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Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Titel: Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern
Autoren: Dana Phillips
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zu fahren und dort noch das Wochenende zu bleiben, bevor ich endgültig zurück nach Berlin reise. Mein Handy piepst. Raffaele. Dana! Bist du noch in Venedig? Besuche meine Eltern in Pisa. Schade, dass du die Toskana schon hinter dir gelassen hast. Ich hätte dich gern noch mal gesehen! Ach, Raffaele! Wie oft hat er mir bei meiner Tour aus der Patsche geholfen. Verlasse gerade Venedig , antworte ich, während der Bus die Ponte della Libertà, die Brücke der Freiheit, überquert. Schon bald kann ich die Lagunenstadt nur noch aus der Ferne sehen.
    Venedig ist Romantik pur, es ist schier unglaublich. Ich hoffe, dass ich eines Tages mit dem richtigen Mann die Gelegenheit haben werde, zurückzukommen. Und auch wenn die Fahrt mit einer Gondel völlig überteuert und dazu noch total touristisch ist, muss es ein schönes Gefühl sein, verliebt durch die Kanäle zu schaukeln und das Flair der Stadt zu genießen. Die Hoffnung bleibt, diesen Traum irgendwann wahr zu machen. Nachdem ich den Bus verlassen habe, verlade ich mein Gepäck in das Auto. omm doch her! Ich bin gar nicht so weit weg! Noch eine SMS von Raffaele. Ich runzle die Stirn. Der Wortlaut kommt mir verdächtig bekannt vor. Warum schreiben Italiener eigentlich immer, dass sie nicht so weit weg sind? Eigentlich bin ich schon auf dem Rückweg nach Deutschland. Aber die Einladung reizt mich. Nach allem, was ich in den vergangenen Tagen erlebt habe, wäre es schon schön, meine Reise an der Seite eines Freundes zu beenden. Ich tippe Pisa in mein Navigationssystem ein, um zu schauen, wie weit ich von Raffaele entfernt bin. Rund dreihundert Kilometer trennen uns. Routentechnisch wäre dieser Abstecher natürlich völliger Quatsch, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich mich nie genau an die Streckenvorgaben gehalten; außerdem hat schon Goethe festgestellt, dass der Deutsche ein Mensch des Umwegs ist. Ich lasse den Motor an, drehe das Radio auf und folge gut gelaunt den Anweisungen meines Navigationssystems. Il più grande spettacolo dopo il big bang von Jovanotti dröhnt aus den Boxen, während die italienische Landschaft an mir vorbeifliegt. Hier und da werfe ich ein paar Euro in die obligatorischen Mautstationen an der Autobahn und fühle mich langsam richtig zu Hause in diesem Land. Trotz aller Tiefschläge bin ich Carla wirklich dankbar dafür, dass ich diese Reise antreten durfte. Nach gut drei Stunden erreiche ich Pisa. Ich folge den Schildern Richtung Innenstadt. Auf einem bewachten Parkplatz in der Nähe des historischen Stadtkerns stelle ich mein Auto ab. Kaum bin ich aus meinem Wagen ausgestiegen, kommt ein Parkwächter auf mich zu.
    »Zehn Euro, bitte«, sagt er und blickt mich auffordernd an.
    »Zehn Euro? Das ist aber viel!«
    »...« Unerbittlich hält er mir jedoch seine offene Hand entgegen.
    »Wenn ich bar bezahle, wie wäre es mit drei Euro?« Ich bleibe stur.
    »Sie müssen sowieso bar bezahlen«, antwortet er und grinst mich an.
    Na und?« Ich setze erneut mein schönstes Lächeln auf und zücke einen Fünfeuroschein.
    »Fünf?«
    »In Ordnung.« Er nimmt mein Geld entgegen und drückt mir einen Parkschein in die Hand. »Vorne ins Auto legen, bella .«
    »Si, claro . Ciao, ciao!« Ich lache den Parkwächter noch einmal freundlich an und bin stolz darauf, zum ersten Mal erfolgreich gefeilscht zu haben. So langsam fühle ich mich wie eine halbe Italienerin. Beschwingt laufe ich in Richtung des schiefen Turms von Pisa. Zwar war ich als kleines Mädchen mit meinen Eltern hier, wirklich daran erinnern kann ich mich aber nicht. Mit Raffaele habe ich mich am Eingang der alten Stadtmauer verabredet, durch den man in Richtung Piazza dei Miracoli laufen kann, auf der sich der Dom, das Baptisterium und der Glockenturm befinden. Ich sehe Raffaele schon von weitem. Er lehnt neben einem Souvenir-Wagen an der Mauer und lässt sich die Sonne auf das Gesicht scheinen. Irgendwie ist es merkwürdig, ihn wiederzusehen. Denn obwohl wir während meiner Reise viel Kontakt hatten, sind wir uns ja eigentlich völlig fremd.
    »Raffaele«, sage ich und bleibe in einiger Entfernung vorsorglich stehen, aber meine Sorge, dass wir fremdeln könnten, ist unbegründet.
    Raffaele öffnet die Augen und kommt sofort freudestrahlend auf mich zu, als würden wir uns schon ewig kennen. »Dana! Wie schön, dich zu sehen!« Er nimmt mich in die Arme und drückt mir dann links und rechts einen Kuss auf die Wange. »Warst du schon mal hier?«
    »Ja«, antworte ich lachend. »Aber es ist so
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