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AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

Titel: AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK
Autoren: T.S. Barnstijn
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mittelmäßig mit nur zwei Sendern. Viele Kinderprogramme, ja, aber sonst nur amerikanische Serien und, tagesweise abwechselnd, staubtrockne Afrikaans sprachige Dramen. Kein Zulu, kein Sotho, kein Xhosa, keine Spannung. Wohl lief die Schwarzwaldklinik, etwa, in Afrikaans übersetzt mit dem deutschen Originalton parallel im Radio – damals eine Sensation!
    An ganz langweiligen Tagen blätterte ich in Zeitschriften rum: im Huisgenoot, der Afrikaans sprachigen Gala/Bunte, verfolgte ich unter Anderem das Leiden der Diana und las mit dreizehn einen Artikel, der mich wach rüttelte: anscheinend trafen sehr viele Merkmale auf mich zu, die aufs Schwul sein bei jungen Teenagern deuten sollten. Im Laufe der nächsten sieben Jahren fand ich mich jedoch damit ab, denn was soll‘s: ich war schon viel früher aufgeregt beim Anblick nackter Männer in alten Stern- Zeitschriften und des älteren und gut gebauten Bruders meines besten Freundes! Nur spielte ich nicht mit Puppen, die fand ich immer gruselig. Zum Glück kam die Erkenntnis der Homosexualität früh,  denn in den folgenden Jahren sollten die Reize noch viel stärker werden – da es daheim nur die Grundschule bis zur siebten Klasse gab, ging es bald ins Internat.
     
    These boots are made for walkin‘
    And that’s just what they’ll do
    And one of these days these boots are gonna walk all over you
     
    -Nautedam-
    Als ich heute recht spät in Richtung oberes Fish River Canyon aufbrach, hatte ich nur eine leise Ahnung welch Spektakel mich dort erwarten würde. Sicher, gelesen hatte ich schon einiges: zweitgrößtes Canyon Afrikas wenn auch mit knapp 400 Metern nicht sehr tief; bestehend aus einem Canyon im Canyon, das heißt, dass sich der Fluss zuerst in einem Graben - einer geologischen Verwerfung von Sedimentschichten eines ur-Ozeans - hineingefressen hatte um dann, Jahrmillionen später, das eigentliche Grundgestein des Namalandes zu erodieren. Die obere Sedimentschicht ist circa 650 millionen Jahre alt, während das darunter liegende Urgestein noch von Superkontinent Gondwana übrig und schon 1.500 millionen Jahre alt ist. Es gab also genug Zeit, eine Attraktion ersten Grades zu schaffen. Wie dem auch sei – man muss es gesehen haben sonst sind das alles nur schnöde Fakten.
    Es scheint, ab die Straße von Ai-Ais, das wie erwähnt am unteren Ende den Canyons und auf Flussebene liegt, zum Aussichtspunkt hoch am mittleren, östlichen Rand des Canyons, dass man kaum an Höhe gewinnt. Man kann kaum glauben, dass man bald das vielgerühmte Naturschauspiel von oben sehen wird. Man fährt mehrmals durch Tore für das Wildvieh, die, jeweils eine Spur breit, aus quer im Boden gelegten Eisenbahn-artigen Schwellen bestehen damit das Wild nicht hindurch kann. Viele Tiere waren nicht zu sehen, außer einigen Springbokke und, an einem gut gefüllten Wasserloch, endlich die bislang vor mir verborgen gebliebenen Zebras.
    Im Grunde nimmt man einen Umweg von circa 54 Kilometern um dann, nachdem man 10 Kilometern zuvor am Torhaus/Campingplatz von Hoba seine Gebühr gezahlt hat, eine schlichte Aussichtsplattform zu erreichen. Die wahre, sonnengebrannte Pracht des Canyons zeigt sich wirklich auch erst wenn man dort ganz am Rande des 200-Meter-Abgrundes steht. Der obere Canyon ist mehrere Kilometer breit, die Ränder sehen aus wie die üblichen Berge mit horizontalen Steinschichten – das Sediment eben. Längst keine gerade Vertiefung – es schlängelt sich vielfach und alle paar hundert Meter sticht eine weitere Ausbuchtung ins Canyon und präsentiert, wenn man sich dorthin begibt, eine völlig andere Perspektive. Der Boden des oberen Teils ist relativ eben und wurde nur von einigen kleinen Bächen, jetzt natürlich trocken, erodiert.

     
    Das heutige Flussbett befindet sich noch einmal 200 Meter tiefer – hier windet sich der Visrivier serpentinartig, blau-grün schimmernd, durchs Gestein. Dieser Fluss führt das ganze Jahr über Wasser und bat schon vor 2000 Jahren, als die Nama als Nachkommen der Khoekhoe aus der Kapregion die Oranje überquerten, für diese Menschen eine Lebensader und sicherer Unterkunft  während Zeiten des Konflikts.
    Man sollte Zeit mitbringen, will man das Spektakel in Ruhe genießen – dies lässt sich am besten an den beiden nicht ausgebauten Aussichtspunkten nördlich und südlich der Haupttribüne erreichen. Es führen Straßen dort hin, doch wenn man einigermaßen gut zu Fuß ist, macht es viel mehr Spaß das Auto einmal stehen zu lassen. Weg
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