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Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Titel: Babel Gesamtausgabe - Band 1-3
Autoren: Cay Winter
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sie zu Clarissa sagte, bevor sie sich umdrehte und gegen das wappnete, was sie sehen würde.
    Sam hockte neben Anatols Körper, die Haut seines rechten Arms hing in Streifen herab, sein Gesicht war blutüberströmt und bereits angeschwollen. Doch das Bedenkliche waren seine zitternden Hände, die den Kampf verrieten, der noch in seinem Innern tobte.
    Babel konnte ihm nicht helfen. Wenn sie ihm jetzt zu nahe kam, um ihn mit ihrer Magie zu heilen, würde er sie womöglich in die Dämonenebene hinüberstoßen, selbst wenn er es gar nicht wollte. Sam war am Leben, das war alles, was sie im Moment wissen musste. Der Rest musste warten.
    Er hob den Kopf, wie immer, wenn er spürte, dass sie ihn ansah, und schaute ihr direkt in die Augen.
    »Bleib bei mir, du Sturkopf, okay«, flüsterte sie, und er nickte schwerfällig.
    »Nur noch eine Minute, meine Schöne … eine Minute …«
    Sie sah ihm an, dass er große Schmerzen empfand und der Kampf nicht einfach war, aber wann war er das für sie je gewesen?
    »Lebt er noch?«, fragte sie und deutete auf Anatol.
    »Wenn er bald in ein Krankenhaus kommt.«
    Babel ging auf die Tür zu, in deren Nähe Judith lag, und kauerte sich neben ihre Schwester. Ihr Gesicht war bleich, und Blut floss ihr aus der Nase. Sie musste es mit der Hand verwischt haben, denn es bedeckte ihre linke Wange. Auch ihr schönes helles Haar war davon klebrig geworden. Ihr Brustkorb hob und senkte sich unregelmäßig, aber sie atmete. Das war ein gutes Zeichen. Babel versuchte, ihr Energienetz zu erfassen, aber da berührte Judiths Hand schwach ihre.
    »Lass …«, flüsterte sie, und Babel ahnte, was sie ihr sagen wollte.
    »Du musst ins Krankenhaus, Judith. Lass mich dir helfen.«
    »Die anderen … sieh nach ihnen …«
    Vielleicht brauchte jemand Babels Hilfe noch dringender als Judith. Aber es fiel Babel schwer, Judith hier einfach liegen zu lassen, wenn sie spürte, wie ihr Herzschlag langsamer und unregelmäßiger wurde. Nur mühsam erhob sie sich, klammerte sich an den Türrahmen und zog sich nach oben. Mit zitternden Knien schob sie sich in den Flur und wankte zur Treppe. Dabei stützte sie sich mit der Hand an der Wand ab.
    Schon vom ersten Treppenabsatz aus sah Babel das Chaos, das in der Halle herrschte. Die Wände waren rußig vor Magie. Die Marmorplatten des Fußbodens hatten sich gelöst, und zwei der Stühle, die am Rand gestanden hatten, waren in ihre Einzelteile zerlegt worden.
    Tom stützte Maria, sie schien sich den Knöchel gebrochen zu haben, und auch Tom hielt einen Arm verdreht. Er hatte mehrere tiefe Verletzungen, die wahrscheinlich von Nikolais Messer stammten und stark bluteten. Clarissas Enkel war nirgendwo zu sehen, vielleicht war er doch noch rechtzeitig abgehauen.
    Tamy kniete über den Zwillingen und fesselte ihre Hände mit einem Gürtel. Sie sah aus, als wäre sie in eine handfeste Prügelei geraten, ihr Gesicht hatte mehrere Platzwunden, und ihre Unterlippe war aufgeplatzt, als hätte sie sich selbst hineingebissen.
    Neben ihr hockte Mo, der die Dogge am Halsband hielt, die noch immer auf die regungslosen Hexen am Boden herabknurrte. Selbst der Hund hatte Verletzungen davongetragen und hinkte.
    »Hatte ich nicht gesagt, du sollst zu Hause bleiben?«, sagte Babel in Mos Richtung, und wie auf Kommando wandten ihr alle den Kopf zu…
    Zitternd nahm sie die letzten Stufen.
    Einen Moment lang sagte niemand etwas, dann grinste Mo und erwiderte: »Du bist nicht meine Mutter.« Sein Gesicht war bleich und verschwitzt.
    »Und genau deswegen kann ich dir auch die Tracht Prügel deines Lebens verpassen.«
    Aber diese Drohung schien Mo an seinem Plaghintern vorbeizugehen, denn er grinste sie so breit an wie schon seit Wochen nicht mehr.
    Und aus irgendeinem Grund grinste Babel zurück.
    Als sie am Fuß der Treppe angekommen war, hinkte Tom auf sie zu und legte ihr die Hand auf die Wange. In seinem Blick konnte sie all das lesen, was sie selbst fühlte, und auf einmal war da kein Zweifel mehr, nur noch das Gefühl, dass sie zu ihm gehörte.
    Genauso wie zu Sam.
    »Ich …«, begann sie, aber er schüttelte den Kopf.
    »Ich will dich nicht verlieren«, war alles, was er sagte, bevor er sie vorsichtig auf die Lippen küsste, weil sie beide für Leidenschaft keine Kraft mehr hatten. Aber darum ging es in diesem Moment auch gar nicht. Dafür blieb später noch Zeit.
    »Wir müssen dich versorgen, du verlierst zu viel Blut«, sagte sie, als sie sich voneinander lösten.
    »Ich werde es
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