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Baphomets Bibel

Baphomets Bibel

Titel: Baphomets Bibel
Autoren: Jason Dark
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»Weiß man’s?«
    ***
    »Noch hast du eine Chance, Ives«, sagte seine Schwester mit beschwörender Stimme.
    Blanc streifte seine Jacke über, die ihm fast bis zu den Knien reichte und aus blauem Stoff bestand.
    »Nein!«
    »Ich bitte dich«, jammerte Denise. Sie gab nicht auf. »Soll ich vor dir auf die Knie fallen?«
    »Das würde dir nichts nutzen.«
    »Dann läufst du in dein Verderben!«
    Sein Gesicht verzog sich und zeigte eine selten gekannte Härte. »Nein, Denise, nein. Das Verderben hatte ich jahrelang in meinem Beruf. Man hat mich unterdrückt, man hat mich manchmal wie einen Sklaven behandelt. Das habe ich mir gefallen lassen müssen. Doch nun ist es vorbei. Das kann ich dir schwören.«
    »Du bist wahnsinnig.«
    »Ich weiß genau, was ich tue!«
    Zitternd stand Denise vor ihrem Bruder. Sie schaute ihn voller Verzweiflung an, aber er ging keinen Schritt zurück. Er holte seine Mütze aus der Tasche und setzte sie auf. Denise erinnerte sich daran, dass sie ihm diese Mütze gestrickt hatte, und plötzlich konnte sie die Tränen nicht zurückhalten.
    Die Abschiedsworte ihres Bruders hörte sie nicht. »Ich bin noch in der Nacht wieder zurück.«
    Das nächste Geräusch, das an ihre Ohren drang, was das Schlagen der Wohnungstür. Dann herrschte Stille.
    Denise konnte sich nicht mehr halten. Sie drehte sich nach links und fiel gegen die Wand. Dort stützte sie sich ab und heulte sich fast die Augen aus.
    Irgendwann hatte sie sich wieder gefangen und schalt sich jetzt eine alte Närrin. Es konnte ja sein, dass ihr Bruder Recht hatte und sich alles zu seinen Gunsten entwickelte. Und deshalb wollte sie nicht schon vorher die Pferde scheu machen. Außerdem ging er nicht weit weg. Zur Not konnte sie ihm immer noch nacheilen.
    In einem Buch hatte sie mal gelesen, dass man sich positive Gedanken machen muss. Genau daran dachte sie auch jetzt. Positiv denken. Es konnte alles nicht so schlimm werden. Ives war stets ein überlegter Mensch gewesen, der nie mit dem Kopf zuerst ins Wasser sprang. Sicherheit ging bei ihm vor. Genau darauf baute sie jetzt.
    Trotzdem schrak sie zusammen, als plötzlich das Telefon klingelte...
    ***
    Ich hatte meinen Leihwagen, den wir nehmen konnten. Jaques nahm es zur Kenntnis. Begeistert war er allerdings nicht davon. Die kurze Strecke wäre er lieber zu Fuß gegangen, doch ich erklärte ihm, dass es besser sein würde, wenn wir beweglich waren.
    »Dann eben so«, brummelte er.
    Denise Blanc und ihr Bruder wohnten in einem alten Haus, das sich nicht von den anderen Gebäuden abhob. Da stimmte die Höhe ebenso wie die Außenansicht der Fassade, und sämtliche Häuser oder Straßen lagen im Schatten der Kathedrale, die an diesem trüben Wintertag richtig schmutzig aussah. Möglicherweise sogar bedrohlich, weil sich schon die Vorläufer der Dämmerung näherten.
    Jaques hatte mich zweimal auf den Weg angesprochen. Er würde mir nur noch Bescheid geben, wenn ich anhalten musste. In sich gekehrt saß er neben mir. Er sagte keinen Ton, nur manchmal runzelte er die Stirn.
    Vor einer Kreuzung hielten wir. Eine Gruppe von Japanern eilte über die Fahrbahn. Sie folgten einer jungen Frau, die einen knallroten Ballon an einem Band in die Höhe hielt. Chartres war eben berühmt, selbst im fernen Japan.
    Beim Anfahren fragte ich: »Wie weit müssen wir noch?«
    »Fahren Sie durch bis zum Ende der Straße. Das letzte Haus auf der rechten Seite.«
    »Gut.«
    Parkplätze gab es genug, auch vor dem Haus fand ich einen. Ich erkannte beim Aussteigen, dass sich der Pfarrer noch immer nicht wohl in seiner Haut fühlte, und er bat mich, zuerst mit der Frau sprechen zu dürfen.
    »Kein Problem.«
    Treppen brauchten wir nicht hochzusteigen. Die Wohnung der Geschwister lag unten.
    Jaques klingelte. Obwohl wir angemeldet waren, ging die Bewohnerin auf Nummer Sicher. Sie öffnete ein Fenster und sagte: »Oh, ihr seid schon da?«
    »Wir haben ein Auto genommen.«
    »Gut, ich öffne.«
    Wir hörten den Türsummer und stießen den Eingang auf. Ein düsterer Flur schluckte uns. An der linken Seite stand eine Frau in der offenen Tür. In der Wohnung hatte sie das Licht eingeschaltet. So war sie zu sehen.
    Ich verschaffte mir durch einen schnellen Blick einen ersten Eindruck. Vom Alter her war sie schlecht zu schätzen. Sie lag irgendwo zwischen 55 und 60.
    Jaques kannte sie gut. Dementsprechend vertraut war ihre Begrüßung. Sie umarmten sich kurz. Danach trat der Pfarrer zur Seite, um mich vorzustellen.
    Die Frau
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