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Avanias der Große

Avanias der Große

Titel: Avanias der Große
Autoren: Daniel Imran
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Vielleicht verstehst du, warum ich es dir die ganze Zeit über nicht verraten konnte.“
    „ Du lügst! Du bist ein unmoralischer Mensch! Wer weiß schon, was wahr und was unwahr ist, was aus deinem Mund kommt.“
    „ Strapaziere nicht zu sehr meine Geduld, Junge!“
    „ Du bist doch kein echter Mann. Du bist kein echter König. Dieses Reich braucht einen Mann von Ehre.“
    Böntschakis erhob sich grinsend von seinem Thron. Er streckte seine Hände aus. „Und dieser Mann bist du?“
    Er lachte wieder. Langsam schritt er die Treppen herunter auf Dümnakis zu. Dümnakis machte einige Schritte zurück. Der Despot lachte wieder. Er zog ein Schwert aus der Scheide unterhalb seines Gewandes hervor. Er hielt das Schwert in die Richtung von Dümnakis. „Na los, dann beweise es jetzt!“
    Dümnakis betrachtete seinen unberechenbaren Vater eine Weile lang schweigend. Was sollte er jetzt tun? Sein Vater war ein Trunkenbold, und ein schwacher Mann, den ein solch herausragender Schwertkämpfer wie er im Nu würde erschlagen können. Sollte er das jetzt tun?
    Dümnakis zog langsam sein Schwert aus der Scheide.

    Die Sänfte war absichtlich mit dunklen Seidentüchern und Wolle zugedeckt, so dass die Prinzessin und ihre Zofe nicht hinaus schauen konnten. Sie sollten nicht einen schönen Ort, eine schöne Landschaft etwa, welche sie auf den Gedanken zur Rast oder gar zum längeren Aufenthalt ebendort verleiten könnte. Tag und Nacht trugen die Sklaven aus der Teltschurane, die sogenannten Bentschuren, die Sänfte nach Norden. Begleitet von einer palparischen Eskorte. Nur selten durften sie kurz eine Pause einhalten. Die Soldaten der Eskorte peitschten sie gelegentlich sogar aus. Sarafie konnte die Peitschenschläge hören und zuckte jedes Mal

zusammen. Ananie versuchte, ihre Gebieterin irgendwie abzulenken. „Ich bin stolz, Eurer Hochzeit beiwohnen zu dürfen. Ich danke Euch nochmals.“
    „Ach, wer weiß, was aus mir werden wird.“
    „ Die Moighusen sind ein großes Kriegervolk. Über ihre Frauen aber ist wenig bekannt.“
    „ Sie sind uns damals im großen Krieg herbeigeeilt und haben uns zum Sieg über unsere Feinde verholfen. Wie wäre die Geschichte verlaufen, wenn mein Vater damals den Krieg gegen Alvestia verloren hätte? Wäre ich jetzt hier auf der Reise in den Norden?“
    „ Den Göttern sei Dank, dass sie die Niederlage verhindert haben.“
    „ Ja, es ist der Wille der Götter. Mögen sie uns beistehen auf dieser Reise.“
    „ Euer Vater zeigt es euch nicht offen, aber ich weiß, dass er Euch liebt. Er hat Euch immer schon geliebt.“
    „ Ich fürchte, dass Dümnakis ihm etwas antun wird.“
    „ Was meint ihr?“
    Sarafie hatte Dümnakis geschworen, niemandem etwas von ihrer Unterredung von letzter Nacht zu erzählen. Doch jetzt war es ihr so ausgerutscht. Was machte es denn schon, sie waren ja so weit entfernt von ihrer Heimat.
    „Ach, nichts. Er ist sauer auf unseren Vater. Du weißt ja, wie er manchmal ist. Sein Temperament geht oft mit ihm durch.“
    „ Euer Bruder ist noch sehr jung.“
    „ Er hat bis heute nicht erfahren dürfen, wer seine Mutter ist.“
    Die Zofe verzog ihre Miene. Sie hatte ihre Hände ineinander gefaltet. Sie drehte die Daumen nervös umeinander. Sie schämte sich, ihrer Herrin in die Augen zu schauen.
    Schließlich flüsterte sie: „Es gibt Gerüchte.“
    „ Was für Gerüchte?“
    „ Manche glauben, dass ...“
    Plötzlich ertönte ein lautes Geschrei. Die Soldaten der Eskorte schrien herum wie Männer kurz vor ihrem Tod.
    Sarafie und Ananie schauten sich schockiert gegenseitig an.
    Was war geschehen?

Dinjakis

    Auf einem Hügel nördlich der Stadt, angrenzend an den Fluss Labria, predigte in jenen Tagen ein Mann namens Dinjakis zu hunderten von Menschen. Der 35-jährige Dinjakis war ein Waisenkind, das kurz nach seiner Geburt von seiner Mutter auf den Stufen des größten Tempels von Lömane ausgesetzt worden war. Ein Priester nahm den Jungen bei sich auf und unterrichtete ihn in allen Wissenschaften, auf denen er bewandert war. Schon früh zeigte sich, dass dieser Junge ein besonderer Mensch war. Der Priester liebte ihn sehr und zog ihn wie seinen eigenen Sohn auf, den er nie hatte. Dinjakis entwickelte mit der Zeit seine eigenen Thesen über den Sinn des Lebens und über die Wahrheit der verschiedenen Religionen der Welt. Eines Tages behauptete er vor seinem Ziehvater, er sei göttlichen Ursprungs. Der Priester konnte von dem jungen Dinjakis das Versprechen abringen,
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