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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys
Autoren: Matt Ruff
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und heute ist sein üblicher Abend. Natürlich könnte er nach deinem kleinen Abfall von heute seine Pläne geändert haben, aber ich glaub’s nicht. In ungefähr einer Stunde werden wir es genau wissen.«
    »Ich will mit Phil reden.«
    »Das wirst du. Sobald du Love herbeigeschafft hast, bringe ich dich schnurstracks zu ihm.«
    »Nein, ich will jetzt mit ihm reden.«
    »Tut mir leid.«
    »Ich muss mit ihm reden, okay?«
    »Ich versteh, dass du nervös bist«, sagte sie. »Wenn’s dir hilft, kann ich dir sagen, dass Phil sich deinetwegen ziemlich weit aus dem Fenster hängt. Ich meine, Mitglieder der Organisation korrumpieren ist Teil seines Jobs, aber wenn’s um Verwandtschaft geht, gelten besondere Regeln. Wenn die Oberbosse wüssten, dass er sich persönlich an seine große Schwester ranpirscht , wären die ganz schön stinkig.«
    »Warum? Ausgerechnet die Bande hat ein Problem mit Vetternwirtschaft?«
    »Es ist mehr eine Frage der Objektivität. Diese Geschwisterbande, du weißt schon, die können einem emotional ganz blöd dazwischenfunken. Das ist also streng genommen ein Verstoß gegen die Dienstvorschrift. Phil aber denkt sich, wenn wir Love zur Strecke bringen, hat er was bei den Oberbossen gut – dass er True und Wise aus dem Verkehr gezogen hat, das hat ihm ohnehin schon ein paar dicke Pluspunkte eingebracht. Und dank dem hier« – sie klopfte wieder auf den Aktenkoffer – »dürften auch keine Zweifel hinsichtlich deiner Loyalität aufkommen … Also nur ein bisschen Geduld, Jane. Sobald du offiziell an Bord bist, werdet ihr mehr als genug Zeit haben, euch wieder zusammenzuraufen, du und Phil.«
    »Sobald ich an Bord bin«, sagte ich. »Und was wird mein Job dann sein? Phils Assistentin? Seine Nummer zwei?«
    »Eher seine Nummer drei.« Sie grinste. »Jetzt komm, sehen wir zu, dass wir dich sauber kriegen. Du bist noch immer voll von J.D.s Blut.«
    Zwei Stunden später saß ich, völlig neu eingekleidet, wieder auf dem Beifahrersitz des Sportwagens. Vor uns ragte auf der Westseite des Strip die schwarze Glaspyramide des Hotels Luxor empor und jagte mit ihrer Spitze einen Lichtstrahl fast einen Kilometer weit in den Himmel.
    Meine böse Zwillingsschwester gab mir ein paar letzte Instruktionen. »Setz die auf«, sagte sie und reichte mir eine erstaunlich hässliche Katzenaugenbrille. »Die hat ein eingebautes Funkgerät, und sie sendet auch ein Videosignal, so kann ich dich im Auge behalten.« Als sie meine Miene sah, fügte sie hinzu: »Ich weiß, sie ist von erlesener Scheußlichkeit, aber das ist durchaus beabsichtigt. Solltest du auf dem Weg zu Loves Tisch auf irgendwelche Clowns stoßen, werden sie dich mit dem Ding auf der Nase kaum erkennen.«
    »Und Eyes Only ?«, sagte ich. »Hat Panopticon nicht eine Gesichtserkennungs-Software, die mich trotz aller Verkleidung identifizieren kann?«
    »Klar, und die Software ist ja auch so zuverlässig … Keine Sorge, darum haben wir uns gekümmert. Die Brillengläser haben eine besondere Beschichtung, die es dir ermöglicht, Eyes- Only -Sensoren zu erkennen. Los, probier sie aus.«
    Ich setzte die Brille auf und sah mich um. Über uns zeigte eine Reklametafel einen Aufmarsch von halbnackten Revuemädchen, und meine Aufmerksamkeit richtete sich augenblicklich auf die Tänzerin mit den dicksten Titten. Ihre Augen leuchteten.
    »Natürlich«, fuhr die schlechte Jane fort, »ist die auszumachen lediglich die halbe Miete. Dieses Auto ist gegen Überwachung durch Eyes Only abgeschirmt, aber draußen wirst du das hier brauchen.« Sie reichte mir eine kostspielig aussehende Armbanduhr. »Modernstes Funkstörgerät. Das legt jedes Eyes- Only -Auge in Sichtweite schlafen.«
    Ich las den Markennamen auf dem Zifferblatt: »Pavian.«
    »Tja.« Sie zuckte bedauernd die Schultern. »Ich möchte nicht misstrauisch erscheinen, aber es besteht noch immer die klitzekleine Chance, dass du und Love hier irgendeine raffinierte Gegenoperation durchzieht. Deshalb gehört zum Störgerät noch ein Zerstörungsmechanismus, mit dem ich dich, sollte ich schlechte Vibes von dir empfangen, per Fernzündung pulverisieren kann.« Ihr rechter Arm hob sich, und ich starrte in die Mündung meiner eigenen NT-Waffe. »Bind die um.«
    Ich streifte mir das Armband der Uhr über die Hand. Als ich die Schließe einschnappen ließ, gab sie einen leisen Piepton von sich, und ich wusste auch ohne entsprechende Erklärungen, dass der Versuch, sie unerlaubt wieder zu öffnen, fatale Folgen haben
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