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Azrael

Azrael

Titel: Azrael
Autoren: Heather Killough-Walden
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New York hinzuziehen. Dabei geht’s um eine Vergewaltigung. Die hat meiner Ansicht nach ein übernatürlicher Typ verübt. Mit seinen Erfahrungen und Talenten wäre Randall eine große Hilfe.«
    Randall McFarlan gehörte zu den Vampiren, die Azrael im Lauf der letzten zweitausend Jahre erschaffen hatte. Ein kluger Exbulle, der Michael schon öfter unterstützt hatte. Az nickte. Eine simple Antwort, die Mike kannte und die ihm genügte.
    »Danke. Klar, das ist weder der richtige Moment noch der passende Ort. Aber ich musste dauernd dran denken, und du warst unerreichbar.«
    Das stimmte. In letzter Zeit hatte Az das Herrenhaus nur mehr betreten, um zu schlafen. Sein Job als der Maskierte hielt ihn auf Trab. Und der Fall beunruhigte Mike tatsächlich, das hatte Azrael neulich in den Gedanken des Bruders gelesen. Es ging um Serienvergewaltigungen, die auf übermenschliche Elemente hinwiesen.
    Michael straffte die Schultern und holte tief Luft. »Warum gehst du nicht was essen, und ich sag’s Gabe?« Dann senkte er den Kopf. »Und sei vorsichtig«, fügte er hinzu, »die Adarianer treiben sich immer noch hier draußen herum.«
    Darüber dachte Azrael kurz nach. Die Adarianer waren eine ältere Erzengelrasse, die ihnen seit ein paar Monaten das Leben schwer machte, weil ihr Anführer auf Teufel komm raus selbst einen Sternenengel haben wollte. Klar, Mike hatte recht. Sie versteckten sich immer noch in dieser Gegend. Und niemand wusste, wann oder wo genau sie demnächst zuschlagen würden.
    In dieser Nacht musste Az sich nicht unbedingt noch einmal ernähren. Aber wenn er es tat, würde ihn das nicht nur auf einen Angriff der Adarianer vorbereiten, sondern auch seine Willenskraft stärken, was Sophie betraf. Einen Schritt nach dem anderen, beschloss er, nur nichts überstürzen.
    Er versuchte an seinem Bruder vorbeizugehen. Aber Michaels Hand auf seiner Brust hielt ihn zurück. Az war um ein paar Zentimeter größer. Jeden Mann überragte er. Abwartend schaute er in Mikes saphirblaue Augen hinab.
    »Ich bin immer für dich da«, versicherte Michael. »Das weißt du.«
    Wieder einmal las Azrael die Gedanken des Kriegers und erkannte flüchtige Erinnerungen an die ersten schrecklichen Erdentage. Die Schmerzen, die Michael dem Bruder zuliebe ertragen hatte, waren schlimmer gewesen, als Az es jemals würdigen konnte. In jener Hölle war Mike für ihn da gewesen. Und er würde stets für ihn da sein.
    »Ja, das weiß ich«, bestätigte Az leise, und Michael ließ die Hand sinken. Einige Sekunden wartete Azrael noch, bevor er den Waschraum verließ.
     
    »Da bist du ja, Soph.«
    Sophie wandte sich von dem Ausblick ab, den sie bewundert hatte, und beobachtete Juliette, die aus dem offenen Torbogen der Schlossruinen trat. »Wow, Mädchen, habe ich dir schon gesagt, wie umwerfend du in diesem Kleid aussiehst?«
    »Nur etwa tausendmal«, erwiderte Jules und lachte.
    »Jedenfalls bist du eine Traumfrau, Mrs. Erzengel.« Noch nie hatte Sophie ihre Freundin so glücklich gesehen. Dadurch erstrahlte Juliettes ohnehin schon bildschönes Gesicht in überirdischer Perfektion.
    »Danke.« Lächelnd und leicht verlegen zuckte Jules die Achseln. Dann raffte sie den üppigen Rock ihres weißen Brautkleids und stieg zu Sophie hinauf, die am Klippenrand stand. Der Hochzeitsempfang in Slains Castle hatte fast die ganze Nacht gedauert. Jetzt dämmerte der Morgen und erhellte den glatten ewigen Horizont der Nordsee. Die Möwen jagten bereits nach Fischen, ihr Geschrei mischte sich mit dem Rauschen der Brandung, die tief unten gegen die schwarzen Felsen schlug.
    »Gestern Abend hörte ich, Gabriels Brüder hätten Slains Castle für euch gekauft.« Sophie war unfähig, ihren Blick noch einmal von der Aussicht abzuwenden.
    Glücklich seufzend blieb Juliette neben ihr stehen. »Kaum zu fassen … Ich glaube, auf dieser Welt gibt es keinen schöneren Ort. Jeden Morgen werde ich hier aufwachen.«
    »Das verdienst du, Jules.« Nun schaute Sophie ihre beste Freundin an. »Und solange du mich jeden Sommer einlädst, verzeihe ich dir deine Übersiedlung nach Schottland.«
    Seit sie wusste, dass das Schloss dem jungen Ehepaar gehörte, bedrückte sie dieser Gedanke. Für immer würde Juliette die Vereinigten Staaten verlassen und hier leben. Sie liebte das Land der Distel, Schottland lag ihr im Blut.
    Jules warf ihr einen Seitenblick zu und nickte. »Also hast du es gemerkt, bevor es mir selbst richtig bewusst wurde. Ja, hier will ich leben.«
    Erst nach
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