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Azazel

Titel: Azazel
Autoren: Isaac Asimov
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effektiver und automatischer weicht er ihr aus. In trauriger Verzweiflung ist sie gezwungen, sich anderswo Trost zu suchen, doch ihm sind gelegentliche Abenteuer außerhalb der festen Bande der Ehe verwehrt. Er weicht jeder jungen Frau aus, der er begegnet, selbst wenn sie ihm nur geschäftliches Interesse entgegenbringt. Artaxerxes gleicht dem Tantalus - er ist zahllosen Verlockungen ausgesetzt, kann sich ihnen jedoch nie hingeben.« George fuhr entrüstet fort: »Und wegen dieser lächerlichen Unannehmlichkeiten hat er mich aus dem Haus werfen lassen.«
    Ich sagte: »Du könntest Azazel bitten, den Fluch ... ich meine die Gabe, die du ihm vermacht hast, wieder aufzuheben.«
    »Azazel hegt eine gewisse Abneigung dagegen, sich zweimal mit dem gleichen Individuum zu befassen - ich weiß auch nicht, warum. Außerdem, weshalb sollte ich jemandem einen Gefallen tun, der sich für meine Bemühungen bisher so undankbar gezeigt hat? Vergleiche das nur einmal mit dir! Obwohl du ein berüchtigter Geizhals bist, leihst du mir hin und wieder einen Fünfer -ich kann dir versichern, daß ich darüber ganz genau Buch führe, auf kleinen Zettelchen, die überall in meiner Wohnung verstreut sind. Dabei habe ich dir nie einen Gefallen getan, oder? Wenn du mir sogar hilfst, obwohl ich nie etwas für dich getan habe, sollte er erst recht allen Grund dazu haben.«
    Ich dachte einen Augenblick nach und sagte dann: »Weißt du, George. Du brauchst mir keinen Gefallen tun. Ich bin mit meinem Leben zufrieden. Dabei fällt mir ein -nur um dir zu zeigen, daß du nichts für mich tun mußt -, wie wäre es mit einem Zehner?«
    »Na gut«, sagte George, »wenn du darauf bestehst.«

Galatea
    Aus einem mir selbst nicht näher bekannten Grund vertraue ich George hin und wieder meine innersten Gefühle an. Da er zwar zu großem Mitgefühl fähig ist, dieses jedoch ausschließlich ihm selbst vorbehalten bleibt, ist das ein sinnloses Unterfangen, aber ab und an lasse ich mich dennoch dazu hinreißen.
    Zum damaligen Zeitpunkt war ich allerdings so sehr von Selbstmitleid erfüllt, daß ich wohl gar nicht anders gekonnt hätte.
    Nach einem reichhaltigen Abendessen in der Peacock Alley warteten wir gerade auf unsere Erdbeertorteletts, als ich sagte: »George, ich habe es satt, daß sich die Kritiker niemals die Mühe machen, meinem Werk tatsächlich Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Es interessiert mich nicht, was sie tun würden, wenn sie an meiner Stelle wären. Schließlich können sie nicht schreiben, sonst würden sie ihre Zeit nicht damit verschwenden, Rezensionen zu verfassen. Und jene, die zumindest ein wenig schreiben können, benutzen ihre Kritiken ja doch nur dazu, um andere schlecht zu machen, die ihnen überlegen sind. Und außerdem ... «
    Aber in diesem Augenblick wurden die Erdbeertorteletts gebracht, und George ergriff die Gelegenheit, das Gespräch an sich zu reißen. Allerdings hätte er das auch getan, wenn das Dessert nicht in diesem Moment eingetroffen wäre.
    »Alter Junge«, sagte er, »du mußt noch lernen, den Launen des Schicksals mit Gelassenheit zu begegnen. Stell dir einfach vor - denn es ist die Wahrheit -, daß deine armseligen Kritzeleien so wenig Einfluß auf die Welt haben, daß es vollkommen gleichgültig ist, was die Kritiker darüber sagen, wenn sie sich denn überhaupt die Mühe machen, sich zu äußern. Derartige Gedanken werden dich zutiefst erleichtern und verhindern, daß du ein Magengeschwür bekommst. Besonders in meiner Anwesenheit solltest du solche rührseligen Reden vermeiden - worauf du von selbst kommen würdest, wenn du sensibel genug wärest, um zu erkennen, daß mein Werk sehr viel bedeutender ist als deines und die Kritiken, die ich erhalte, mitunter viel niederschmetternder sind.«
    »Willst du etwa behaupten, daß du auch schreibst?« fragte ich spöttisch und grub meinen Löffel in das Tortelett.
    »Nein«, erwiderte George und machte sich ebenfalls über sein Tortelett her. »Aber ich bin eine weitaus bedeutendere Persönlichkeit, ein Wohltäter der Menschheit - ein unterschätzter, verkannter Wohltäter der Menschheit.«
    Ich hätte schwören können, daß eine winzige Träne sein linkes Auge benetzte. »Ich kann mir nicht vorstellen«, sagte ich freundlich, »daß jemand eine so schlechte Meinung von dir haben könnte, um dich in irgendeiner Weise zu unterschätzen.«
    »Ich will über deinen Spott hinwegsehen«, sagte George, »da er dir nun einmal im Blut liegt, und werde dir erzählen,
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