellen!«
    Atharis bemühte sich, obwohl er aufgebracht war, mit ruhiger Stimme zu sprechen – es gelang ihm kaum für die Länge der ersten drei Silben. »Sie wird bis zum Ende deines Lebens nicht darum bitten, denn die Kampfschule ist alles, was sie kennt. Doch aufgrund ihrer Langlebigkeit als Elfe wird sie nicht nur dich, sondern auch mich und alle anderen Menschen hier um viele Jahre überleben. Und was wird sie dann tun? Soll sie all die Jahrhunderte, die ihr gegeben sind, aus Liebe zu ihrem Ziehvater hier ausharren?«
    Makantheo senkte den Blick. Kraftlos ließ er sich in den gepolsterten Ledersessel hinter seinem Schreibtisch fallen.
    Atharis konnte sich nicht erinnern, jemals zuvor Mitleid mit seinem Vater und Meister gehabt zu haben. Doch nun, da dieser da vor ihm saß, sah er nicht den weisen Kämpfer, den niemand in die Knie zwingen konnte, der er all die Jahre immer für ihn gewesen war. Vielmehr blickte er auf einen gebrechlichen Greis, in dessen Gesicht die Schicksalsschläge eines harten Lebens ihre Spuren deutlich hinterlassen hatten. Unbehagen erfasste Atharis. Er wusste nicht, was er sagen sollte, um die Situation zu bessern. Gewissensbisse begannen an ihm zu nagen.
    Nach einem, wie es Atharis schien, endlosen Moment des Schweigens sah Makantheo wieder auf. Farbe und Leben kehrten in sein Gesicht zurück, als er sprach: »Meine
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