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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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klingende See;
    sende dein weiches Licht herab,
    um all das Leben zu beglücken,
    das dich anbetet …
    Die Göttin drehte sich um, die Hände segensvoll geöffnet. In ihrem tiefen Blick lagen Vergebung, Verständnis und Liebe.
    Lhiannon seufzte, ließ den letzten Hauch von Groll entweichen und spürte, wie sich ihre Seele mit wohligem Frieden füllte – als sei dies das von ihr verlangte Opfer.
    Ah, Boudicca, das ist es also, was wir dir bekunden müssen, dachte Lhiannon flüchtig. Ich hoffe, dass du eines Tages verstehen wirst … Und da war der Gedanke schon wieder verschwunden. Nur das Licht war noch da.
    Es dauerte noch bis zum Herbst, dann wurde Boudicca als Mearans Dienerin berufen. Die Hohepriesterin bewohnte ein großes Rundhaus am Rande des Heiligen Hains. Zu jedem Vollmond nahm sie zwei Priesterschülerinnen sowie eine junge Dienerin in ihr Haus auf.
    Boudicca sagte sich, dass es keinen Grund gäbe, nervös zu sein. Sie hatte bereits am Hof des großen Königs gedient. Aber Könige übten nur weltliche Macht aus. Dass Macht auch hier allgegenwärtig war, das war ihr selbst in den wenigen Monaten, die sie nun hier war, bewusst geworden, wenngleich das Leben bei den Druiden nicht voller Zeichen und Wunder war. Auch die Hohepriesterin schien ihr im alltäglichen Leben kaum anders als die anderen Frauen im gleichen Alter. Mearan saß da, schob erst den einen, dann den anderen Arm in den Ärmel ihrer Tunika und verwickelte sich schon mal darin, wenn ihre Dienerinnen das Gewand falsch gefaltet hatten.
    Im Haus der Hohepriesterin mischten sich die süßen Gerüche trocknender Kräuter mit dem Rauch des Herdfeuers, wo über den Kohlen stets ein Kupferkessel mit Wasser für frischen Tee hing. Das leise Gemurmel der Frauen, das Knistern des Feuers und das leise Prasseln des Regens waren die einzigen vernehmbaren Geräusche.
    An einem solchen Abend, die abendliche Dämmerung war früh hereingebrochen, fand sich Boudicca allein mit der Hohepriesterin. Die anderen waren unterwegs, die Speisen für das Abendessen zu holen. Die alte Frau forderte sie auf, sich neben sie zu setzen, und Boudicca versteifte sich.
    »Fühlst du dich glücklich und wohl hier bei uns?«, fragte Mearan.
    Boudicca wagte einen verstohlenen Blick. Das Alter hatte das Fleisch über den starken Backenknochen erschlaffen lassen, doch die dunklen Augen der Frau waren wie ein tiefer See, in dem faule Ausreden oder Unwahrheiten schlicht versinken würden.
    »Es gefällt mir in Oakhalls«, sagte Boudicca. »Aber ich habe keine Gabe für die Dinge, die ihr tut, und ich mag es nicht, wie ein Kleinkind behandelt zu werden, weil ich diese Dinge nicht kann …«
    »Zu erkennen, was getan werden muss, und andere anzuleiten, es zu tun, ist auch eine Gabe«, sagte die Hohepriesterin. »Woher willst du so sicher wissen, was du alles kannst und was nicht …«
    Boudicca versuchte gerade, die richtigen Worte für eine weitere Frage zu finden, da hörte sie Stimmen an der Tür.
    Mandua näherte sich, gefolgt von Lhiannon und Coventa, voll beladen mit Speisen. Hinter ihnen blies ein regennasser Windstoß herein.
    »Das sieht ja köstlich aus«, sagte die Hohepriesterin. »Und das Wasser im Kessel kocht auch jeden Moment, sodass wir gleich Tee trinken können.«
    »Gibt es Hafermehlkuchen dazu?«, fragte Coventa in freudiger Erwartung.
    »Sobald der Stein heiß ist …«, antwortete Boudicca und goss ein wenig Fett in die Schale mit gemahlenem Hafer. Es war behaglich, dem Regen zu lauschen, der draußen durch die Bäume peitschte, und dabei mit Freunden am warmen Feuer zu sitzen. Sie tröpfelte Sauermilch in die Masse, vermengte alles zu einem Brei, streute Hafermehl auf ein flaches Brett, goss die Masse darauf, bemehlte ihre Finger und begann, den Teig durchzukneten. Das rötliche Licht tauchte die langen Falten der wallenden Gewänder in einen farbigen Schein und tünchte die schemenhaften Konturen kaum erkennbarer Taschen und Behälter mit magischem Zauber. Wahrscheinlich, so dachte sie bei sich, war alles hier magisch – die Kräuter und die Steine, ein Stückchen hiervon und ein Stückchen davon, all die Dinge, die eine Druidin für ihren Zauber brauchte.
    Coventa schnippte einen Tropfen Tee auf die flache Schieferplatte, die sie auf die Kohlen gelegt hatten. Als es zischte, klopfte Boudicca den Teig in eine runde Form, die sie dann mit flinker Hand viertelte. Jetzt noch ein Tropfen Fett auf den Stein, und das Kuchenbacken konnte beginnen. In Kürze mischte
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