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Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Titel: Australien 03 - Tal der Sehnsucht
Autoren: Rachel Treasure
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wie es sein wird, wenn wir verheiratet sind? Ich dachte, du wolltest mit den Mädels heimfahren. Sie freuen sich schon darauf. Bist du dir vielleicht zu gut dafür?«
    »Darum geht es nicht, Sam.«
    »Worum dann?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Das weißt du nie. Das ist dein Problem. Genau darum brauchst du mich!«
    Er zog sie an seine Brust und sah ihr in die Augen.
    »Warte nur, bis wir verheiratet sind. Wenn Mum und Dad erst in die Wohnung in South Yarra gezogen sind, hast du die ganze Homestead, um die du dich kümmern musst. Dann hast du gar keine Zeit mehr fürs ›Nichtwissen‹. Das wird perfekt. Du wirst schon sehen. Okay?« Damit küsste er sie zärtlich auf die Nase.
    Sie nickte und lächelte zaghaft, aber glücklich war sie nicht. Sie seufzte. Er konnte jedes Mädchen haben, so sah es jedenfalls ihre Mutter, und er hatte sie auserwählt. Sie sah ihn in seinen engen Blue Jeans und seinem schweißfleckigen Hemd davonschlendern.

    Froh, endlich allein zu sein, saß Rosemary in ihrem schmutzigen Kleid am Glenelg River und lauschte Duncans weit entferntem, monotonem Kommentar. Wütend wischte sie eine unerwartete Träne von ihrer Wange und fragte sich, warum sie wohl weinte. Alle Freundinnen ihrer Mutter predigten ihr, was für ein Glück sie hatte, mit Sam verlobt zu sein. Trotzdem hatte sie das Gefühl, dass ihrem Leben etwas fehlte. Sie träumte davon, ein einziges Mal selbst auf einer halben Tonne Muskeln über die Rennstrecke zu donnern, statt nur hinter der Absperrung zu stehen und zuzuschauen. Sie knickte einen Stock entzwei und warf ihn in den olivgrünen Fluss. Warum konnte sie nicht wie die anderen Mädchen sein, die heute Abend im Pub mit Sam zusammen sein würden, fragte sie sich. Warum wollte er sie nicht mitnehmen?
    Sie drehte den Kopf in den Wind. Sie wünschte, er würde ihr eine Ahnung davon zutragen, wie ihre Zukunft aussehen würde. Aber der Wind hob nur die glatten, kurzen blonden Haare aus ihrem verschwitzten Nacken und kühlte die Tränen auf ihren Wangen. Bestimmt suchte ihre Mutter schon nach ihr. Sie schlug die Hände vor die Augen und atmete ein paarmal tief durch. Plötzlich spürte sie etwas Warmes, Nasses auf ihrer Wange.
    Erschrocken sah sie auf. Ein rotbrauner Kelpie saß neben ihr und versuchte, ihr die Tränen vom Gesicht zu lecken.
    »Verzieh dich!«, sagte sie und schob den Hund behutsam zur Seite.
    »Er meint es nur gut«, hörte sie eine Stimme in ihrem Rücken.
    Sie drehte sich um und blickte auf die Silhouette eines Mannes, der ein Pferd am Zügel hielt. Im nächsten Moment trat er in den Schatten eines Eukalyptusbaumes, wo sie ihn besser erkennen konnte. Es war Billy O’Rourke.
    »Magst du keine Hunde?«, fragte er.
    »Nein! Doch. Ich meine schon, aber ich …«
    »Du solltest Hunde mögen.«
    Rosie schaute in Billies wettergegerbtes Gesicht auf. Er lächelte sie freundlich unter seinem breitkrempigen Hut hervor an. Die Zügel hielt er locker in den sonnengebräunten Fingern. Sie hatte Billy oft in Casterton am Fluss gesehen, wo er nervöse, noch unerfahrene Pferde einritt. Und jede Woche kam er in die Redaktion des Chronicle geschlendert, um den neuesten Bericht über den Viehmarkt einzureichen.
    »Ich mag Hunde«, sagte sie.
    »Das trifft sich gut, denn ich habe einen Job für dich. Bist du morgen in der Arbeit?«
    »Ja.« Rosemary nickte. Leider, dachte sie bei sich.
    »Gut. Bis dann.« Damit führte er sein Pferd weg.
    »Moment! Was für ein Job soll das sein?«
    Er drehte sich noch mal um und zwinkerte ihr zu. »Du wirst schon sehen.« Dann machte er sich auf den Rückweg zur Rennstrecke, leicht o-beinig und mit eingefallenen Schultern, die von jahrelangem Schafescheren in gebückter Haltung zeugten.
    Der rotbraune Kelpie sah ihm nach, blieb aber an Rosemarys Seite sitzen. Er schob seine warme Schnauze unter ihre Hand, damit sie ihn streichelte. Sobald Rosemary seine samtigen Ohren kraulte, legte er das Kinn auf ihre Knie, blickte mit schokoladebraunen Augen zu ihr auf und seufzte.
    »Was willst du denn?«, fragte Rosemary.
    Dann pfiff Billy, und der Hund war weg.

Kapitel 2
    D er Konvoi von eingestaubten Geländewagen ratterte über den Viehrost und durch die weißen Holzgatter der Highgrove Station. Rosemary saß neben Prudence Beaton eingeklemmt in Margarets neuem Pajero. Während der vierzigminütigen Fahrt nach Hause hatte sie versucht, das dezente Aroma von Hundeurin zu ignorieren, das von Prue ausging. Jetzt lehnte sie die Stirn gegen das Seitenfenster und
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