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Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)

Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)

Titel: Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)
Autoren: Manuela P. Forst
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Knaben die Berechtigung zur Aufnahme in die Kämpferschule erhielten. Makantheo hatte früher des Öfteren gegen derartige Beschlüsse protestiert, was ihm, abgesehen von einem schlechten Ruf beim Herzog, manchen Priestern und etlichen Eltern, jedoch wenig gebracht hatte. Heutzutage bemühte er sich nur noch darum, dass solche Protektionskinder die ernst zu nehmenden Schüler nicht in ihrer Lehre behinderten, und dass sie ihren Abschluss möglichst schnell machten, damit er sie wieder los war. Sie hatten ohnehin keine Aussicht darauf, mit ihren mangelhaften Kampffähigkeiten etwas anderes als prahlen zu können. Makantheo wusste nicht, dass fast der gesamte Generalstab des Militärs aus eben solchen Schülern bestand.
     

     
    Der Lehrmeister schob seinen Stuhl zurück, strich sich das dichte, grau melierte Haar aus der Stirn und ließ seinen Blick aus dem Fenster gleiten. Über das Dach eines niederen Schuppens und die Wipfel der Fichten hinweg reisten seine Gedanken hin zu den weißen Türmen der Burg von Silbersee, die aus einem Meer von Schindel- und Strohdächern emporragten. Dort lag sie, die Stadt Silbersee, mit ihrem Adel, ihren Kaufleuten und Handwerkern, ihren Villen, Bruchbuden und mit ihren Klöstern und Tempeln. Dorthin würde seine geliebte Linara bald ziehen, womöglich schon heute. Makantheo zweifelte nicht daran, dass es Atharis gelingen würde, die Elfe zu überzeugen, mit ihm zu gehen. Linara liebte die wilde Schönheit des Gebirges, doch sie hatte noch nie gezögert, sich an der Seite ihres Bruders in ein neues Abenteuer zu stürzen. Sie würde mit ihm gehen, dessen war Makantheo sicher. Aber wie würde sie mit den vielen Leuten, den Geschäftigkeiten und vor allem den Intrigen zurechtkommen, die eine einflussreiche Stadt wie Silbersee unweigerlich in sich barg?
    Makantheo hatte sich schon immer eine Tochter gewünscht. Nachdem jedoch seine Frau, die er erst sehr spät in seinem Leben kennengelernt hatte, bei der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes, seines einzigen Kindes, gestorben war, hatte er nie wieder eine Frau getroffen, der er gewillt gewesen war, nur annähernd genügend Zuneigung entgegenzubringen. Er hatte seine Frau sehr geliebt und ihr Lächeln war noch heute bei ihm, wenn er die Augen schloss. Nein, es wäre ihm unmöglich gewesen, eine andere zum Weib zu nehmen!
    Ein seltsamer Vorfall hatte ihm vor vierzehn Jahren schließlich seinen Herzenswunsch erfüllt. Atharis und Rikaro hatten bei einem Streifzug durch die Wälder ein verstörtes Elfenmädchen gefunden und in die Kampfschule gebracht. Das Kind war schmutzig gewesen, seine Haut zerschunden, seine Kleidung zerrissen. Es hatte den alten Lehrmeister viel Mühe gekostet, das Vertrauen der kleinen Elfe zu gewinnen und eine halbwegs zusammenhängende Geschichte zwischen herzerweichendem Schluchzen zu erhalten. Das Dorf des Kindes war ausgelöscht worden. Seine Familie und Freunde waren ermordet worden. Die Schilderung der kleinen Elfe hatte Makantheo letztendlich zu dem Schluss gebracht, dass der Überfall mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Gruppe der gefürchteten Schattenelfen, der Siath, durchgeführt worden war. Da das Kind keine lebenden Verwandten mehr zu haben schien, hatte Makantheo es aufgenommen. Ein Bannzauber, den er in einem der alten Bücher der Schulbibliothek gefunden hatte, sollte die Kleine ihr Unglück vergessen lassen. Doch er war selbst kein Magier und nicht sicher, wie lange der Zauber halten würde.
    Die Jahre waren wie im Flug verstrichen und aus Linara war eine beherzte, junge Elfenfrau geworden – eine ausgezeichnete Schwertkämpferin und Bogenschützin. Makantheo zweifelte nicht daran, dass sie zu den besten Kämpfern unter der Sonne zählte.
    Seine einzige Sorge galt dem Tag, an dem sich die Elfe daran erinnern würde, was sich damals auf der Lichtung zugetragen hatte, die kaum weiter als einen Tagesmarsch von der Kampfschule entfernt lag. Was würde passieren, wenn sie ihre Herkunft zu hinterfragen begann? Was, wenn sie diese Fragen in das Reich der Schattenelfen führen würden? Selbst ein Meisterkämpfer könnte nicht hoffen, von solch einer Reise zurückzukehren. Selbst eine Armee wäre zum Scheitern verurteilt!
     

     
    Der Pfeil flog zu schnell, als dass ihn ein menschliches Auge hätte erfassen können. Er versenkte sich präzise in seinem Ziel, dem Zentrum mehrerer konzentrischer Kreise, welche in den Stamm eines Nussbaumes geschnitzt waren. Linara nickte selbstzufrieden und legte einen weiteren
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