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B00DJ0I366 EBOK

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Titel: B00DJ0I366 EBOK
Autoren: Friederike Schmöe
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einfordern wird. Die Firma sucht etwas, dem man das Besondere auf den ersten Blick ansieht. Dennoch arbeitet Sam daran, die Entwürfe in die Software zu übertragen. Während am Freitagnachmittag dunkle Wolken über den Himmel treiben und der Regen gegen die Fenster peitscht, näht Sam das erste Plaid. Den Prototypen.
    Es klingelt an der Haustür. Unwillig sieht sie auf. Sie legt den Stoff vorsichtig zusammen und wirft einen Blick aus dem Fenster. Nikolaj steht unten, mit einem zerfledderten Schirm kämpfend.
    »He, alter Kumpel!«, ruft sie hinunter. »Brauchst du einen Fön?«
    Er schaut zu ihr hoch und lacht. Sam drückt auf den Summer.
    »Was treibt dich hierher?«, fragt sie, als sie ihm die Wohnungstür aufhält.
    »Die Sehnsucht nach meiner großen Schwester, was sonst.« Nikolaj küsst Sam auf beide Wangen. »Wie geht’s?«
    »Die Kreativität kommt nicht so, wie sie soll.«
    »Alles eine Frage der Zeit.« Nikolajs Haar glänzt vor Nässe. »Hast du zwei Minuten?«
    »Auch zwei Stunden, wenn es drauf ankommt.« Sam liebt Nikolaj. Er ist ihr so ähnlich in seiner Verwundbarkeit. Instinktiv spürt sie, dass sie ihm die Stange halten wird, egal was geschieht.
    »Morgen will Dad grillen. Aber daraus wird wohl nichts. April, April!«
    Sam reicht ihm ein Handtuch. Er rubbelt sein Haar trocken. Feucht glänzt das Schwarz noch vollkommener. Die Stirnfransen fallen in einer weichen Welle zur Seite.
    »Ehrlich gesagt ist es mir piepegal, ob wir eine Bratwurst oder Bachsaibling oder Rosmarinkartoffeln auf dem Teller haben«, seufzt Sam.
    »He, du nähst?« Er blickt neugierig auf die Arbeit am Nähtisch.
    »Sieh es als Werkstück.« Sam macht sich in der Küche zu schaffen. »Ich bin nicht zufrieden. Werde mich morgen noch mal dransetzen und überlegen, was ich besser machen kann.« Sie kommt mit der Teekanne ins Wohnzimmer. Sieht, wie Nikolajs Hände den Stoff streicheln.
    »Stars and Stripes. Hübsch.«
    »Hör auf! Welche Designerin will denn was Hübsches entwerfen!«
    Nikolaj setzt sich auf den Boden und greift in die Fotokiste. »Wie läuft’s mit der Ausstellung?«
    Sam gießt Tee in zwei Tassen.
    »Ich habe ein Foto gefunden. Hast du eine Ahnung, wer diese Frau ist?« Sie hält ihm die Aufnahme mit der Unbekannten hin.
    »Mama?« Nikolaj grinst. »Du kennst sie. Sie wohnt am Glockenberg, heißt Victoria May und ist mit Robert Förster verheiratet.«
    »Quatschkopf. Die Frau neben Mutter.«
    Nikolaj kneift die Augen zusammen. »Keinen Schimmer.«
    »Blanca meint, es könnte jemand aus der entfernteren amerikanischen Verwandtschaft sein. Wusstest du von Onkel Fred?«
    »Wer soll das sein?«
    »Der jüngste Bruder unseres Großvaters. Unser Großonkel. Der Outlaw, wie Blanca sagt. Hat mehrere Kinder von mehreren Frauen und wurde deshalb in der Familie nicht sehr geschätzt.«
    »Nie von ihm gehört. Was mich nicht wundert. Wenn er rumgehurt hat, will niemand was von ihm wissen.«
    »Nikolaj!«
    »Ist doch wahr! Du musst dir nicht allzu viel zuschulden kommen lassen, um in dieser Familie wie ein Ausgestoßener behandelt zu werden!«
    Sam betrachtet ihren Bruder liebevoll. »Mach dir keine Sorgen wegen Trixi.«
    »Mach ich mir aber. Erinnerst du dich, wie Mutter über Renate hergefallen ist?«
    Renate, soviel weiß Sam, war zwar nicht Nikolajs erste Freundin, aber die erste, die er den Eltern vorstellte. »Mutter hat eine Szene nach der anderen gemacht. Dass Renate mich nicht kriegen würde. Ihre Eltern sind geschieden, sie verbrachte ihre Kindheit zwischen zwei Stühlen. Na und?«
    »Mit Renate ist es lange vorbei«, wendet Sam ein.
    »Als wenn das einen Unterschied macht.«
    »Mutter hat Trixi doch inzwischen kennengelernt. Sie kann dazulernen! Gestehe ihr das zu.« Warum verteidige ich sie?, fragt sich Sam, während sie am Tee nippt, dem Klatschen der Regentropfen ans Fenster lauscht und Nikolaj zusieht, der das Foto nachdenklich in den Karton zurücklegt.
    »Jedenfalls habe ich Trixi auf das vorbereitet, was ihr bevorsteht. Was sagt Mutter zu dem Foto?«
    »Sie hat es bisher nicht gesehen. Meinte nur, es könnte eine Reisebekanntschaft sein.«
    »Ja, vielleicht.«
    Männer, denkt Sam. Haben zwei Augen und sehen nichts.
    »Fällt dir nichts auf an der Unbekannten?«, fragt sie.
    Nikolaj greift wieder nach dem Bild. »Nö. Was denn?«
    »Schau mich an.«
    Nikolaj schaut hoch. »Und?«
    Sam lacht. »Mit Blindheit geschlagen. Wir sehen uns ähnlich.«
    »Du und ich. Weiß ich. Sagen alle.«
    »Nein, ich meine die
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