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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht
Autoren: Constance Banyon
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hatte den Arm liebevoll um die Herrin von Swanhouse Plantation gelegt. „Sie haben sich aber verändert, seit Sie von England zurückgekommen sind, Miss Royal. Damals habe ich befürchtet, Sie könnten auf der Seite der Engländer sein.“
    Auf dem Treppenabsatz blieb Royal stehen und holte tief Atem. „Ja, es ist sonderbar, Alba. Je mehr Schlachten wir verloren haben und je stärker die Rotröcke wurden, desto mehr fühlte ich mich der Sache dieses Landes hier verpflichtet.“
    John Bartholomew hatte die Halle betreten, und Alba warf ihm einen kurzen Blick zu. „Es ist soweit. Ich bringe Miss Royal hinauf. Sie wissen, was nun zu tun ist, Mr. Bartholomew.“
    Zum erstenmal, seitdem Royal John Bartholomew kannte, fiel die Maske der Zurückhaltung von seinem Gesicht. Bestürzt streckte er die Arme nach ihr aus und fragte: „Geht es Ihnen auch gut, Madam? Vielleicht sollte ich Sie besser hinauftragen?“
    Royal Routhland lächelte gerührt. „Nein, danke, John, ich fühle mich ganz wohl.“
    Die folgenden Stunden straften freilich ihre beruhigenden Worte dann Hohn. Royal lag den ganzen langen Nachmittag und noch bis tief in die Nacht hinein in den Wehen, sorglich betreut von Alba Beemish und der Hebamme. Indessen warteten unten John Bartholomew, Tobias Beemish und Ezekiel Elman bekümmert auf die Nachricht, wie es mit der jungen Frau stand.
    Es war ganz still im Raum. Nichts war zu hören als das einförmige Ticken der Uhr und gelegentlich ein hastiger gepreßter Atemzug, ein nervöses Hüsteln eines der drei Männer, die schweigend dasaßen und lauschten. Endlich hörten sie einen erstickten Schrei. John Bartholomew sprang auf, verließ eilig die Bibliothek und horchte vom Treppenabsatz nach oben. Draußen graute mit einer ersten fahlen Dämmerung der Tag.
    „Hat da nicht ein Kind geweint?“ fragte der Sekretär gespannt. Und da war es wieder, das gleiche Geräusch, nur diesmal etwas lauter. Die drei standen nun alle in der Halle und spähten erwartungsvoll hinauf. Stunden schienen zu vergehen.
    Schließlich trat Alba auf die Stufen. Sie trug ein winziges Bündel auf den Armen, als wäre es das Allerkostbarste auf der ganzen Welt. So kam sie die Treppe herunter. Unten angelangt, schlug sie die weiße Decke ein wenig zurück und gab den Blick frei auf ein kleines Köpfchen mit schwarzem Haar.
    „Mr. Routhland hat einen Sohn“, verkündete sie stolz.
    „Und wie geht es Miss Royal?“ wollte Ezekiel Elman sofort wissen.
    Alba Beemish nickte ihm verständnissinnig zu. „Jetzt ist alles in Ordnung. Sie hat viel durchgemacht, aber nun schläft sie.“
    Wieder wurde die Neugier, Geduld und Anteilnahme der drei Männer auf eine harte Probe gestellt, bis sie endlich unbeholfen und verlegen zu Füßen des breiten Bettes in Royal Routhlands Schlafzimmer stehen durften und den neugeborenen Herrn von Swanhouse Plantation bewundern konnten.
    „Ist er nicht wunderbar?“ sagte die junge Mutter und hob ihren Erstgeborenen in die Höhe.
    „Er sieht seinem Vater ähnlich“, behauptete Tobias.
    „Nein, Miss Royal“, widersprach Ezekiel Elman.
    Und John Bartholomew stellte betont sachlich fest, daß sich alle kleinen Kinder glichen. Die innige Freude, die diese Getreuen mit ihr teilten, rührte Royal zutiefst.
    Ezekiel war der erste, der sich näher wagte. „Wie soll er denn heißen, Miss Royal?“
    „Ich warte, bis sein Vater zurück sein wird, bevor wir uns für den Namen entscheiden.“
    „Scheint mir angebracht“, stimmte der Alte zufrieden zu. „Und wenn er erst einmal größer ist, Miss Royal, dann nehme ich ihn mit in die Jagdhütte und zeige ihm, wie man jagt und reitet und fischt, genau wie damals seinem Vater.“
    „Das will ich sehr hoffen, Ezekiel.“
    Nun verlangte der Kleine gebieterisch sein Recht, und Alba schob die drei Männer energisch zur Tür hinaus. Jetzt sollten Mutter und Kind erst einmal Ruhe haben. Kurz darauf lag das Kind satt und zufrieden in der Wiege, die Augen geschlossen und die kleinen Fäuste fest an die Wangen gedrückt. Royal kuschelte sich in den Kissen zurück und lächelte erschöpft.
    „Er ist wunderbar, Alba“, murmelte sie im Einschlafen.
    Alba nickte mit strahlender Miene und zog die Bettdecke über der jungen Frau zurecht. „Natürlich ist er das, Miss Royal, ganz wunderbar.“ Dann schlich die alte Getreue auf Zehenspitzen hinaus.
     
    *
     
    August 1781
     
    Wie eine Glasglocke hing die Hitze über Georgia. Kein Lüftchen regte sich, und an dem strahlend blauen Himmel
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